In diesem Psalm haben wir die Sprache der treuen Juden vor uns (ob sie zu der Gruppe in Babylon gehören oder einen Teil des Überrests bilden, der später einmal bestehen wird, spielt hier keine Rolle), der an die Verheißungen glaubt, die David gemacht worden sind. Sie sind jedoch traurig über die Verzögerung ihrer Erfüllung. Es ist unser Herr Jesus, der uns hier als David, bzw. dem Samen Davids, begegnet (vgl. 2. Sam 7,14 mit Heb 1,5; Ps 132,11 mit Apg 2,30 und Jes 55,3 mit Apg 13,34). Die Gewissheit, dass alles zu einem guten Ende kommen wird, wird explizit zum Ausdruck gebracht. Die Gütigkeiten des Herrn werden „in Ewigkeit“ besungen, die Güte wird „in Ewigkeit“ gebaut werden, Davids Nachkommen sollen bis „in Ewigkeit“ festgestellt werden, etc. Es ist die Zuversicht und Freude eines Herzens über die verbrieften und verheißenen Gütigkeiten an David, seinen Thron und sein Volk. Trotz aller sichtbaren Schwierigkeiten und Hindernisse steht für den Glaubenden fest, dass die „Gnadengaben und die Berufung Gottes unbereubar“ sind. Außerdem wissen wir, dass die Auferstehung Christi die „Gnaden Davids“ wahr gemacht haben (Apg 13,34).

Die folgende Übersicht mag als eine kurze Einführung dieses Psalms dienen:

V. 2–19: Die jüdischen Heiligen freuen sich an dem Bund des HERRN mit David und wiederholen ihn in geraffter Form in Vers 4 und 5.

V. 20–38: Hier wird er ausführlich zitiert. Wir sehen seine ganze Fülle und Segnung. Er steht für das, was an anderer Stelle die „Gnaden Davids“ genannt wird und bildet die Grundlage für den Segen Israels.

V. 39–46: All diesen verheißenen und zugesagten Segnungen werden an dieser Stelle die gegenwärtigen Leiden des Hauses Davids und seines Reiches gegenübergestellt. Außerdem beobachten wir, dass der Zustand zur Zeit dieses Bundes (V. 31–33) der Grund für diese Leiden ist. Obwohl das in Übereinstimmung mit den gegenwärtigen Gedanken der Juden ist, erwähnen sie diese Dinge nicht.

V. 47–52: Er verurteilt diesen Zustand dann und betet. Die Verhöhnung der Fußstapfen seines Gesalbten in Vers 52 scheint eine Anspielung auf die Spötter zu sein, die auftreten, weil der Herr noch verzieht (Mal 2,17; 2. Pet 3,4).

V. 53: Er endet mit einem Lobpreis (wir können uns vorstellen, dass es eine kurze Pause zwischen Vers 52 und Vers 53 gibt) voller Vorfreude auf die Gnade Gottes. Er verbindet so das Ende seiner andächtigen Überlegungen mit dem Beginn des Psalms.

Es ist interessant, in diesem Psalm die Kombination von Güte und Treue zu verfolgen. Es liegt eine kostbare Sicherheit für den armen Sünder darin zu sehen, dass er „treu und gerecht ist, dass er uns die Sünden vergibt“. Denn unsere Gütigkeiten sind verbrieft, sie sind zugesagt, verheißen, garantiert, versiegelt und, in einem gewissen Sinn, erkauft. Wie kostbar ist diese Sicherheit! Wenn wir die Dinge von dieser Warte aus betrachten, stellen wir fest, dass Zucht keine Form davon ist, dass jemand vergessen wurde, sondern dass es vielmehr ein Zeichen der Erinnerung ist. Der Thron Davids wurde für eine gewisse Zeit wegen ihrer Übertretungen in den Staub geworfen, aber er ist nie vergessen worden. Der Feind freut sich über den momentanen Zustand. Sie verhöhnen die Fußstapfen des Gesalbten (V. 52), seinen Verzug oder Verspätung. Sie sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Aber die Gnadengabe und die Berufung Gottes sind unbereubar. Der Bund steht so völlig und frisch vor Gott wie in den Tagen Davids selbst. Der Herr wird einmal zur Freude Israels erscheinen und alle seine Feinde werden beschämt werden.  

Jeder geprüfte Gläubige darf wissen, dass die Zucht kein Ausdruck davon ist, dass er vergessen wurde, sondern dass Gott seiner gedenkt. Nein, aufgeschoben ist nicht aufgehoben und „der Kommende wird kommen…“ (Heb 10,37). „Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten“ (2. Pet 3,9).

Nach der jüdischen Einteilung endet der dritte Teil der Psalmen an dieser Stelle.