Soll der Christ angesichts des Unrechts in der Welt schweigen? Sollte er nicht versuchen, die Welt zu verbessern?

Es ist kaum nachvollziehbar, dass der Christ schweigen und damit das Unrecht stillschweigend dulden sollte. Die Frage ist allerdings: Was ist sein Ziel, wenn er seinen Mund gegen sie auftut?

Ist es der Auftrag Gottes für Christen, die Welt zu verbessern? Sind sie als Könige auf Gottes heiligen Berg Zion gesetzt, um Gerechtigkeit und Gericht auf der Erde zu üben? Nicht sie sind dazu gesetzt, sondern Christus in kommenden Tagen, wie Psalm 2 und 72 und andere Stellen zeigen. Die Verbesserung der Welt wird sehr schnell vollendet sein, wenn Er zum zweiten Mal auf die Erde kommt.

Die Propheten des Alten und die Apostel des Neuen Testaments schwiegen nicht angesichts des Ausmaßes der Sünden der Menschen. Aber sie betonten mehr die Sünden der Menschen gegen Gott als die Sünden der Menschen gegen ihre Mitmenschen, und banden diese Sünden auf die Gewissen der Menschen, mit dem Ziel, sie zur Buße und damit in die rechte Beziehung zu Gott zu bringen. Wenn sich als Folge der rechten Beziehung zu Gott auch das Verhalten änderte, war es zwar gut. Es war jedoch nicht das Hauptziel des Zeugnisses der Christen, sondern ein positiver Nebeneffekt.

Was ist schlecht daran, wenn ein Gläubiger alles ihm mögliche tut, um Dinge zu verbessern (z.B. Mithilfe in gemeinnützigen Institutionen)?

Wenn der Gläubige es zulässt, von der Hauptlinie des Vorsatzes Gottes für uns abgezogen zu werden, ist es allerdings sehr schlecht.

Da arbeitet ein ernsthaftes Kind Gottes mit Eifer an einem Werk, wozu es von Gott gar nicht beauftragt wurde, und dass derart über seine Kräfte geht, dass seine Erfüllung dem mächtigen Sohn Gottes  vorbehalten ist, wenn Er in Herrlichkeit mit Seinen heiligen Zehntausenden kommen wird. Ist das etwa nicht schlecht? Es ist in der Tat in zweifacher Hinsicht schlecht: erstens ist es eine Verschwendung von Energie in Dingen, die nicht zu Gottes gegenwärtigem Plan gehören und zweitens ist es eine Missachtung von Tatsachen.

Die Kirche, die aus allen Heiligen Gottes besteht, ist auf der Erde wie eine Festung im Feindesland, oder, um ein anderes Bild zu gebrauchen, wie eine ausländische Botschaft. Haben die Offiziellen der britischen Botschaft in Paris – vom Botschafter abwärts – in dieser Stadt die Aufgabe, das französische Leben zu verbessern? Sollen sie eine Bewegung anführen, oder sich irgendeinem Club für politische Reformen anschließen? Nein, sie sollen die Interessen ihres eigenen Königs und Landes vertreten und diese Interessen vor den Augen der französischen Bevölkerung recht repräsentieren. Sich in französische Dinge einzumischen, wäre eine echte Beleidigung für das französische Volk.

Wir Christen sind als himmlische Botschafter um die Interessen Christi besorgt. Wir repräsentieren Ihn. Wir mischen uns nicht in die Interessen der Welt ein, als ob wir Eingeborene des weltlichen Systems und nicht Ausländer wären.

[Übersetzt von Marco Leßmann]