Es ist ein ernüchternder Gedanke, dass für die Ausführung der Ratschlüsse Gottes das Werk des Geistes Gottes genauso absolut notwendig ist wie das Versöhnungswerk Christi. Wir kommen weder ohne das vollendete Werk Christi aus noch ohne das im Moment noch unvollendete Werk des Geistes Gottes. In 2. Korinther 3 finden wir, dass es eine Schrift gibt, die durch den Geist des lebendigen Gottes in unsere Herzen eingeschrieben wird. Natürlich wirkt auch der Herr Jesus Christus ununterbrochen ein Werk, das Er heute noch ausübt, wie Matthäus 16 sagt: „Ich werde meine Versammlung bauen“; und dieses Werk führt Er als der Sohn des lebendigen Gottes aus. Wir können es gar nicht genug betonen, dass Er in der Kraft eines unauflöslichen Lebens aus dem Tod hervorkam, um dann Sein Werk zu beginnen. Er sagt: „Ich werde meine Versammlung bauen“, weil dieses Werk, als Er davon sprach, noch zukünftig war. Jenseits des Todes, in Auferstehung, begann Er dieses mächtige Werk als der Sohn des lebendigen Gottes. Aber dann ist da auch der Geist des lebendigen Gottes, der am Werk ist und, dem Herrn sei Dank, in unseren Herzen gewirkt hat – wie ich glaube in unser aller Herzen.

In Verbindung damit sollte der Vers in 2. Mose 32 sorgfältig beachtet werden: „Die Tafeln waren das Werk Gottes, und die Schrift war die Schrift Gottes“, d.h. es war göttliche Schrift auf göttlich gestaltetem Material. Das muss immer so sein. Alles muss von Gott sein. Unsere Herzen müssen durch den Geist Gottes zubereitet sein. Wenn es ein bleibendes Werk sein soll, muss es Sein Werk sein.

In Hesekiel 36,26 spricht Gott davon, wie Er das Volk in Kürze unter dem neuen Bund in ihr eigenes Land sammeln will und sagt: „Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben; und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleische wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.“ Die Herzen der Kinder Israel, von denen wir so viel im Alten Testament lesen, waren den Steintafeln, auf die das Gesetz geschrieben wurde, schrecklich ähnlich. Das auf Steintafeln geschriebene Gesetz passte zu den Tafeln, denn man kann Steintafeln zwar zerschmettern, aber nicht dehnen und biegen als wären sie aus Gummi. Das Gesetz war auf Tafeln aus Stein geschrieben und war genauso unflexibel wie das Material, auf dem es stand. Ach, das Herz Israels erwies sich als steinern. Es war kein Material da, auf dem man etwas hätte schreiben können, und so sagt der Herr im Buch Hesekiel gleichsam: „Ich werde Israel erneuern, ich werden durch meinen Geist wirken, sodass sie fähig sind, das zu empfangen, was ich in künftigen Tagen schreiben werde.“ Er wird folglich ein neues Material haben, auf das Er schreiben kann.

Dieselben zwei Dinge findet man in 2. Korinther 3: Zuerst muss man das geeignete Material haben und dann die Schrift des Geistes Gottes selbst. Deshalb sagt der Apostel in Vers 3: „nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens.“ Der Geist Gottes war bei der Neugeburt tätig und deshalb habt ihr die Fähigkeit, das aufzunehmen und zu behalten, was Er schreiben wird. Ich will euch ein sehr einfaches Beispiel geben. In jüngeren Jahren hatte ich ein oder zwei Unterrichtsstunden in Fotografie. Du willst ein Foto machen und hast deiner Meinung nach alles vorbereitet, was man für ein gutes Foto braucht. In der Dunkelkammer wird das Fotopapier eingespannt und belichtet. Dann kommt die Entwicklung, aber was für eine Enttäuschung! Das Papier bleibt weiß, es erscheint kein Bild. Du hast ein erstklassiges Objektiv und eine gute Kamera verwendet, das Motiv versprach ein schönes Foto und die Lichtverhältnisse waren perfekt, aber das eingespannte Papier war kein Fotopapier. Es war kein geeignetes Material zur Belichtung. Es hatte nicht die Fähigkeit, das Bild aufzunehmen. Das Wort „Fotografie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „etwas durch Licht Geschriebenes“.

Gott lässt Sein Licht auf unsere Herzen scheinen, um Seine Schrift darauf zu schreiben, aber du musst das richtige Material haben, auf dem geschrieben werden kann. Und solange der Geist Gottes nicht tätig war und in dir diesen „inneren Menschen“ erzeugt hat, der von Ihm selbst ist, gibt es auch keine „fleischliche Tafel des Herzens“, auf die Christus geschrieben werden kann. Du gleichst dem falschen Fotopapier. Wenn der Geist in uns gewirkt hat, dann haben wir in der Tat die Fähigkeit, das Scheinen des Lichtes zu empfangen, und sind bereit, dass Christus auf unsere Herzen geschrieben wird. In Ihm konzentriert sich das Licht. Er ist das Licht.

