„Denn Moses hat gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter!’ und: ‚Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben.’ Ihr aber sagt: Wenn ein Mensch zu dem Vater oder zu der Mutter spricht: Korban (das ist Gabe) sei das, was irgend dir von mir zunutze kommen könnte-; und ihr lasst ihn so nichts mehr für seinen Vater oder seine Mutter tun, indem ihr das Wort Gottes ungültig macht durch eure Überlieferung, die ihr überliefert habt; und vieles dergleichen ähnliche tut ihr“ (Markus 7,10–13).

Die Überlieferung der Juden, die später schriftlich niedergelegt wurde („Mischna“ genannt), flankierte nicht die Gebote Gottes, wozu sie gedacht war, sondern stand ihnen oft entgegen. So war das auch mit dem Gerede vom „Korban“. Wenn ein Jude „Korban“ sagte, war das Geld, das er bei sich trug, „geweiht“. Es durfte nur noch für Gott gegeben oder womöglich auch für persönliche Zwecke verwendet werden. Es durfte aber nicht für jemand anders – auch nicht für die eigenen Eltern – eingesetzt werden.

Wenn also die bedürftigen Eltern damals zu Besuch kamen und sich Unterstützung erhofften (eine Rentenversicherung gab es ja noch nicht), da sagte der Pharisäer (oder die von ihm beeinflusst waren) schnell „Korban“ und stahl sich auf diese Weise aus der Verpflichtung, Vater und Mutter zu ehren und ihnen Geld zu geben.

Die Traditionen und Überlieferungen haben die traurige Tendenz, Gottes Wort beiseitezusetzen. Der Bibelausleger William Kelly vermerkte sogar einmal: „Ich für meinen Teil habe noch nie von einer Überlieferung gehört, die in eine religiöse Körperschaft eingeführt oder einzelnen Menschen auferlegt wurde, die nicht dem Wort Gottes widersprach.“