„Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt“ (Jak 1,18). 

Wie dumm es ist, zu denken, dass jemand durch die Kraft eines großen Vorbilds gerettet werden könnte, kommt sehr klar in einer Begebenheit zum Ausdruck, die Dr. Joseph Parker, der damalige Pastor des City Temple in London, einmal erzählte.

Paderewski, der große polnische Pianist, hatte an jenem Tag in der Stadt ein Konzert gegeben, und abends richtete sich Dr. Parker mit den folgenden Worten an seine große Gemeinde:  

„Heute wurde mit in eindrucksvollster Weise vor Augen gemalt, wie töricht es ist, an die Kraft eines großen Vorbilds zu glauben. Viele von euch wissen, dass ich schon immer ein großer Musikliebhaber war, und einige meiner Freunde waren so nett, mir weiszumachen, ich hätte das Zeug dazu, Pianist zu werden. Es war mir oft eine Freude, wenn ich anderer Dinge überdrüssig war, mich ans Klavier zu setzen und ein paar klassische Stücke zu spielen oder, je nach Gemütslage, zu improvisieren.

Doch heute nahm mich ein Freund zum Konzert des großen Pianisten Paderewski mit. Zwei Stunden lang saß ich wie verzaubert und lauschte einer Musik, wie ich sie noch nie in meinem Leben gehört hatte. Als der letzte liebliche Ton verklungen und der Applaus abgeebbt war, wollte ich mich nur noch leise hinausschleichen, ohne jemanden zu sprechen, während der Klang der Musik immer noch meine Seele durchströmte.

Etwa eine Stunde später stand ich vor meinem Klavier, als man mich zum Abendessen rief. Zuerst hörte ich die Rufe nicht, und als meine Frau zu mir kam, wandte ich mich zu ihr um und sagte, wie ich fürchte, in wilder Entschlossenheit: „Bring mir eine Axt.“ Sie sah mich ängstlich an und fragte: „Du meine Güte, was hast du vor?“ Ich sagte: „Du weißt, dass ich immer dachte, so etwas wie ein Pianist zu sein, doch heute habe ich zum ersten Mal echte Musik gehört, und jetzt weiß ich, dass das, was ich für musikalisches Talent hielt, überhaupt nichts wert ist. Ich hätte Lust, mein Klavier in Stücke zu hauen. Ich will es nie wieder anrühren.

Das war die Wirkung eines großen Vorbilds auf meine Seele. Ich weiß, dass ich dieses Gefühl bald überwunden habe und mein Klavier wieder so genießen werde, wie früher, aber ich habe erkannt, dass kein Vorbild, wie das Paderewskis, aus mir einen guten Musiker machen kann. Es wäre dumm, ihn imitieren zu wollen. Und so ist es auch im Hinblick auf unsere Errettung. Es ist wahr, dass Christus uns ein Beispiel hinterlassen hat, damit wir Seinen Fußstapfen nachfolgen, aber bevor wir das können, müssen wir zunächst von neuem geboren werden. Das Leben Christi muss uns mitgeteilt werden.“

Dr. Parker hatte Recht. Keiner kann je gerettet werden, indem er versucht, dem Beispiel Christi zu folgen. Es ist unbedingt notwendig, dass wir von neuem geboren werden.

[Übersetzt von Marco Leßmann]