Der Grund, warum das Wort Gottes von Menschen nicht verstanden wird, liegt weniger an Unverständlichkeiten im Wort, sondern an dem bösen und von Gott entfremdeten Zustand der Natur des Menschen. Die Wahrheit ist, dass ihm das Wort Gottes zu einfach ist. Da liegt der wahre Fehler – wenn der Mensch doch nur einsehen würde, worin die wahre Schwierigkeit liegt. Ich gebe zu, dass es Fälle gibt, wo ein ehrlicher Zweifel das Gewissen mehr in Bewegung bringt als ein rein traditioneller Glaube.

Ein Mensch, der Dinge nur glaubt, weil sie eben so sind, glaubt Menschen und nicht Gott; und wenn er unter Druck gerät, wird er alles aufgeben. Das, was er „seinen Glauben“ nennt, hat er leichtfertig erlangt, und der Tag kommt, an dem er sich genauso leichtfertig wieder davon trennen wird. Der Glaube war nie tief, war nicht von Gott in sein Herz gepflanzt worden. Wenn es dir um eine Sache ernst ist, glaubst du nicht so leicht alles, was gesagt wird. Wenn dir die Sache absolut gleichgültig ist, glaubst du vielleicht alles,oder bestreitest alles. Leichtfertiger und müßiger Glaube ist nichts anderes als Gleichgültigkeit.

Jemand erzählt dir eine Geschichte. Und weil sie dich nicht sonderlich interessiert, antwortest du: „Dann wird es wohl so sein.“ Du kannst deinem Gegenüber keinen Gegenbeweis liefern, auch wenn die Geschichte dir merkwürdig vorkommt. Du lässt es so stehen. Es mag wahr sein. Was beweist du damit? Ganz einfach, dass dich das Thema nicht interessiert. Doch wenn dir jemand erzählt, dass dir vor einem Monat in Frankreich ein großes Erbe hinterlassen wurde, drehst du dich sofort um. Warum? Weil dich die Sache interessiert. Du sagst, dass du das nicht glauben kannst, weil du dort keine Verwandten hast und verlangst gründliche Beweise. Du interessierst dich dafür, auch wenn dein Interesse dich dahin bringt, die Geschichte anzuzweifeln. Du würdest sie gerne glauben, hast aber noch ernsthafte Schwierigkeiten. Genauso ist es, wenn sich Menschen für das Zeugnis des Wortes Gottes interessieren und wenn der Geist Gottes die Abneigung des Herzens gegenüber der Botschaft Gottes so weit überwunden hat, dass es wirklich wünscht, dass das, was die Schrift sagt, wahr ist. Dann werden Menschen weiter nachforschen, mit dem Herzen glauben und gerettet werden.

[Übersetzt aus “Rationalism” von Marco Leßmann]