Die Geschichte von der Heilung Naamans des Syrers ist eine Geschichte der Gnade. Naaman war der Heeroberste einer der größten Feinde Israels und er hielt zudem eine israelitische Sklavin. Ausgerechnet dieser Mann wird – durch den Propheten der Gnade, Elisa  – von seinem Aussatz geheilt. Dafür musste er nichts bezahlen. Sein Silber und sein Gold und seine Kleider brauchte er nicht einzusetzen (2. Kön 5,5). Er wurde durch die Gnade gerettet und nicht durch Werke. Es war der „Verdienst“ Gottes und nicht sein Verdienst.

Doch Gehasi, der Knecht Elisas, war damit nicht einverstanden und nahm Naaman nachträglich zwei Talente Silber und zwei Kleider ab (2. Kön 5,20–27). Er zerstörte damit das schöne Bild der Gnade Gottes. Die Strafe, die er bekam, war hart: Er und seine Nachkommen würden zeitlebens vom Aussatz befallen sein.

Gott wacht voller Eifer darüber, dass seine Gnade und das Tun des Menschen nicht miteinander vermengt werden. Wer Gesetz und Gnade vermischt, versündigt sich.

Es mag verwunderlich sein, warum der Galaterbrief in so einem scharfen Ton geschrieben wurde. Aber hier passierte genau das: Gesetz und Gnade wurden vermischt. Und wie oft ist das in der Geschichte der Christenheit geschehen!

Auch durch solche, die lehren, dass Gläubige verloren gehen können. Solche beginnen im Geist und wollen im Fleisch vollenden (Gal 3,2–3). Sie fügen der Gnade Gottes ihr eigenes Tun hinzu (und sei es auch nur das Festhalten an der Gnade). Das schöne Bild der Gnade Gottes wird auf diese Weise zerstört. Es ist nicht mehr 100% Gnade, sondern 99% und 1% eigene Treue. Und damit ist „die Gnade nicht mehr Gnade“ (Röm 11,6).