Nachfolgend ein lehrreicher Vortrag von W.T.P. Wolston:   

Am letzten Sonntag haben wir den Heiligen Geist in dem Bild der Quelle des Wassers betrachtet. Heute Abend stellt uns unser Herr die Gabe des Heiligen Geistes in dem verlesenen Kapitel vor, aber wir werden sehen, dass er es nicht in dem Bild der Quelle des Wassers tut, die ins ewige Leben quillt, sondern wir sehen einen Leib vorgestellt, aus dem Ströme lebendigen Wassers fließen. Wir befinden uns in diesem Teil des Johannesevangeliums noch immer in einem Bereich, wo der Herr in seiner Rede Bilder gebraucht. Wenn wir ein wenig weiter in diesem Evangelium gehen, sehen wir, dass diese bildliche Sprache aufhört und dass wir ganz einfache und klare Aussagen des Herrn über den Geist Gottes selbst, sein Kommen, seinen Charakter und das, was er nach seiner Ankunft tun würde, finden. Aber hier befinden wir uns noch in dem Bereich der Bilder und wir können uns darauf verlassen, dass der Herr eine sehr weise Absicht damit verfolgt, wenn er auf diese Weise spricht.

Wie schön und anziehend sind seine bildlichen Worte: „An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus da und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Es bleibt uns nicht überlassen zu raten oder zu schlussfolgern, was die Bedeutung dieser Worte sind, sondern es ist der Heilige Geist Gottes, der durch den Evangelisten die Bedeutung angibt. „Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“

In dem 4. Kapitel des Johannesevangeliums lesen wir über das Leben in der Kraft des Heiligen Geistes, das als eine Wasserquelle gegeben wird und in Verbindung steht mit der Anwesenheit des demütigen, niedrig gesinnten, gnädigen und doch verworfenen Erlösers, der sich herabließ auf diese Erde zu kommen. In diesem Kapitel finden wir, dass der Empfang des Geistes Gottes durch den Gläubigen sehr eng sowohl mit der Verwerfung auf der Erde als auch mit der Erhöhung in die himmlische Herrlichkeit des Sohnes des Menschen verbunden wird. Auf der einen Seite die Welt, die ihn nicht will, auf der anderen Seite der Himmel, der ihn für sich beansprucht. Wir sehen in dieser Schriftstelle, dass die Gabe des Geistes direkt mit dem gegenwärtigen Platz in der himmlischen Herrlichkeit verbunden wird, die der Herr Jesus als Mensch eingenommen hat. Bevor wir versuchen mit der Hilfe des Herrn diesen Abschnitt näher zu untersuchen sollte ich vielleicht erst den Zusammenhang vorstellen, in dem er steht. Alles in der Schrift steht in einer wunderbaren und göttlichen Ordnung. Und derjenige, der schon bei den vorhergehenden Abenden dabei war, wird sehen, dass es ein wachsendes Licht, eine Entwicklung der Wahrheit in Verbindung mit dem, was unser Herr an dieser Stelle vorstellt, gibt, wenn wir es mit dem vergleichen, was wir schon hatten. Welche Rahmenbedingungen finden wir hier nun? Es ist die traurige und ernste Tatsache, dass die Welt nichts mit Christus zu tun haben wollte. Die Welt wollte die Segnungen von ihm nicht annehmen. Und das ist sozusagen der Grund, warum er die Szene völlig verlässt und sagt, dass er zu dem Platz gehen würde, der ihm zustand und bis zum Übermaß die segnen würde, die ihm zu diesem Platz hin folgen würden.

Das 7. Kapitel wird mit folgenden Worten eingeleitet: „Und danach wandelte Jesus in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa wandeln, weil die Juden ihn zu töten suchten.“ Er wusste genau, dass sein Tod bei den Juden beschlossene Sache war und wendet sich deswegen Judäa zu. Es geht weiter mit den folgenden Worten: „Es war aber das Fest der Juden, das Laubhüttenfest, nahe“. Im vorigen Kapitel im vierten Vers finden wir die Worte: „es war aber das Passah nahe, das Fest der Juden“ (Joh 6,4). Denkst du, dass es nur ein bloßer Zufall ist, dass wir von dem Passahfest im 6. Kapitel lesen und von dem Laubhüttenfest im siebten? Unmöglich! Bei beiden handelt es sich um bedeutsame Vorbilder, und beide haben eine weitreichende und bedeutsame Stellung in den Schriften des Alten Testaments. Das Passah stellt dabei den Tod des Herrn Jesus dar. Wir brauchen keine Zweifel darüber zu haben, weil der Apostel Paulus in 1. Korinther 5,7 schreibt: „Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet worden“. Wenn wir zu 5. Mose 16 gehen, sehen wir drei Gelegenheiten, an denen der Jude vor dem HERRN erscheinen musste. Diese drei Gelegenheiten bestanden aus dem Passah, dem Fest der Wochen und dem Laubhüttenfest. Wie ich schon gesagt habe, war das Passah ein Bild des Todes von Jesus und somit dem Kreuz. Das Fest der Wochen entspricht offensichtlich Pfingsten und damit der Ankunft des Heiligen Geistes (vgl. 3. Mose 23, 15–20; Apg 2,1–4). Das Laubhüttenfest ist ein Bild des Tausendjährigen Reiches. Es steht für Frieden, Ruhe und Herrlichkeit unter der Regierung des Herrn Jesus. In dem Johannesevangelium lesen wir von der Einhaltung des Passahfests und des Laubhüttenfests. Aber wir finden keine Erwähnung des Wochenfests und der Grund dafür ist darin zu suchen, dass das Fest der Wochen etwas vorschattete, was noch kommen musste, nämlich Pfingsten, die Ankunft des Heiligen Geistes. Das Gegenbild des Laubhüttenfests ist eine Szene der Segnung und Herrlichkeit, wenn der Name des Herrn schließlich große Freude und Glück in der ganzen Welt auslösen wird. Das ist noch zukünftig. Das Laubhüttenfest hat deshalb kein Gegenstück oder Gegenbild in der Christenheit. Seine Erfüllung steht noch aus und wird stattfinden, wenn das Reich des Herrn Jesus gekommen sein wird.

