Das erste Bild von dem Tod Christi wurde genau an dem Tag gegeben, als die Sünde in die Welt kam, und im letzten Buch des Neuen Testaments, das von dem Sieg Gottes berichtet, ist „das Lamm” nicht zu übersehen, auf dessen Opfertod sich dieser Sieg gründet.

Lasst uns nun die ersten vier Bilder von dem Tod Christi betrachten.

Das erste finden wir in 1. Mose 3,21. Der Bericht ist sehr kurz. Nachdem Gott das Gericht über die Schlange, über die Frau und über Adam ausgesprochen hatte, bekleidete der Herr, Gott, das schuldige Paar, deren eigene handgemachte Schürzen aus Feigenblättern sich als wertlos erwiesen hatten, mit Röcken von Fell. Auch wenn nur wenige Worte verwendet werden, schließt es doch eindeutig den Tod ein – den Tod der Tiere, die die Felle lieferten. Danach standen vor Gott also zwei schuldige Sünder, bekleidet mit dem, was vom Tod eines Opfers spricht.

Das Wort, das hier im Hebräischen verwendet wird, ist das gewöhnliche Wort für „bekleiden”, aber wir sollten wohl beachten, dass das hebräische Wort, das ein Bedecken andeutet, das Gleiche ist, was überall im Alten Testament für „Sühnung“ verwendet wird. Im Licht der Wahrheit des Evangeliums, wie es in Römer 3,25 offenbart wird, ist das sehr bezeichnend, denn dort wird von „Hingehenlassen“ gesprochen. Bis die wirkliche und ewige Sühnung durch den Tod Christi geschehen war, ließ Gott mit Blick auf das, was Christus vollbringen würde, die Sünden der Gläubigen hingehen. Ihre Sünden wurden vor Seinem heiligen Auge bedeckt durch die Opferung der vorgeschriebenen Opfer.

Das erste sühnende Opfer geschah also durch die Hand Gottes selbst. Es war vorläufig und wies hin auf das große Opfer, das kommen würde. Es schattete den Tod Christi in seinem – wenn wir so sagen dürfen – einfachsten Aspekt voraus: der Bedeckung, die einen sündigen Menschen befähigt, vor einem heiligen Gott zu stehen.

Doch im nächsten Kapitel kommt sofort ein weiteres Bild vor uns, das unsere Gedanken einen Schritt weiter führt. Als Sünder brauchen wir, wie wir gesehen haben, die Bedeckung, die die Schläge des Gerichts abwendet, die wir verdient hätten, doch wir brauchen mehr als das. Die Sünde hat eine Mauer zwischen uns und Gott aufgerichtet und getrennt von Ihm werden wir nie glücklich sein. Gibt es einen Weg, auf dem das Nahen zu Gott möglich ist?

Kain verstand die schlimmen Folgen der Sünde nicht und dachte offenbar, dass das Nahen zu Gott eine ganz einfache Sache sei, die dadurch erreicht werden kann, dass man Gott die Früchte seiner eigenen Arbeit anbietet. Abel dagegen hatte ein Empfinden davon, dass der Lohn der Sünder der Tod ist (vgl. Röm 6,23), denn er brachte etwas „von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett.“ Die kursiv geschriebenen Worte machen deutlich, dass diese Erstlinge oder Lämmer gestorben waren. Er tat dies durch Glauben, wie wir in Hebräer 11,4 lesen; und dadurch erhielt er Zeugnis, dass er vor Gott gerecht war und dass er in seinem Nahen zu Gott angenommen worden war.

Dieses zweite Bild hat uns einen Schritt weiter geführt. Es ist eine Sache bedeckt und damit vor jedem Schlag des Gerichts geschützt zu sein, der uns andernfalls von Seiten der Hand Gottes treffen würde. Es ist eine andere und noch wunderbarere Sache, fähig zu sein, Gott zu nahen und dort Annahme zu finden. Außerdem war es hier Abel, der aus Glauben handelte, während bei Adam und seiner Frau alles von Gott ausging und nichts über den Glauben des schuldigen Paares gesagt wurde. So haben wir bis hierhin Bilder des Todes Christi gesehen, der einerseits das Gericht abwendet und anderseits die gerechte Grundlage unseres Nahens zu Gott ist.

Doch wir müssen nach 1. Mose 8,20–22 weitergehen, wo die Opfer Noahs berichtet werden, nachdem die Gerichtsflut abgeklungen war. Von dem reinen Vieh und Geflügel wurden jeweils sieben mit in die Arche genommen, und nun wird jeweils das siebte als Brandopfer geopfert. Der Bericht lautet: „Und der Herr roch den lieblichen Geruch“ oder, wie es wörtlich heißt, „den Duft der Beruhigung.“ Als Folge davon wurde eine neue Ordnung der Dinge eingeführt, auch wenn das böse Gebilde des menschlichen Herzens unverändert war, und der Segen kam auf Noah und seine Söhne.

In diesem dritten Bild werden unsere Gedanken daher in Bezug auf die Bedeutung des Todes Christi weitergeführt. Gott hat darin im vollsten Sinn einen „Duft der Beruhigung“ gefunden. Wenn Seine Ruhe des Tausendjährigen Reiches erreicht ist und wenn Er darüber hinaus sogar in jener neuen Schöpfung ruht, die in Offenbarung 21,1–6 vorhergesagt wird, wird das alles auf keiner anderen Grundlage Bestand haben, als auf der Grundlage des Opfertodes Christi, genauso wie auf derselben Grundlage die alte gefallene Schöpfung weggetan sein wird.

