Es scheint so, dass die Israeliten mit dem Zeugnis über das Königreich zu allen Nationen ausgehen werden, nachdem sie den Assyrer besiegt und sich im Land niedergelassen haben werden. Auf diese Weise wird das Wort des HERRN, unterstützt durch die Kraft, die zugunsten seines Volkes so auffallend gewirkt hatte, eine weite Verbreitung finden. Denn „die Erde wird voll Erkenntnis des HERRN sein, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken“ (Jes 11,10); genau davon wird Israel der Botschafter unter den Nationen sein. Ich denke, dass es ein jüdisches Zeugnis sowohl vor als auch nach ihrer Rückkehr ins Land geben wird. Es ist offensichtlich so, dass es eine aktive Verkündigung in dem Zeitraum nach der Entrückung für die Gläubigen und ihrer Erscheinung mit Christus in Herrlichkeit geben wird. Doch darüber hinaus gibt es auch Gründe dafür anzunehmen, dass die Verkündigung nicht aufhört, auch wenn sie ihre Form ändern mag, nachdem der Herr gekommen sein wird.

Es ist wichtig festzustellen, dass es in der Prophetie zwei große Übergänge gibt, die leicht verwechselt werden können. Trotzdem müssen sie auseinandergehalten werden, will man zu einem gewissen Verständnis des Themas kommen. Es gibt einen Übergang, nachdem Christus den Seinen begegnet ist, bevor er öffentlich erscheint und den Antichristen entfernt. Dies ereignet sich zwischen der Verwandlung derer, die für die himmlische Herrlichkeit bestimmt sind und der Erscheinung des Herrn und den Seinen vor der Welt. Während dieser Zeit, wenn die Gerichte der Vorsehung auf die schuldige Christenheit kommen werden, ist der Herr, soweit die Erde betroffen ist, damit beschäftigt einen jüdischen Überrest zu formen, von denen einige durch den Tod müssen, bevor sie durch Gnade an der ersten Auferstehung Anteil haben werden. Nachdem sie mit Christus gelitten haben, werden sie auch mit ihm herrschen. Darin sehen wir einen unveränderlichen Grundsatz Gottes. Andere dagegen werden diese Leiden nicht zu erdulden haben und werden befreit, um hier auf der Erde einen besonderen Ehrenplatz im Königreich einzunehmen. Wenn der Herr erschienen sein und das Tier, den falschen Propheten samt ihrer (jüdischen oder heidnischen) Anhänger vernichtet haben wird, wird es einen weiteren Übergang geben, bei dem der HERR die zehn Stämme ihrer Ordnung gemäß einsetzen wird. Das wird dann bereits mit den zwei Stämmen in Verbindung mit dem ersten Übergang geschehen sein. Er wird die Stämme also wiedervereinigen und sein Volk als Ganzes wieder einsetzen. Das Hauptziel dieser beiden Übergänge ist also zunächst einmal die Wiedereinsetzung der zwei Stämme, denen Ephraim folgt, wobei die beiden Stäbe wieder zu einem in seiner Hand werden (Hes 37). Die Zerstörung Assyriens spielt hierbei in Verbindung mit den zehn Stämmen eine ähnliche Rolle wie die Entfernung des Antichristen für die zwei Stämme. Die eine geschieht vor seiner Erscheinung, die andere besteht aus dem Intervall, der vergeht, nachdem er erschienen ist, aber noch bevor er die so genannte tausendjährige Friedensherrschaft aufrichtet. Es wird eine öffentliche Botschaft ausgerufen und vernommen werden. Es ist eine Zeit der Verkündigung, bevor alles vollständig erfüllt sein wird.

Ich denke, dass die Juden etwas später, nämlich im Tausendjährigen Reich, ganz besonders zu den Nationen ausgehen werden, um ihnen das Wort des HERRN zu bringen (Jes 2; Micha 4). Es besteht kein Zweifel daran, dass die Herrlichkeit im Land Israel offenbar sein wird und dennoch nehme ich an, dass es ein gewisses Zeugnis mit dem Ziel der Bekehrung der Nationen geben wird (Jes 66). Das ist wenig zweifelhaft. Es wird so sein, und zwar besonders während der zweiten Übergangsperiode, aber auch schon während der ersten. Die erste steht dabei mehr mit dem „Evangelium des Reiches“ in Verbindung. Es scheint jedoch noch eine andere Botschaft zu geben: „Siehe, auf den Bergen die Füße dessen, der gute Botschaft bringt, der Frieden verkündigt! Feiere, Juda, deine Feste, bezahle deine Gelübde! [Die Sammlung Israels scheint hier noch nicht abgeschlossen zu sein]. Denn der Nichtswürdige wird fortan nicht mehr durch dich ziehen; er ist ganz ausgerottet“ (Nah 1,15). Wenn auch noch nicht alle in Frieden zurückgebracht sein werden, soweit das ganze Volk betrachtet wird, so bildet der Fall Assyriens doch ein sicheres Zeichen dafür, dass ein bleibender Frieden folgen wird (vgl. Micha 5,5).

[Übersetzt von Stephan Keune aus: „Lectures Introductory to the study of the minor prophets“]