Im 6. Kapitel des Johannesevangeliums begegnen wir ihrem Wunsch, Jesus zum König zu machen. Wir lesen im 15. Vers: „Da nun Jesus erkannte, dass sie kommen und ihn ergreifen wollten, um ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein“. Aber wie war es möglich, das Königreich dort aufzurichten, wo die Sünde ungezügelt herrschte und der Zustand dieser Welt so war, wie wir ihn heute noch sehen können? Unmöglich. Und das ist auch der Grund, warum wir etwas später im 6. Kapitel den Herrn sehen, wie er dem Volk klarmacht, dass er selbst sterben musste und sie, wenn sie sein Fleisch nicht essen und sein Blut nicht trinken würden, kein Leben haben würden. „Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst“ (Joh 6,53). Das sind seine Worte. Man kann sagen, dass seine Worte damals nicht eingesehen wurden und auch heute keine allgemeine Akzeptanz finden.

Wir müssen im Auge behalten, dass das, was wir hier im 6. Kapitel finden, das Gegenbild des Manna ist. Das Brot, das die Israeliten in der Wüste hatten. Ich zweifle nicht daran, dass wir im 5., 6. und 7. Kapitel ein bemerkenswertes Bild von dem haben, was jeder Jude sofort verstehen würde. Im 5. Kapitel finden wir sie gewissermaßen in Ägypten, in der Sklaverei. Im 6. Kapitel in der Wüste mit dem Manna in der Mitte. Und im 7. sind sie in Kanaan und feiern das Laubhüttenfest. Aber es könnte die Frage aufkommen: Warum finden wir sie im 5. Kapitel in Ägypten? Was sehen wir dort? Wir sehen dort ein paar Krüppel, die durch den Herrn von ihren Krankheiten und Schmerzen geheilt werden. Genau das war es, was sich in der Geschichte Israels abgespielt hatte. Sie waren aus Ägypten durch die Macht der Gnade Gottes befreit worden und hier haben wir einen Mann, dessen Elend dem ihrem glich und den Jesus, der HERR Jehova, der sich nun selbst auf der Erde befand, vollkommen, heilte. Im 6. Kapitel spielt Jesus auf ihre Erfahrung in der Wüste an. Hatten sie dort kein Manna gehabt? Doch. Und dann sagt er: „Ich bin das Brot des Lebens“. Ich bin das wahre Manna. Ihr müsst mich essen, ihr müsst mich besitzen. Das lehnten sie ab und murrten gegen ihn, sodass, wenn wir zum 7. Kapitel kommen, wo das Laubhüttenfest eingeführt und in einer gewissen Weise auch eingehalten wird, sich der Herr weigert das Fest mit seiner Gegenwart anzuerkennen. Der Tag ihrer Aufrichtung wird deshalb verschoben. Die Freude auf der Erde muss der Freude im Himmel weichen, die in Verbindung steht mit dem auf der Erde verworfenen, aber im Himmel gekrönten Sohn des Menschen.

Der Herr befand sich außerhalb, und diejenigen, die ihm folgen wollten, mussten den Verkehr mit dem, was vom Menschen und von der Welt ist, abbrechen, um sich dem Verworfenen anzuschließen. Der Geist Gottes legt Wert darauf, dieses Ereignis das Fest der Juden, das Laubhüttenfest zu nennen. Dasselbe trifft auch auf das Passah zu, das ebenfalls das Fest der Juden genannt wird. Solche, die mit der Schrift vertraut sind, werden sich daran erinnern, dass es in dem 23. Kapitel des 3. Buches Mose, wo wir einen detaillierten Bericht von der Einrichtung dieser Feste finden, immer wieder heißt, dass es die Feste des HERRN sind. Hier im Johannesevangelium deklariert sie der Geist Gottes lediglich als Feste der Juden. Alles war falsch, hohl, unecht und das ist leider auch genau das, was wir heute in der Christenheit wieder finden. Er, der die Summe und die Substanz von allem ist, und damit auch das Gegenbild all dieser Symbole, Jesus selbst, der Sohn Gottes war gegenwärtig. In ihm hätten sie Erfüllung finden können. Aber wie schade ist es, dass sie ihn nicht anerkannten und er der Ungewollte, Unwillkommene und Ungekannte war. Aber nicht nur das, sondern er war auch der Gehasste, der, dessen Tod die Juden vorbereiteten, während sie die Feste hielten, die auf ihn hinwiesen. Deshalb geht er hinaus.

Unser Kapitel fängt mit der Begründung dieser Handlung an: „Und danach wandelte Jesus in Galiläa, denn er wollte nicht durch Judäa wandeln, weil die Juden ihn zu töten suchten“. Weiter sehen wir, wie seine Jünger zu ihm kommen und sagen: „Zieh von hier weg und gehe nach Judäa, damit auch deine Jünger deine Werke sehen, die du tust“. Er hatte aus einer kleinen Menge, die aus 5 Broten und 2 Fischen bestand, mehr als genug gemacht, um eine ganze Volksmenge zu sättigen. Wie uns Vers 5 berichtet, glaubten auch seine eigenen, leiblichen Brüder nicht an ihn, aber sie hätten sich trotzdem sehr gefreut, wenn sie durch ihre Verbindung mit ihm, der solche gewaltigen Werke tun konnte, in der Welt einen Schub bekommen hätten. Wie traurig ist es zu sehen, dass der Mensch sich nicht zu schade ist, den Namen Christi zu benutzen, um seine Popularität in der Welt zu vergrößern. Das ist das Herz des Menschen. Weiter sagen seine Jünger: „Denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht dabei öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so zeige dich der Welt“. Bringe dich selbst zur Geltung, führe das echte Laubhüttenfest aus und errichte das Königreich. Zeige dich der Welt, ergreife deinen Platz in der Welt, denn davon werden auch wir profitieren. Das ist es, was sie wirklich meinten. Aber was ist seine Antwort? „Meine Zeit ist noch nicht da. Eure Zeit aber ist stets bereit“.

