Sünde verlassen! „Der Gesetzlose verlasse seinen Weg und der Mann des Frevels seine Gedanken; und er kehre um zu dem Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung“ (Jes 55,7).

Mancher Mensch wird von seinen Sünden verlassen, “der unreine Geist fährt aus“, er ist aber nicht ausgetrieben worden. Gelegenheiten zu sündigen nehmen ab oder es fehlen die körperlichen Fähigkeiten, die Befehle der Sünde auszuführen. Sünde zu verlassen heißt, von ihr wegzugehen, ohne sich den Gedanken vorzubehalten, zu ihr zurückzukehren. Es ist schon seltsam, einen Trinker, der ständig diese Sünde ausübt, plötzlich nüchtern anzutreffen, und doch ist er genauso ein Trinker, als wenn er betrunken gewesen wäre. Nicht jeder, den wir ab und zu in seiner Feiertagsgarderobe sehen, hat seinen Beruf verlassen. Nur der verlässt seine Sünde, der sie wegwirft und die Tür vor ihr verriegelt, um sie nie mehr wieder zu öffnen: „Ephraim wird sagen: Was habe ich fortan mit den Götzen zu schaffen?“ (Hos 14,8).

Verlasse alle oder keine. Behalte dir eine Lust, und du verlierst deine Seele. Was nützt es dir, armer Sünder, wenn du durch deine Unwissenheit, deinen Unglauben, oder geistlichen Stolz in die Hölle kommst, obwohl du der Plage der offenen Weltlichkeit entgangen bist? Das ist genauso lächerlich wie es bei jenem Mann war, der gehängt werden sollte und dann auf seinem Weg zum Galgen auf keinen Fall durch eine bestimmte Straße gehen wollte, aus Angst vor der Pest, die dort war.

[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]