„Und Gideon kam, und siehe, ein Mann erzählte seinem Genossen einen Traum und sprach: Siehe, ich habe einen Traum gehabt; und siehe, ein Laib Gerstenbrot rollte in das Lager Midians; und es kam bis zum Zelte und schlug es, daß es umfiel, und kehrte es um, das Unterste zu oberst, und das Zelt lag da. Und sein Genösse antwortete und sprach: Das ist nichts anderes als das Schwert Gideons“ (Ri 7,13.14).

Gideon steht vor der entscheidenden Schlacht mit den Midianitern. Aber ehe noch die erste Kampfhandlung beginnt, kommt ihm Gott in wunderbarer Weise entgegen und stärkt seinen Glauben. Er lässt Gideon aus dem Mund eines midianitischen Mannes hören, was in den Herzen der Midianiter ist. Um uns zu ermutigen, lässt Gott auch uns heute oft wissen, was in dem Herzen unserer Feinde ist. Die Worte der Dämonen in Matthäus 8,29: „Bist du hierhergekommen, vor der Zeit uns zu quälen?“ machen das deutlich. Und was die Menschen dieser Welt angeht, so können wir versichert sein: Viele zweifeln nicht wirklich daran, dass die Christen schließlich doch recht haben. Nur weil sie die große Anzahl auf ihrer Seite wissen, versuchen sie ständig, sich und andere vom Gegenteil zu überzeugen. Gott aber ermutigt seinen Knecht Gideon, Er ermutigt auch uns.

Beachten wir jedoch, dass göttliche Ermutigung niemals das Fleisch groß macht. Alles, was vom Stolz oder der Selbstgefälligkeit herrührt, muss verschwinden. Wenn Gott seinem auserwählten Diener die Dinge kundtun will, die geschehen werden; wenn Er ihm zeigen will, dass er Midian wie einen Mann schlagen wird, so lässt Er ihn zugleich tief fühlen, dass er in sich selbst nichts anderes als ein „Laib Gerstenbrot“ ist.

Liegt hierin nicht auch für uns eine tiefe Belehrung? Würden die Christen mehr von Weltförmigkeit frei sein, würden sie mehr einem „Laib Gerstenbrot“ (der anspruchslosesten Speise) gleichen, die Welt würde aus Furcht vor ihnen nicht bestehen können. Stattdessen putzen wir uns gern mit dem Schmuck der Welt heraus und begehren, in ihr angesehen zu sein, sodass sie glaubt, wir müssten zu ihr kommen, damit uns geholfen wird.

Und dann findet sich vielfach in unserer Mitte dieser ungesunde Eifer, der den Einzelnen ständig fragen lässt: „Was soll ich jetzt für dich tun, Herr? Wie kann ich ein Zeugnis für dich ablegen?“ Lasst uns lieber lernen, dass wir nichts weiter sind als ein „Laib Gerstenbrot“! Lasst uns lernen, die Gesinnung zu haben, die in Christus Jesus war! Ein Mensch, der ständig darauf bedacht ist, zu beweisen, dass er ein ehrlicher Mensch sei, wird uns früher oder später gerade in diesem Punkt verdächtig erscheinen. Und wenn jemand fortwährend zu beweisen bemüht ist, dass er ein Christ ist – es ist doch sehr zweifelhaft, ob er schon weiß, was die Gesinnung Christi bedeutet.

Wenn Gott uns benutzen möchte, sein Volk von der Macht der Welt zu befreien, so müssen wir lernen, nichts zu sein. Würde Gott zu unserer Errettung von der Macht Satans und der Welt die Wissenschaft gelehrter Menschen, die Macht einflussreicher Leute usw. benutzen, so würden wir sagen, dass wir uns selbst geholfen haben. Gott sagt solchen, die die „Vorteile einer guten Erziehung“ genossen haben: „Lege dein Gelerntes, deine Weisheit, deinen Einfluss beiseite. Ich kann durch sie nicht Rettung geben.“ Den Gebrauch, den Paulus von diesen Dingen machte, finden wir in den Worten von Philipper 3,7 beschrieben: „Was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet.“ Oft haben sich gerade diese so sehr begehrten Dinge als Hindernisse in dem Kampf Gottes erwiesen, und die große Sache, die man lernen muss, ist, sie beiseitezulassen. Gott wird nie zulassen, dass menschliches Wissen, menschlicher Einfluss, menschliche Charaktergröße oder irgendetwas anderes vom Menschen als ein Hilfsmittel für unsere Befreiung infrage kommt. Er wacht eifersüchtig darüber, dass nicht menschliche Hilfsmittel und Nachahmungen die Kraft des Heiligen Geistes ersetzen.

Wenn wir solche Dinge beiseite lassen, so mag es anderen erscheinen, als würden wir unseren Einfluss und unsere Nützlichkeit beiseite werfen; aber was ist Nützlichkeit? Was ist „Gutes zu tun“? Den Willen Gottes zu vollbringen. Und Gott ist für den Glauben genug. So lasst es uns angelegen sein, ein Christentum zu zeigen, das in allem Gottes Rechte anerkennt und wahre Gottesfurcht zur Schau trägt. Mögen wir äußerlich auch nur einem Laib Gerstenbrot gleichen, der ins Lager Midians rollt, die Welt wird uns gegenüber dieselben Empfindungen haben, wie sie damals der midianitische Mann seinem Genossen gegenüber aussprach: „Das ist nichts anderes als das Schwert Gideons, des Sohnes Joas, eines Mannes von Israel; Gott hat Midian und das ganze Lager in seine Hand gegeben.“

[Aus „Ermunterung & Ermahnung“, www.imglaubenleben.de]