Das ist ein sehr ernstes Wort für den Ungläubigen. Deine Zeit ist stets bereit. Unbekehrter, heute ist deine Zeit. Der heutige Tag fällt in die Zeit der Welt. Es ist sehr ergreifend, wenn wir hier das Wort des Herrn über sich selbst sehen: „Meine Zeit ist noch nicht da“. Er verweist auf seinen Tod. Aber wie anders ist seine Aussage in Bezug auf sie. Jetzt handelt es sich um die Zeit der Welt, den Tag der Welt und den Tag des Menschen. Eure Zeit aber ist stets bereit. Die Welt kann euch nicht hassen, die Welt liebt das Ihrige. Du bist ein Teil und Element von ihr. Sie hasst dich nicht. Du bildest einen integralen Bestandteil von ihr. Du bist vielleicht notwendig für ihren Fortschritt. Mich aber hasst sie, weil ich von ihr zeuge, dass ihre Werke böse sind. Geht ihr hinauf zu dem Fest. Die Welt und ihre Religion haben schon damals wie heute sehr gut zueinander gepasst und jeder Christ sollte sich sehr gut überlegen ob er oder ob er nicht zu einer Wiederbelebung der Szene in Johannes 7 beiträgt. Es ging um den äußerlichen Schein von Freude ohne jegliche Realität. Es war ein bloßer äußerlicher und religiöser Formalismus. Tot – weil christuslos. Es gab nichts, was die Seele befriedigen konnte.

Aber der Herr antwortet seinen Brüdern mit den Worten: „… geht ihr hinauf zu dem Fest. Ich gehe nicht hinauf zu diesem Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt“. Als seine Brüder dann hinaufgegangen sind, geht auch er – verborgen. Nicht, um sich ihnen anzuschließen, sondern um als Zeuge gegen das, was stattfand, aufzutreten. Er geht direkt in den Tempel, um öffentlich zu sprechen. Es gibt bereits viele Diskussionen um seine Person und das Volk ist sich nicht einig. Das ist immer so. Doch selbst in dieser Halle sind sich die Leute über ihn nicht einig. Es gibt Herzen, die ihn lieben und ihre Freude an ihm haben, und es gibt Herzen, die sich überhaupt nicht für ihn interessieren, und du weißt, dass du zu den letzteren zählst, wenn du noch nicht errettet bist. „Und viel Gemurmel war über ihn unter den Volksmengen“. Sie hatten keine Sicherheit. Was war er? Und: Wer war er? Das waren Fragen, die sie beschäftigten. War er der Sohn Gottes? Der Christus? Ein guter Mensch oder doch nur ein Verführer? Keiner wusste es. Doch er ging hinauf in den Tempel und lehrte. „Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit, wo er doch nicht gelernt hat“.  

Das war die nächste Frage. Solch einen Dienst hatten sie noch nie gehört. Er hatte nie zu den Füßen der Schriftgelehrten gesessen. Er hatte nie eine theologische Ausbildungstätte besucht, noch die rabbinischen Lehrinstitute und deshalb kommt bei ihnen die Frage auf: „Wie besitzt dieser Gelehrsamkeit?“ Es ist eine Tatsache, dass der Mensch denkt, dass es unmöglich ist, eine Bildung zu erlangen, die nicht von ihm selbst oder seinen Schulen kommt. Gott wird außen vor gelassen und sein Geist ignoriert. Jesus antwortet: „Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat“. Welch eine Gnade liegt in seiner Antwort. Christus verbirgt sich selbst immer hinter Gott, dem Vater. Es ist ebenfalls bemerkenswert, wie klar wir ihn hier sehen als den Gesandten Gottes. Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat. „Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist, oder ob ich von mir selbst aus rede“. Auf der anderen Seite ist es jedem, der Gottes Willen kennenlernen will möglich. „Wer von sich selbst aus redet, sucht seine eigene Ehre. Wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, dieser ist wahrhaftig und Ungerechtigkeit ist nicht in ihm“. Der Gesandte Gottes war gekommen, um die Gedanken und das Herz Gottes vorzustellen und die Natur Gottes, seinen Ratschluss und seine Absichten sowie die Liebe Gottes zu entfalten. Die Herrlichkeit Gottes war sein Beweggrund und sein Ziel. Selbstsucht war Jesus fremd. Er sprach immer von und für Gott. Und so lesen wir: „Wer nun die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, dieser ist wahrhaftig und Ungerechtigkeit ist nicht in ihm“. Bleiben wir an dieser Stelle einmal stehen. Das Ziel von Jesus als er durch diese Welt zog, war es, die Natur Gottes zu offenbaren und das zu enthüllen, was in dem Herzen des Vaters war und dem Menschen das nahe zu bringen, was er in seinem Ruin, seinem Elend, seiner Not und seiner Sünde brauchte. Alles das würde unmöglich, wenn er das Königreich ergreifen würde. Er wusste, dass nichts anderes als sein Tod den Ansprüchen Gottes und der Not des Menschen begegnen konnte. Und er kam deshalb, um den Willen dessen zu tun, der ihn gesandt hatte. An einer anderen Stelle lesen wir seine Worte: „Denn ich bin vom Himmel herabgekommen nicht um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“.

