Hier geht es um den gottesfürchtigen Menschen in einer gottlosen Welt, der auf die Regierung Gottes wartet, wenn der Böse gerichtet, der Gerechte aber gesegnet werden wird.

Die moralischen Eigenschaften des Menschen, der unter der Regierung Gottes irdische Segnungen erben wird, treten in den Vordergrund.

Dieser Psalm stellt uns einige Prinzipien vor, die für solche gelten, die während der ganzen Zeit der Verwerfung Christi Gott fürchten. Streng genommen beschreibt der Psalm jedoch den gottesfürchtigen jüdischen Überrest, der inmitten eines Volkes lebt, das sich in offener Rebellion gegen Gott und seinen Gesalbten befindet. Er zeigt uns die moralischen Charakterzüge dieses gläubigen Überrestes und die Regierungswege Gottes, durch die der Ungläubige gerichtet, der Gottesfürchtige aber in den Segen auf der Erde eingeführt wird. In Vollkommenheit wurden diese moralischen Charakterzüge in Christius selbst gesehen, der sich mit dem gottesfürchtigen Überrest der Juden eins machte. Zwar bezieht sich der Psalm nicht direkt auf Christus, aber er präsentiert Christus moralisch.

(V. 1) Die Gottlosen haben scheinbar Aufwind. Sie haben ihre eigenen Räte, ihren eigenen Weg, Pläne auszuführen und sitzen bequem auf dem Sitz der Macht, voller Verachtung über die Autorität Gottes. Inmitten dieser Umstände wird uns das äußere und innere Leben sowie das Gedeihen des Gottesfürchtigen beschrieben. Sein äußeres Leben ist durch die vollständige Absonderung von der ihn umgebenden Welt gekennzeichnet. Er nimmt an ihrem Rat, an ihren Wegen und an ihrer gottlosen Bequemlichkeit nicht teil.

(V. 2) Jedoch ist diese Absonderung nicht nur äußerlich und formal; sie wird durch ein inneres Leben der Hingabe an Gott begleitet. Der Gottesfürchtige hat seine Lust an dem Gesetz des Herrn; und dieses Gesetz, an dem er sich so erfreut, wird der Gegenstand seines Nachsinnens bei Tag und bei Nacht.

(V. 3) Des Weiteren führt er sein Leben in Abhängigkeit von Gottes unergründlichen Hilfsquellen, wie ein Baum, der seine Nährstoffe aus den Wasserbächen bezieht. Außerdem führen diese Absonderung vom Bösen, diese Hingabe an Gott und diese Abhängigkeit von Gott zu einem fruchtbaren Leben. Sie bewirken einen schönen Charakter, der in Gottes Augen Frucht ist. Des Weiteren wird das Bekenntnis seiner Gottesfurcht, dargestellt in dem „Blatt“,  nicht durch irgendwelche Widersprüchlichkeiten welk oder beschädigt. Schließlich ist er in allem, was er tut, gesegnet.

(V. 4–5) Ganz anders ist es mit den Gottlosen. Es mag scheinen, dass sie sich auf ihrem Sitz der Autorität, auf dem sie es sich bequem gemacht haben, fest etabliert haben. Doch in den Regierungswegen Gottes werden sie wie die Spreu von dem Wind weggeweht werden. Gegenwärtig mag der Gottlose Erfolg haben und der Gottesfürchtige leiden; und daher mag es scheinen als ob die Regierung Gottes versagt hätte. Das offenbart uns das wichtige Prinzip, dass wir, was die volle Darstellung der heiligen Regierungswege Gottes, sei es in dem Segnen des Gottesfürchtigen oder in seinem Handeln mit dem Gottlosen, auf das gerichtliche Eingreifen Gottes in der Zukunft warten müssen. Dann wird gesehen werden, dass der Gottlose in dem Gericht Gottes nicht bestehen kann, wohingegen der Gottesfürchtige feststehen und offenbar werden wird und gesegnet werden wird in der Versammlung der Gerechten.

(V. 6) In der Zwischenzeit darf sich die gottesfürchtige Seele des Trostes der verborgenen Anerkennung des Herrn erfreuen. Denn der Herr kennt den Weg des Gerechten, und was der Herr anerkennt, wird auch bestehen bleiben – alles andere wird vergehen.