Beachtet, dass es nicht unser Verdienst ist, dass wir die Gnade Gottes empfangen haben. Hätte der Geist Gottes nicht in Gnade an uns gewirkt, wären uns die Augen nie geöffnet worden. Doch jetzt ist es das Werk des Geistes Gottes, Christus auf unsere Herzen zu schreiben. Darum geht es in diesem Abschnitt. Christus soll auf euch geschrieben werden. Die Welt warf Ihn hinaus. Gott sagt, dass Er Ihn auf die fleischlichen Tafeln der Herzen Seines Volkes schreiben will. Ach, wie oft ist diese hervorragende Inschrift bei uns verwischt und unleserlich.

Als ich noch ein Junge war, lernte ich von einem alten Mann eine weitere Lektion in Bezug auf Fotografie. Er nahm mich mit in seine Dunkelkammer und ich sah mit großem Interesse zu, wie er ein Foto entwickelte. Sehr schnell wurden die dunklen Stellen sichtbar, doch kurze Zeit später wurde es ziemlich undeutlich und wir konnten das Motiv nicht ausmachen. Wir taten es also ins Fixierbad und hielten es dann ins Licht. Es war tatsächlich ein Foto, aber von der merkwürdigsten Sorte. Köpfe erschienen an völlig unerwarteter Stelle, Leute und Bäume vermischten sich zu unmöglichen Motiven. Was war passiert? „O“, sagte er, „ich habe den Film doppelt belichtet!” Das war ein Durcheinander, sage ich euch. Aber so geht es ziemlich vielen Christen. Sie waren den klaren Lichtstrahlen Christi ausgesetzt, das Wort Gottes hat an ihnen gewirkt und dann setzen sie sich völlig freimütig der Welt und ihrem falschen Licht und ihren verführerischen Einflüssen aus, und das Ergebnis ist ein merkwürdiges Durcheinander, wie auf dem Foto, an das ich mich so gut erinnere.

Wir wollen uns oft im Licht Christi aufhalten, denn das Werk des Geistes Gottes ist es, Christus auf unsere Herzen zu schreiben, damit er in uns und in unseren Wegen zu sehen ist. Dafür ist es nötig, dass wir viel und oft über Christus nachdenken, während wir das Werk des Geistes Gottes nicht vergessen, dieses Werk, dass Er in unseren Herzen ausführt. So kommen wir zum letzten Vers in 2. Korinther 3. Dort finden wir Christus in der Herrlichkeit, die keine vorübergehende Herrlichkeit ist, die vom Gesicht eines Mose strahlte, in Verbindung mit dem Gesetz und dem alten Bund, dem System, das nur forderte, sondern eine bleibende Herrlichkeit in Verbindung mit Gnade und dem neuen Bund, Gottes großem System, in dem Gott für alles sorgt. Ist euch aufgefallen, dass Gott in Hesekiel zweimal sagt: „Ich werde“? Gott spricht davon, was Er tun will, von sich aus und für sich selbst. Es steht in Verbindung mit dem neuen Bund, wo Gott nicht mehr von dem Menschen fordert, wie er für Ihn sein soll, sondern wo Gott sagt, was Er selbst für den Menschen und zu Seiner eigenen Herrlichkeit tun wird.

Entsprechend dem letzten Vers in unserem Kapitel sind wir, dem Herrn sei Dank, in das Licht dieser Herrlichkeit gebracht. Wir sehen im Glauben auf zu jener Herrlichkeit, die von all dem spricht, was Gott ist, was Er in Christus für uns ist. Auf dieser Herrlichkeit liegt keine Decke, wie auf dem Gesicht Moses. So wird auf uns ein verwandelnder Einfluss ausgeübt und dadurch wird Christus tiefer auf unsere Herzen geschrieben, damit Sein Bild in solchen, wie wir sind, gestaltet wird.

Das ist es, was wir im Moment so dringend nötig haben. Wir mögen schön und klar predigen, aber wäre darin doch etwas mehr von der klaren Ausstrahlung des Wesens Christi zu sehen, der auf unsere Herzen geschrieben ist. Habt ihr schon mal einen Christen getroffen, der euch sofort als jemand auffiel, der Christus gleicht. Das beeinflusst dich mehr als viele wortgewandte Vorträge. Das ist das Werk des Geistes. Lasst uns wachsen in der Erkenntnis Christi und dieses Werkes des Geistes, damit wir mehr Christus gleich sind.

[Übersetzung: Marco Leßmann]