Der Herr fragt jetzt weiter nach den Gründen ihres Ärgers über ihn. Er hatte einen armen Krüppel geheilt, der 38 Jahre lang am Teich von Bethesda nichts anderes als Enttäuschungen gekannt hatte. Wenn ein Mensch die Beschneidung am Sabbat empfängt, damit das Gesetz Moses nicht gebrochen wird, zürnt ihr mir, wenn ich einen Menschen ganz gesund gemacht habe am Sabbat? In Kapitel 5, Vers 17 lesen wir: „Mein Vater wirkt bis jetzt und ich wirke“. Wie konnte Gott in einer Welt der Sünde ruhen, wo das Böse völlig ungehindert auftrat, wo Satan herrschte, der Tod regierte und der Mensch elend und unglücklich war – wie konnte Gott dort ruhen? Seine Natur der Liebe machte es unmöglich. Und deshalb die Worte: „Mein Vater wirkt bis jetzt und ich wirke“. Das ist die Antwort Christi. Es ist unmöglich das Innere Gottes auszuschließen und es ist genauso unmöglich den Ausfluss seiner Gnade und Güte aufzuhalten. Und so sehen wir hier den Sohn des Vaters, der gesegnete und lebendige Ausdruck der unaussprechlichen Gnade, die das Herz Gottes erfüllt, sagen: „richtet nicht nach dem Schein, sondern richtet ein gerechtes Gericht“. Das Ergebnis war, dass es noch mehr Diskussionen um ihn gab und die Pharisäer Diener sandten, um ihn zu ergreifen. Sie legten fest ihn zu töten, wussten aber nicht, wie sie es anfangen sollten. Keiner legte die Hände an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Die Stunde, in der er sein eigenes Leben zur Verherrlichung Gottes und für die Errettung des Menschen, die Abschaffung der Sünde, die Zerstörung der Macht Satans hingeben würde.

Die Situation hatte sich jedoch zu einer Krise entwickelt. Die Obersten des Laubhüttenfestes hatten sich auf seinen Tod geeinigt. Und als die Diener auftreten, um den gelobten Zeugen für Gott gemäß ihrem Befehl wegzuschaffen – beachte, was er sagt: „Noch eine kleine Zeit bin ich bei euch und ich gehe zu dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet mich suchen und nicht finden und wo ich bin, dahin könnt ihr nicht kommen“. Er sagt es nicht im Blick auf eine Seele, die sehr nach ihm sucht. Diese Aussage gilt nicht für das Herz, das ihn liebt. Es geht nicht um jemanden, der sich nach Errettung sehnt, der nach Gnade sucht. Nein, diese Worte richten sich an seine unversöhnlichen Feinde, die sein Blut forderten. „Wo ich bin, dahin könnt ihr nicht kommen. Die Juden sprachen nun zueinander: Wohin will dieser gehen, dass wir ihn nicht finden können“. Es geht darum, dass er dahin zurückgeht, woher er gekommen ist. Und wenn er das tut wird er einen Weg zu Gott öffnen, sodass jeder, der ihm dorthin nachfolgt, es auf der gerechten Grundlage einer vollbrachten Erlösung tun kann. Seine Gegner sind völlig verwirrt über seine Worte und zeigen das durch ihre Frage: „Wohin will dieser gehen, dass wir ihn nicht finden können? Will er etwa in die Zerstreuung der Griechen gehen und die Griechen lehren? Was ist das für ein Wort, das er sprach: ‚Ihr werdet mich suchen und nicht finden? Und: Wo ich bin, dahin könnt ihr nicht kommen.’“

Das führt uns zu den bemerkenswerten Worten, die wir nun näher betrachten möchten: „An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus da und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“. Das Fest hatte schon 7 Tage angedauert und dies war der achte Tag. Sieben ist in der Schrift die Zahl der Vollständigkeit, wogegen der achte Tag mit den Segnungen der Auferstehung verbunden ist. Es war am achten Tag, dem ersten Tag einer neuen Woche, als der Herr aus den Toten auferstand. Es war acht Tage nach dem, was uns in Lukas 9,23–27 berichtet wird, dass er in Herrlichkeit auf dem Berg der Verklärung gesehen wurde. Du wirst es deshalb in der Schrift finden, dass der achte Tag mit den Segnungen und der Herrlichkeit der Auferstehung in Verbindung steht.

Das Laubhüttenfest zeigt uns zwei Seiten. Es weist typologisch auf das Kommen des Königreichs hin und es erinnert an den Einzug Israels nach Kanaan. Gott hatte sein Volk, das aus Ägypten gekommen, durch die Wüste gegangen und ins verheißene Land gelangt war, nachdrücklich dazu angehalten, einmal im Jahr am Ende der Ernte und Weinlese ein siebentagelanges Fest zu feiern. Was bedeuten in diesem Zusammenhang die Ernte und die Weinlese? Ich habe keinen Zweifel darüber, wofür sie stehen. Die Ernte ist in der Schrift ein Bild des Gerichts, das der Herr einmal über die Welt bringen wird. Ein unterscheidendes Gericht, in dem er die Gerechten erretten und die Bösen nach Matthäus 13,38–43 zusammenlesen wird. Danach kommt die Weinlese, und wofür steht sie? Es geht dabei um das unterschiedslose Gericht, das der Sohn des Menschen auf eine schuldige und blutbefleckte Welt gießen wird, sowie auf solche, die seinen Namen in einer falschen und unrechtmäßigen Weise tragen. Nach dieser Weinlese sehen wir, wie sein Königreich vorgestellt und aufgerichtet wird und deshalb sollte das Laubhüttenfest nicht eher gefeiert werden, bis die Ernte und die Weinlese vorüber waren (vgl. 5. Mose 16,13). Durch dieses Fest brachte Israel zum Ausdruck auf welche Weise sie aus Ägypten und der Sklaverei gebracht worden waren, wie der Herr sie durch die vierzigjährige Wüstenwanderung gebracht hatte und wie er sie schließlich in das verheißene Land versetzt hatte, wo er für sie einen Platz zubereitet hatte, der seinem liebenden Herzen entsprach. Es war ein Fest der Freude. Es sollte durch Fröhlichkeit gekennzeichnet sein.

