Gern wird von sieben Gleichnissen (des Reiches der Himmel) in Matthäus 13 gesprochen; und diese sieben werden dann neben die sieben Feste in 3. Mose 23 und die sieben Sendschreiben in Offenbarung 2 und 3 gestellt.

Streng genommen ist das aber ungenau. Denn in Matthäus 13 werden acht Gleichnisse gezeigt; sechs davon sind Gleichnisse des Reiches der Himmel. Das erste und das letzte Gleichnis sind keine Gleichnisse des Reiches der Himmel. Das achte Gleichnis trägt einen besonderen Charakter und kann daher auch separat betrachtet werden – auf diese Weise kommt man tatsächlich auf die Zahl sieben.

Aber sehen wir uns das Ganze mal im Überblick an. Matthäus 13 umfasst eine große Zeitspanne: Von dem ersten Kommen des Herrn Jesus bis zu seinem zweiten Kommen. Anders gesagt: Der Herr ist der Sämann, der den guten Samen des Wortes gesät hat, und er wird schließlich in der Vollendung der Zeitalter die Engel aussenden, um die Ernte einzubringen (Matthäus 13,3.39).

  1. Der Sämann (der Herr Jesus und dann auch seine Diener) sät das Wort Gottes. Es werden vier Personengruppen gezeigt, die das Wort hören. Drei bringen keine Frucht, eine Gruppe bringt Frucht. Bei denen, die Frucht bringen, sind wiederum drei verschiedene Gruppen zu unterscheiden, die unterschiedlich viel Frucht bringen. Insgesamt werden 6 verschiedene Zustände des Herzens gezeigt. Matthäus 13,3–23.
Dann folgen 6 Gleichnisse vom Reich der Himmel, es wird vorausgesetzt, dass der König nicht anwesend ist. 
  1. Der Feind des Sämanns (der Teufel) sät Unkraut unter den guten Samen, während die Menschen schlafen. In das Reich der Himmel wird etwas Böses hineingebracht und böse Menschen gehen daraus hervor. Es sind gemischte Verhältnisse. So stellt sich das Reich der Himmel nach außen hin dar. Das Gericht über das Böse obliegt aber nicht den Menschen, sondern dem Herrn, der in der Ernte seine Engel aussenden wird. Matthäus 13,24–30
  2. In den beiden folgenden Gleichnissen geht um das Reich der Himmel als Gesamtheit betrachtet. Äußerlich gesehen wird die Christenheit ein großes Gebilde, was Raum bietet für die Diener Satans. Das Senfkorn wird zu einem Baum und die Vögel des Himmels nisten darin. Matthäus 13,31–32.
  3. Innerlich gesehen wird das Reich der Himmel von böser Lehre durchzogen, so wie Sauerteig alles durchsäuert. Das dritte Gleichnis spricht von der Quantität, das vierte Gleichnis von der Qualität des Reiches der Himmel.

Doch nicht nur der Feind ist am Wirken, sondern auch Gott. In den ersten vier Gleichnissen haben wir besonders gesehen, dass der Feind wirkt: Er nimmt das gute Wort von dem Herzen der Menschen weg; er führt das Schlechte ein, indem er Unkraut sät; er sendet seine Diener in die groß gewordene Christenheit hinein und er sorgt dafür, dass böse Lehre sich ausbreitet. Doch die nächsten drei Gleichnisse zeigen die göttliche Sicht:

  1. Das Reich der Himmel ist wie ein Schatz im Acker. Das zeigt die einzelnen Gläubigen (so wie ein Schatz aus mehreren wertvollen Stücken besteht). Sie müssen von der Welt unterschieden werden. Matthäus 13,44.
  2. Das Reich der Himmel gleicht einem Kaufmann, der schöne Perlen sucht und schließlich eine schöne Perle kauft. Das zeigt die Gläubigen, die zusammen die eine Gemeinde (Versammlung) bilden. Matthäus 13,45–46.
  3. Das Reich der Himmel gleicht einem Netz, das viele Fische umfasst. Bei der Verkündigung des Evangeliums gibt es ein breiteres Interesse und viele bekennen sich zum Christentum. Doch nur guten Fische werden gesammelt von solchen, die geistliches Unterscheidungsvermögen haben. Das ist aber auch Sache, die mehr im Verborgenen geschieht und die das Bild nach außen hin prägt. Matthäus 13,47–50.

Nachdem der Herr den Jüngern die Frage gestellt hat, ob sie alles verstanden haben, kommt das letzte Gleichnis. Es ist kein Gleichnis vom Reich der Himmel, sondern es spricht von denen, die die Wahrheit über das Reich der Himmel kennen:

  1. Wer im Reich der Himmel unterrichtet ist, ist wie ein Hausherr, der Neues und Altes aus seinem Schatz hervorbringt. Manche, was der Herr ausführte, war aus dem Alten Testament bekannt, alles andere war neu. Matthäus 13,51–52.

So haben wir also 1+3+3+1 Gleichnisse. Also sind es insgesamt 8 Gleichnisse in Matthäus 13.