„Prüft euch, ob ihr im Glauben seid, untersucht euch selbst.“ (2. Korinther13, 5).

Warum sollten sich die Korinther prüfen, ob sie „im Glauben“ waren? Viele haben diesen Vers aus dem Zusammenhang gerissen und geantwortet: Weil man nicht sicher sein kann, ob man wirklich ein Gläubiger ist, muss man das stets neu untersuchen. Aber um diese Frage geht es im Kontext überhaupt nicht. 2. Korinther 10–13 hat einen ganz anderen Hauptinhalt: Paulus verteidigt sich hier gegenüber solchen, die seine Apostelschaft in Zweifel zogen. Der Apostel hatte längere Zeit nicht in Korinth sein können. Mittlerweile hatten falsche Brüder sich bei den Korinthern eingeschlichen und versuchten, Paulus in einem schlechten Licht darzustellen.

Paulus argumentiert in 2. Korinther 13,5 nun mit anderen Worten gesagt: Wenn ihr Korinther euch selbst prüft, dann wisst ihr ja, dass ihr Gläubige seid; da ich, Paulus, selbst das Mittel zu eurer Bekehrung war, ist das ein schlagender Beweis dafür, dass ich ein echter Diener des Herrn sein muss. Ihr selbst seid ja durch mich zum Glauben gekommen. Wenn IHR Gläubige seid (und daran zweifelt ihr doch wohl nicht), dann folgt direkt daraus, dass ich ein wahrer Apostel sein muss, denn ihr seid ja durch mich zum Glauben gekommen.

Wenn der Apostel seine Kinder auffordert: „Prüft euch, ob ihr im Glauben seid, untersucht euch selbst“, dann will er also nicht Zweifel an der Echtheit des eigenen Glaubens in den Herzen der Korinther erwecken, sondern er will sie selbst dazu bringen, zu erkennen, dass die Echtheit der Apostelschaft von Paulus unmittelbar mit der Frage verbunden ist, ob die Korinther selbst wirkliche Gläubige waren oder nur einem Betrüger auf dem Leim gegangen waren.