„An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber …“ Beachten wir, dass es nur bei diesem Fest einen zusätzlichen Tag außerhalb der planmäßigen sieben Tage gab, an dem jeder voller Freude war. Aber wo war Christus? Er war außerhalb und völlig getrennt von dem, was sich abspielte. „Jesus stand da und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke“. Er wusste, dass er trotz der Festlichkeiten, die sich seinem Auge darboten, von erschöpften, elenden und durstigen Herzen umgeben war. Er wusste, dass sich unter der riesigen Menge, die sich an den religiösen Diensten beteiligten viele unbefriedigte, leere und durstige Seelen befanden. Und sehen wir nicht auch heute tausende in derselben Stellung? Welch ein Durst und Elend, ja welch eine Not des Herzens zeigt sich in der Mitte einer überreichlichen, religiösen Förmlichkeit. Wie gesegnet ist es, die Worte des Erlösers zu hören: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke“. Was meint er hier mit den Worten: „wenn jemand“? Ich würde gerne einmal wissen, wen er damit nicht einschließt. Ist eine durstige Seele hier? Ja? Dann meint er genau dich. Es mag sein, dass du fragst: Bezieht sich das nicht auf den Heiligen und Gläubigen, denjenigen, der Erfrischung benötigt und deshalb zu Jesus kommen und trinken soll? Es kann sein, dass es das auch umfasst, aber ich will mich davor hüten die Schrift auf das zu beschränken. Ich lese hier: „wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke“. „So komme er zu mir“ sagt Jesus. Aber es kann sein, dass du mir jetzt sagst, dass es hier um solche geht, die nach der Ankunft des Heiligen Geistes mit demselben erfüllt werden sollten, weil hier davon ausgegangen wird, dass Jesus bereits zurück in den Himmel gegangen ist.

Richtig, aber es kann keinen Zweifel darüber geben, dass unser Erlöser, der nun aufgefahren und verherrlicht ist, während er hier war und durch diese dunkle, erschöpfte, ruhelose und durstige Welt ging, jeden einlud. Jeden, der kommen wollte, um zu trinken. Und jedes unglückliche Herz, das zu dieser Gesellschaft der Durstigen heute Abend gehört, sollte beachten, was er hier sagt: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke“. Ich gebe allerdings zu, dass hier ein Durst, ein Bedürfnis vorausgesetzt wird und dass wir zu ihm kommen müssen, wenn wir durstig sind. Und es ist seine Person, die diesen Durst stillt. Niemand kommt zu ihm, wenn er sich nicht durstig fühlt. Und ich muss eingestehen, dass der Geist Gottes diesen Durst weckt. Diese Empfindung des Elends und der Unzufriedenheit. Haben wir solche Herzen heute Abend unter uns? Hör zu mein Freund: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke“. Und was findest du dann, wenn du kommst: Dass er dich zufrieden stellt und deinen Durst löscht? Weit mehr als das! Ein Schluck kalten Wassers würde den Durst löschen. Was sagt er hier? Ich werde deinen Durst löschen? Nein, sondern er sagt: Ich werde dich befähigen, den Durst von vielen anderen zu löschen. Ich werde dich zu etwas machen. Nicht der Quelle, denn er selbst ist die Quelle, sondern zu einem Segenskanal für andere. Du kommst zu mir und ich will dir den Durst deiner Seele zuerst stillen und dann wirst du zu einem Kanal werden, durch den die Ströme Gottes zu den Durstigen fließen werden, sowie zu allen anderen Bedürftigen. Wenn das Herz von dem, was in Jesus ist trinkt und befriedigt wird, dann fließen die Wasser über und erfrischen andere durstige Seelen. Das Zeugnis wird einfach und natürlich. Hier kommen wir zu einem wunderbaren Thema und ich habe fast Angst es zu berühren. Es ist so großartig, so vollkommen und so gesegnet. Du kommst in deinem Elend, deiner Not und deinem Bedürfnis zu Jesus und was findest du? Alles das, was sich das Herz wünschen kann. Und dann wirst du zu einem Kanal der reichsten Segnungen für andere.

