Der Anbeter oder „Mann Gottes“ drückt zu Beginn dieses Psalms seine Gedanken über die Vergänglichkeit über alles und jeden außer dem Herrn und denen, die ihm vertrauen, aus. Der Herr bestätigt diesen Gedanken selbst, wenn er in Matthäus 24,35 sagt: „Der Himmel und die Erde vergehen werden, meine Worte aber werden nicht vergehen“.

Der Anbeter gesteht dann die menschliche Schwachheit ein und stellt die Ursachen vor. In dem Zug äußert er sein Verlangen, dass er trotz dieser Schwachheit ein weises Herz erlangen und auf den Herrn warten möge. Er schließt mit dem Wunsch auf die Wiederkunft des Herrn, wenn Stabilität an die Stelle der Schwachheit treten und Schönheit die Asche und den Staub ersetzen wird.

Das Herz ist so mit der Größe von dem beschäftigt, was Gott ist, dass sie den Sinn für die Entfernung zwischen dem Urteil des Todes über den Menschen und seine Rückkehr aus dem Tod verloren zu haben scheint (V. 4). Der Apostel Petrus scheint sich durch den Geist geleitet in seinem zweiten Brief auf diesen Vers zu beziehen (2. Pet 3,8).

Der Geist Gottes benutzt hier den Mann Gottes, um in diesem Psalm auf die neue Schöpfung in Christus Jesus zu sprechen zu kommen. Es ist klar, dass er dieses Geheimnis nicht in derselben Fülle darstellen konnte, wie der Schriftgelehrte in Matthäus 13, der im Reich der Himmel unterrichtet ist. Trotzdem wird diese Wahrheit berührt. Es wird einen himmlischen und einen irdischen Bereich geben, aber beide werden eine neue Schöpfung bilden. Die Frau des Lammes, die himmlische Stadt, wird diese Herrlichkeit Gottes in sich tragen (Off 21,11). Doch auch Israel und der irdischen Stadt wird diese Herrlichkeit bekannt sein. Sie wird über ihr (nicht in ihr) scheinen: „Steh auf, leuchte; denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des HERRN ist über dir aufgegangen“ (Jes 60,1). Jeder wird sich daran erfreuen, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Deshalb haben wir hier einen Ruf eines Mannes Gottes vor uns, der verständnisvoll auf das Königreich vorausblickt, obwohl seine Hoffnungen jüdisch bzw. irdisch sind.

„Lass deinen Knechten dein Tun erscheinen und deine Majestät über ihren Söhnen“ (V. 16). Diese Sprache zeigt uns, dass der Sprecher Israel ist, obwohl über den Menschen an sich gesprochen wird. Das stellt jedoch keine Schwierigkeit dar, weil der Mensch in dem Juden einer Prüfung unterzogen worden ist. Der Fall Israels ist ein Zeugnis der menschlichen Schwachheit. Der Psalmist nennt hier 70 Jahre als Zeitspanne, die ein Zeichen der Schwachheit und Nichtigkeit des Menschen ist, und es waren genau 70 Jahre, die die Schwachheit Israels kennzeichneten, als sie sich in der Gefangenschaft Babylons aufhalten mussten. 

Wie gesegnet ist jedoch der allgemeine Grundsatz, der hier zum Ausdruck kommt. Die neue Schöpfung fand ihre Grundlage nicht in dem Staub, sondern dem Herrn selbst. Dem Herrn, der aus den Toten auferstand und siegreich über die Macht des Feindes triumphierte, als er die Abschaffung der Sünde durch sein Opfer bewirkte. „Herr, du bist unsere Wohnung gewesen“. Der Baumeister ist der Eckstein des Gebäudes. Die Wogen und Wellen schlagen vergeblich gegen diesen Bau und die List der Schlange ist Eitelkeit. Es sind ewige Wahrheiten: „und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit“.

[Übersetzt von Stephan Keune]