Wir können daher Folgendes sagen: Wie das erste und zweite Bild uns den Tod Christi gezeigt haben, wie er unserer Not begegnet – sei es als Bedeckung unserer sündigen Blöße, oder als Befähigung, Gott wohlgefällig zu nahen – so hat dieses dritte Bild denselben Tod gezeigt, wie er dem Bedürfnis des Herzens Gottes begegnet. Es hat sogar die Einführung einer unverderblichen Ordnung der Dinge in Gerechtigkeit und Heiligkeit deutlich gemacht, nachdem die alte verdorbene Ordnung für immer beseitigt wurde.

In 1. Mose 22 finden wir das vierte dieser frühen Bilder von dem Tod Christi, die vor der Einführung des Gesetzes und seiner Opfer gegeben wurden. Es ist gekennzeichnet von einer Fülle an Details. Wir wollen einige davon betrachten.

Zunächst erscheinen in diesem Bild sowohl ein Vater als auch ein Sohn – Abraham und Isaak. Isaak wird „dein einziger“ genannt (Vers 2), obwohl Abrahams Sohn Ismael schon Jahre vorher geboren worden war. In Hebräer 11,17 wird Isaak noch einmal „sein eingeborener Sohn“ genannt. Das Bild wird noch bemerkenswerter dadurch, dass Isaak ein Kind war, das auf übernatürliche Weise geboren wurde, da beide Eltern, was die Fortpflanzungsfähigkeit anging, schon erstorben waren.

Zum Ort des Opfers, so wird berichtet, gingen sie „beide miteinander” – der große Beweis des Glaubens Abrahams, während Isaak, der Sohn, von Unterordnung gekennzeichnet ist. Es war Abraham, der den Knechten sagte, dass er und der Knabe zu ihnen „zurückkehren“ würden, denn „er urteilte, dass Gott auch aus den Toten zu erwecken vermöge“, wie Hebräer 11 uns sagt. Die einzige Bemerkung, die von Isaak berichtet wird, ist die Frage: „Wo aber ist das Schaf zum Brandopfer?“

Dann kam der Augenblick, an dem der Sohn auf den Altar gebunden wurde, bereit, geopfert zu werden und kein Wort kommt über seine Lippen. Damit ist er ein Vorbild auf den Einen, der, wie Jesaja weissagte, wie ein Schaf zur Schlachtung geführt würde und stumm wäre wie ein Lamm vor seinen Scherern.

Hier endet das Vorbild, denn der Todeshieb gegen den Sohn blieb aus. Abrahams Hand wurde gehalten und stattdessen fielen seine Augen auf den Widder, der im Dickicht von seinen Hörnern festgehalten wurde. Es heißt: „Abraham … nahm den Widder und opferte ihn als Brandopfer an seines Sohnes Statt.“ Hier sehen wir also ein weiteres, bemerkenswertes Bild, denn die Worte „an seines Sohnes Statt“ bedeuten „als Stellvertreter für seinen Sohn“, wodurch wir sehen dürfen, dass der Grundsatz der Stellvertretung die Grundlage für die Anwendung und Wirksamkeit des Werkes Christi ist.

Die Kraft des Widders liegt in seinen Hörnern, und seine Hörner hielten den Widder und brachten ihm den stellvertretenden Tod als Opfer für Gott. So haben wir hier also ein zweifaches Bild, und wenn wir den ersten Teil, den wir betrachtet haben, verlassen, sehen wir Isaak jetzt wie er war – ein sündiger Junge, aber vom Tod befreit durch das Opfer eines Stellvertreters. Die Stricke, mit denen das Opfer an den Altar gebunden war (vgl. Ps 118,28), waren im Fall unseres Herrn die starken Stricke seiner nicht auszulöschenden Liebe. Die Kraft dieser Liebe brachte Ihn auf den Opferaltar, wo Er als der Stellvertreter starb, „der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe“ (1. Pet 3,18).

Dieses vierte Bild vervollständigt das Gemälde, das Gott in jenen Tagen von den Segnungen durch den Tod Christi zeichnete. Inwieweit die frühen Gläubigen diese Vorbilder verstanden haben, entzieht sich unserer Kenntnis, aber im Licht des Neuen Testaments sollten sie deutlich zu unseren Herzen reden. Es ist bemerkenswert, dass es vier Bilder sind, die eine solche Wahrheit so vorschatten, wie es für die damalige Zeit angemessen war, so wie wir auch vier Evangelien haben, um ein vollständiges Bild von dem Herrn Jesus auf der Erde zu bekommen. Wir können Ihn sozusagen von vier Seiten sehen, können Ihn von allen Richtungen des Kompasses der Wahrheit aus betrachten.

So haben wir diese vier Vorbilder kurz betrachtet. Sein Opfertod wurde damit angedeutet, als der einzige Weg, auf dem sündige Menschen vor dem Gericht geschützt werden können, als die einzige Grundlage auf der wir Gott nahen und von Ihm angenommen werden können, als Fundament auf dem Gottes ewige Ruhe stehen wird. Und viertens in zweifacher Weise: nicht nur als Ergebnis der Unterordnung und des Gehorsams des Sohnes gegenüber dem Vater, sondern auch als auf dem Grundsatz der Stellvertretung geschehen.

Wir wollen alle mehr und mehr darüber anbeten und uns darin erfreuen. Nicht nur im Licht der vorbildlichen Schatten, sondern vielmehr im Licht des vollbrachten Opfers können wir mit anbetenden Herzen sagen: „Der Sohn Gottes, der mich geliebt, und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20). Lasst uns die Stunde des Todes unseres Herrn Jesus nie vergessen.

[Übersetzt von Marco Leßmann]