Alles hängt dabei vom Heiligen Geist ab, den „die, die an ihn glauben, empfangen sollten“. Es wird nicht nur der Durst gestillt, sondern es würden auch Ströme lebendigen Wassers aus „dessen Leib“ fließen. Es ist klar, dass das nur durch die Kraft des Heiligen Geistes möglich ist, der aus der Herrlichkeit kommt, wo Christus ist, um das Herz des Gläubigen, in das er eingezogen ist, mit seiner Herrlichkeit zu füllen. Es sind wunderbare Worte, die wir im 38. und 39. Vers lesen: „aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war“ (Joh 7,38–39). Was könnte besser zu dieser Welt, die einer ausgedörrten Wüste gleicht, passen als „Ströme lebendigen Wassers“, die hindurchfließen. Wir können nur staunen, dass wir diese Kanäle sind, durch welche diese Ströme fließen sollen. Doch genau das ist der Zweck dafür, dass wir nach der Bekehrung noch hier gelassen worden sind. Wir sollen Zeugen für unseren abwesenden Herrn sein. Dieses Bild hier steht in einem offensichtlichen Gegensatz zu dem aus Kapitel drei, wo unsere Neugeburt „durch Wasser und Geist“ beschrieben wird. Es geht auch nicht um die „Quelle Wassers, das ins ewige Leben quillt“ (Joh 4,14), die ein Bild der Kraft des Geistes in dem Gläubigen  ist, der ihm die Freude des Bewusstseins über die Verbindung mit dem Vater und dem Sohn schenkt, wodurch der Gläubige in den Genuss von Dingen kommt, die er nicht sehen kann, weil sie himmlisch und ewig sind (Johannes 4). Nein, im siebten Kapitel werden die „Ströme lebendigen Wassers“ zweifellos mehr mit Dienst als mit Anbetung verbunden. Außerdem veranlassen sie uns an die unerschöpfliche Quelle beständiger Stärkung (Erquickung) zu denken, die den Gläubigen durch Gnade dahin führen, sich über die Umstände zu erheben, die auf ihn einwirken. Woran erinnert dich lebendiges Wasser? Ist es nicht ein Bild reichen Segens? Ich denke, dass es den Gedanken einer vollständigen Erfrischung enthält.

Achten wir darauf, dass der Herr Jesus davon spricht, dass „wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“. Drückt es die Schrift wirklich so aus? Ich bin mir keiner Stelle bewusst, dies es so wiedergeben würde. Es muss deswegen der Geist des Zeugnisses der Schrift sein, auf den unser Herr Bezug nimmt. Ein Beispiel dafür finden wir in Sprüche 18,4: „Die Worte aus dem Mund eines Mannes sind tiefe Wasser, ein sprudelnder Bach, eine Quelle der Weisheit“. Eine andere Stelle ist in Jesaja 58,11: „Und beständig wird der HERR dich leiten, und er wird deine Seele sättigen in Zeiten der Dürre und deine Gebeine kräftig machen. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie ein Wasserquell, dessen Gewässer nicht trügen“. Es ist lehrreich, einmal zu untersuchen, wie der Begriff „Strom“ in der Schrift gebraucht wird. Wenn wir Psalm 46 aufschlagen, lesen wir im 4. Vers: „Ein Strom – seine Bäche erfreuen die Stadt Gottes, das Heiligtum der Wohnungen des Höchsten“. Es ist also etwas, was direkt von Gott ausgeht. Im 9. Vers des 65. Psalms heißt es: „Du hast dich der Erde angenommen und ihr Überfluss gewährt, du bereicherst sie sehr: Gottes Bach ist voll Wasser“. Wenn du noch nie aus diesem Strom getrunken hast und noch nie dahin gebracht worden bist, seine Bedeutung zu verstehen, dann muss ich dir sagen, dass dir ein großer Segen entgangen ist.

Der „Strom“ kommt bereits auf den ersten Blättern der Bibel vor und ist ein bemerkenswertes Bild. Lasst uns einmal etwas dem „Fluss Gottes“ in seinem Wort nachgehen. Wir werden feststellen, dass die Kanäle dieses Flusses je nach Haushaltung unterschiedliche Formen annehmen, obwohl es stets derselbe Fluss ist, der sie speist. Gehen wir zu 1. Mose 2, wo wir die erste Erwähnung in Eden haben. In Vers 10 wird der Segen der Schöpfung beschrieben: „Und ein Strom ging aus von Eden, um den Garten zu bewässern; und von dort aus teilte er sich und wurde zu vier Flüssen“. Es ist also der Fluss Gottes, der Segen und Erquickung in die ganze Welt hinaus trägt. Es war eine Haushaltung des Segens sowie des Guten auf der Erde und das ganze Glück des Menschen war eng mit der Schöpfung und Gott als ihrem Schöpfer, verknüpft.

Doch dann kam der Sündenfall und es dauert, soweit ich weiß, bis zum 17. Kapitel des zweiten Buches Mose (dem Buch, das uns symbolisch die Erlösung durch das Blut vorstellt), bis wir wieder etwas von dem Fluss lesen. In dem angegebenen Kapitel finden wir die Israeliten in der Wüste. Ohne Wasser! Was passiert? Im 5. Vers lesen wir die Anweisungen an Mose: „Geh vor dem Volk her, und nimm mit dir einige von den Ältesten Israels; und deinen Stab, womit du den Strom geschlagen hast, nimm in deine Hand und geh hin. Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Felsen am Horeb; und du sollst auf den Felsen schlagen, und es wird Wasser daraus hervorkommen, dass das Volk trinke. Und Mose tat so vor den Augen der Ältesten Israels“.

Gehen wir jetzt zum 78. Psalm, um zu erfahren, was der Heilige Geist über diese Begebenheit sagt. Er beschreibt es in eindrucksvollen Worten: „Er spaltete Felsen in der Wüste und tränkte sie reichlich wie aus Tiefen. Und er ließ Bäche hervorkommen aus dem Felsen und Wasser herablaufen wie Flüsse. Siehe, den Felsen hat er geschlagen, und Wasser flossen heraus, und Bäche strömten“ (V. 15.16 und 20). Es war in der Tat so, dass der Knecht den Felsen schlug und die Erfrischung herausströmte, die Gott seinem ausgezehrten Volk geben wollte. Auf ihrer gesamten Wüstenreise folgte ihnen dieser Segensstrom, weil sie das erlöste Volk des Herrn waren. Es ist möglich, dass es viele Kanäle gab, durch die der Segen floss, um den Durst dieses gewaltigen Volkes Gottes zustillen, doch es gab eine Quelle: den geschlagenen Felsen. In 1. Korinther 10 lernen wir die Bedeutung dieses Felsens kennen: „und alle denselben geistlichen Trank tranken; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. (Der Fels aber war der Christus)“. Der Fels war Christus und das Wasser der Geist Gottes. Ich gebe zu, dass es ein Bild (und wie passend wird jedes Bild in der Schrift benutzt) von dem Geist Gottes ist, der herabkommen sollte, um Christus zu verherrlichen. Es ist der Geist Gottes, der von einem lebendigen Christus kommt, um die Seelen, die sich zu ihm wenden und an ihn glauben, mit unerschöpflichen Segnungen zu erfrischen, um ihn zu einem Segenskanal zu machen, von dem der Segen zu anderen fließt.

