Hier sehen wir die jüdischen Auserwählten, die voller Vorfreude über den Segen jubeln, der über ihr Land und Volk kommen wird. Sie geben so am Tag der Drangsal ihrem innigen Wunsch Ausdruck, in der vollen Gewissheit, dass er in Güte erfüllt werden wird.

Sie erkennen hier das große Ergebnis dieser Güte: „Wahrheit wird sprossen aus der Erde, und Gerechtigkeit herniederschauen vom Himmel“ (Ps 85,12). So gibt der Herr seinen Segen und das Land bringt seinen Ertrag. Außerdem hat es den Anschein, dass sie verstehen, auf welche Weise das Königreich eingeführt werden wird. Wir wissen, dass es dieselbe Weise ist, durch die wir selbst, als arme Heiden, jetzt gesegnet werden (Röm 11,31); nämlich durch das Kreuz Christi, wo sich in der Tat Güte und Wahrheit begegnet sind und sich Gerechtigkeit und Frieden geküsst haben (vgl. Röm 3,26).

Denn es ist „Wahrheit“, die den Tod forderte (1. Mose 2,17), und „Güte“, die sich mit nichts anderem als Leben und Segen zufrieden gibt, die sich hier gegenüberstehen. Der Tod wurde der Wahrheit entsprechend erduldet. Dem Schuldner wurde Leben und Freiheit der Güte entsprechend gewährt. Außerdem küsst „Gerechtigkeit“ „Frieden“ und „Frieden“ küsst „Gerechtigkeit“. Anstatt also die gegenseitige Gegenwart nicht ausstehen zu können, begrüßen sie einander. Das ist möglich, weil der Gerechtigkeit mehr als Genüge dadurch getan worden ist, da der, der Frieden herbeiführt, sich am Kreuz geopfert hat. Der Friede ist aufs Höchste befriedigt, weil er sich dem Sünder auf einer Basis anbieten kann, die der Gerechtigkeit völlige Genüge getan und sie vollständig erfüllt hat. Diese Herrlichkeiten werden einmal in beständiger Schönheit im Reich hervorstrahlen, das durch das großartige Kreuz eingeführt wird. Überall dort, wo vorher alles im Streit gegeneinander war, herrscht jetzt völlige Harmonie.

Im Gegensatz zu „Wahrheit“, die aus der Erde sprosst, und „Gerechtigkeit“, die vom Himmel herniederschaut, herrscht allerdings in unserer heutigen Haushaltung Rebellion und Sünde vor, wobei Gnade von oben herabstrahlt.

[Eingesandt von Stephan Keune]