Als sich Israel in dem verheißenen Land niedergelassen hatte, war dort auch der Wohnort des HERRN und er bewässerte das Land mit dem „Regen des Himmels“. Hier, in Johannes 7, befinden wir uns jedoch in einer Zeit, wo der Punkt gekommen war, das Land Kanaan wieder zu verlassen, weil es ein ausgetrocknetes Land geworden war, geistlich betrachtet, und der Fluss Gottes dort nicht länger gefunden werden konnte. Von nun an würde dieser Strom, gemäß den Worten unseres Herrn, von dem verherrlichten Sohn des Menschen ausgehen und durch völlig neue Kanäle, seinem gläubigen Volk auf der Erde, zur Erfrischung der geistlich Bedürftigen herabfließen. Die Erde als solche würde bis auf weiteres verworfen werden. Die gegenwärtige Zeitepoche, oder Haushaltung, wird durch geistliche Segnungen in den himmlischen Örtern gekennzeichnet und es ist nicht die Erde die, um im Bild zu bleiben, bewässert wird, sondern das Volk Gottes, die Kirche, die seit dem Herabkommen und der Innewohnung des Heiligen Geistes besteht. Das ist die Bedeutung von den Belehrungen des Herrn in diesem Kapitel. Wenn die Kirche in den Himmel aufgenommen sein wird, dann wird der Fluss Gottes andere Kanäle finden, um die Erde aufs Neue zu segnen. Das wird in dem zukünftigen Königreich des Herrn verwirklicht werden. In Offenbarung 22 erfahren wir etwas über die himmlische Seite dieses Königreichs und wir sehen dort, dass die „Ströme des Wassers des Lebens“ aus dem Thron Gottes und des Lammes hervorgehen (Off 22,1–2), um alles in Frische und Freude zu erhalten. Wenn wir im Tausendjährigen Reich auf die Erde schauen, werden wir erkennen, wie dieser Fluss „unter der Schwelle des Hauses“ des irdischen Zions hervor fließen wird, um nicht nur Jerusalem, sondern die ganze Erde zu bewässern (vgl. Off 7,17; Hes 47,1–12; Joel 3,18; Sach 14,8). Es wird eine wunderbare Zeit himmlischer und irdischer Herrlichkeit sein, die dem Strom Gottes, der voll Wasser ist (ein Bild des Heiligen Geistes), entsprechen wird. Die Ströme werden ungehindert in alle möglichen Richtungen fließen, obwohl der Charakter der Segnungen nicht die Tiefe und Fülle erreichen wird, die die heutige Haushaltung kennzeichnet.

Aber kommen wir zu dem Strom zurück. Wo entspringt dieser Fluss heute? Er entspringt von dem Herzen des auferstandenen Sohnes des Menschen in der Herrlichkeit, welcher den Heiligen Geist jeder Seele gibt, die wirklich zu ihm kommt. Jeder Zweifel darüber wird ausgeräumt, wenn wir lesen: „Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war“. Es geht hier nicht um etwas Materielles in der Schöpfung. Es ist der Geist Gottes, der von einem aufgefahrenen Erretter kommt, um der Zeuge seiner Herrlichkeit zu sein und die Kraft, die uns befähigt, alles zu genießen, was von der Herrlichkeit zu uns strömt, in welcher er sich jetzt befindet. Aufgrund der vollbrachten Erlösung empfangen wir Vergebung, Rechtfertigung, Frieden, Annahme und das Bewusstsein der Beziehung zu Gott, als unserem Vater. Durch den Empfang des Heiligen Geistes sind wir in die christliche Stellung gesetzt worden. Die Frage dreht sich nicht mehr allein darum, den Durst zu stillen und zu löschen, sondern darum, dass nachdem der Durst gelöscht worden ist, die Seele gefüllt wird und schließlich dahin gelangt, dass „Ströme lebendigen Wassers“ aus ihr hervor fließen.

Diese Aussage ist sehr stark. Ich bin davon überzeugt, dass es heute Abend in diesem Saal Menschen gibt, die durstig sind. Sie sind durch den Geist lebendig geworden und verlangen nach Christus. Sie sind besorgt, geübt, vielleicht fromm und Menschen des Gebets, wie Kornelius es war. Trotzdem haben sie keine Ruhe, weil sie den Geist Gottes noch nicht besitzen. Sie kennen nur eine stete Rastlosigkeit und werden in ihren Seelen niemals Frieden haben, solange sie nicht mit dem eigenen Ich zu Ende gekommen sind, sich vor der Gerechtigkeit Gottes gebeugt haben, die am Kreuz so völlig zum Ausdruck kam und anerkennen, dass alles, was sie sind und getan haben durch das Kreuz beiseite gesetzt worden ist. Es geht für sie darum zu erkennen, dass Gott sie jetzt in Christus angenommen hat, der am Kreuz starb und auferstand.

Der einzelne Gläubige empfängt den Geist, der aus der Herrlichkeit, wo Christus ist, gegeben wird in dem Moment, in dem er das Zeugnis Gottes über das Werk annimmt, auf dessen Grund er gestellt worden ist (Eph 1,13). Der Geist Gottes wird damit zum Siegel des Glaubens, indem das Zeugnis Gottes über das Werk Christi angenommen wird und die Kraft der Freude über die bewirkte Stellung ist, welche die normale christliche Stellung ausmacht. Wenn ich von der christlichen Stellung spreche, möchte ich kurz erklären, was ich damit meine. Es ist der neue Platz, dessen Maßstab und Kennzeichen Christus ist, der aus den Toten auferstand und aufgrund der Erlösung als Mensch vor Gott einen neuen Platz einnimmt, an den er all die Seinen führt. In diese Stellung wird der Gläubige nun von dem in ihm wohnenden Geist bewusst gesetzt, mit dem Ergebnis, dass ihn ein völliger Friede umgibt, denn was könnte diesen Frieden noch beeinträchtigen?

Es ist wahr, dass wir alles in und durch Jesus empfangen. Am Anfang steht die Vergebung der Sünden. Unser Durst wird gelöscht und wir empfangen den Heiligen Geist, der in dem Charakter des „lebendigen Wassers“ durch uns hin zu anderen ausfließt. Wenn wir zum Herrn gehen und unsere Herzen durch die Wahrnehmung seiner Gnade gesegnet, erfrischt und unterstützt werden, sind wir dazu berufen, ihn hier auf der Erde darzustellen. Durch den Geist Gottes sind wir befähigt, Segenskanäle für alle zu sein, die um uns her sind. Die Quelle ist der Erlöser in der Herrlichkeit, während der Gläubige auf dieser Erde den Kanal dieser „Ströme lebendigen Wassers“ darstellt, unterstützt durch die Kraft des Heiligen Geistes. Wir begegnen hier dem Gedanken des Dienstes und Zeugnisses für Christus. Haben wir den Heiligen Geist empfangen und nutzen diese unfehlbaren Quellen lebendigen Wassers durch tägliche, ja stündliche Gemeinschaft mit dem Herrn, dann wird sich das verwirklichen, was hier mit den Worten beschrieben wird: „aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen“. Wir kommen aus der Freude der Gemeinschaft, in die wir in unseren eigenen Herzen zuerst gebracht worden sind und das Ergebnis ist Zeugnis und Dienst, indem wir das Evangelium verkünden, am Wort dienen, die Lämmlein und Schafe der Herde Christi weiden, das Verlorene suchen, Irregehende zurecht bringen, Kranke, Arme, Trauernde, Witwen und Weisen besuchen. Tatsächlich ist jeder Zweig christlichen Dienstes ist eingeschlossen, von dem Becher kalten Wassers „in eines Jüngers Namen“ angefangen bis hin zu den höchsten Formen geistlichen Dienstes.

Es ist die überströmende Energie des Geistes Gottes, die von der Herrlichkeit Christi kommt und mit ihr aufs engste verbunden ist, welche in dem Herzen des Gläubigen wirkt und ihn dahin führt, ein stetiger Segenskanal zu sein, wo er sich auch aufhalten mag. Der Geist öffnet seines Lippen und formt sein Leben, sodass er ein lebendiges Zeugnis gegenüber allen ist, die mit ihm in Kontakt kommen. Er wird eine Illustration dessen, was Petrus mit den Worten ausgedrückt hat: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1. Pet 2,9). Es ist etwas Wunderbares nicht nur ein „heiliger Priester“ in der Anbetung zu sein, sondern auch ein „königlicher Priester“ im Dienst. Das erste finden wir in Johannes 4 vorgestellt, das letztere in Johannes 7.

Noch einmal möchte ich das Wort des Herrn verlesen: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“. Vielleicht denkst du, dass du davon keine Ahnung hast. Dann ist es höchste Zeit, sich damit eingehender zu beschäftigen, um Ahnung davon zu bekommen. Und das ist genau das, was ich jedem einzelnen von euch mitgeben möchte. Meint ihr nicht auch, dass es etwas Wunderschönes ist, in dieser dunklen, elenden, verdorbenen, sündebehafteten und von Satan regierten Welt so genannt zu werden? Wäre es nicht wunderbar, mit Christus und mit dem Heiligen Geist erfüllt zu werden? Und wäre es ebenfalls nicht großartig durch diese Welt in Gemeinschaft mit Christus zu gehen, von ihm alles zu empfangen, um das Werkzeug in seinen Händen zu sein, anderen zu helfen und zum Segen zu sein?  Es würde einen großen Unterschied in deinem Leben bewirken. Ich stehe unter dem Eindruck, dass die meisten Christen in Bezug auf geistliche Dinge eher nehmen als geben möchten. Es ist in Ordnung zu empfangen, doch die Schleusen nicht offen sind, um den Segen durch mich ausfließen zu lassen, wird die Freude des Herzens bald zum Erliegen kommen.

Wenn wir mehr daran denken würden, dass wir alles in Christus besitzen und dass wir nur Kommunikationskanäle sind, um von den unerschöpflichen Lagern der Gnade, die sich in ihm befinden zu nehmen, um sie bedürftigen Herzen in unserer Umgebung zuzuführen – welch ein Unterschied würde sich in unserem tagtäglichen Leben bemerkbar machen und welch eine Freude würde unser Leben kennzeichnen. Möge der Herr jedem von uns diese Gnade schenken, dass wir zu ihm gehen, um von seiner Gnade und seinem Geist zu trinken, damit wir auf dieser Erde zu Zeugen seiner Liebe werden, freigemacht und fähig, die Schönheit und Anziehungskraft dieser Gnade hervorstrahlen zu lassen, durch welche er uns zu solch herrlichen Vorrechten berufen hat.

[Übersetzt von Stephan Keune]