Ich möchte eine Seite unserer Zukunft betonen, die wir leicht vergessen. Unser Teil ist ein himmlisches Teil, und wenn wir zum Himmel gehen, wird es ein Tag der Freude sein. Aber denkt daran, dass wir vor dem Richterstuhl des Christus stehen müssen, um das zu empfangen, was wir im Leib getan haben.

Einerseits gibt es den Himmel, das Vaterhaus, den Wohnsitz der Liebe, in den die Kinder Gottes eingeführt werden. Aber andererseits gibt es auch das Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. In das Vaterhaus werden wir aufgrund unserer von Gott hergestellten Beziehung eintreten, in der wir infolge des Werkes Christi stehen, ungeachtet des Maßes unseres Wachstums in der Gnade. Aber mit unserem Eintreten in das Reich verhält es sich ganz anders. Die Schrift spricht von einem reichlichen Eingang in das Reich und folglich kann es auch solche geben, deren Eingang alles andere als reichlich ist. In 2. Petrus 1 ermahnt uns der Apostel, uns zu befleißigen, zu wachsen und feste christliche Wesenszüge zu entwickeln, damit wir als Folge dieses Wachstums und dieser Entwicklung einen reichlichen Eingang in das Reich haben, wenn es kommt.

In der Zwischenzeit ist unser Leben in hohem Maß von Versuchungen und Prüfungen geprägt. Warum erlaubt der Herr so viele dieser merkwürdigen Geschehnisse, dieser Prüfungen, dieser Vorkommnisse, die wir normalerweise gar nicht mögen? Wir haben eine Antwort in der vorliegenden Bibelstelle. Sie ist zu solchen geschrieben, die zu einer lebendigen Hoffnung wiedergezeugt worden sind – nicht zu einer Hoffnung, die die Jünger hatten, bevor Christus starb, nicht zu einer Hoffnung, die mit dem Messias und der Aufrichtung des Reiches in Macht verknüpft ist. Diese Hoffnung wurde zerschmettert als der Messias, statt den Thron Davids zu besteigen und in Herrlichkeit zu regieren, gekreuzigt wurde. Wir müssen nur Lukas 24 lesen, jene ergreifende Geschichte von zwei enttäuschten Jüngern, die zurück nach Emmaus gingen, dann werden wir erkennen, wie völlig die Hoffnung in ihnen gestorben war.

Durch die überragende Barmherzigkeit unseres Gottes und Vaters haben wir eine Hoffnung, die innerhalb des Vorhangs verankert ist, eine Hoffnung, die nie enttäuscht werden wird, eine Hoffnung, die jenseits des Todes in der Auferstehung liegt. Wir haben ein unverwesliches und unbeflecktes Erbteil. Das Erbteil, in das Israel einging, war sehr bald verdorben und befleckt, aber unser Erbteil ist im Himmel für uns aufbewahrt. Wir werden durch Gottes Macht durch Glauben zur Errettung bewahrt, die bereit ist, in der letzten Zeit in ihrer ganzen Vollkommenheit offenbart zu werden.

Aber was ist in der Zwischenzeit? Was ist mit denen, die durch mancherlei Versuchungen betrübt sind?

Und wie diese Versuchungen kommen! Keiner von uns ist vor ihnen gefeit. Doch beachte zwei Nebensätze, die damit in Verbindung stehen. „Worin ihr frohlocket, die ihr jetzt eine kleine Zeit, … betrübt seid.“ Gott sei Dank für diese Worte „eine kleine Zeit.“ Ein kleine Zeit sind wir betrübt. Während wir frohlocken, fühlen unsere Herzen doch einen gewissen Druck. Vielleicht haben wir persönlich nicht viel gelitten, aber jedes Herz, das ein bisschen Mitleid hat, muss diesen Druck fühlen. In Hebräer 11 finden wir Moses unwiderrufliche Entscheidung. Er sagt: „Gib mir die Schmach des Christus und die Herrlichkeit danach und lass mich nicht in der Spur der Ergötzung der Sünde laufen – sie ist nur zeitlich.“ Die Vergnügungen der Welt und die Trübsale der Gläubigen sind beide nur für eine kleine Zeit. Die Betrübnis der mancherlei Versuchungen ist nur eine kleine Zeit, und wenn innerhalb dieser Zeit die Vergnügungen der Weltmenschen sterben werden, dann wird auch die Betrübnis der Gläubigen enden.

Der nächste Satzteil ist noch schöner. Es ist schön, zu sehen, dass die Betrübnis und die Erprobungen nur für eine kleine Zeit sind, aber dann heißt es: „wenn es nötig ist.“ Wir erleben diese Versuchungen und Erprobungen nicht, wenn es nicht nötig ist. Sie sind für „eine kleine Zeit, wenn es nötig ist.“ Liegt eine Last auf meinem Herzen? Dann sollte ich mich im Licht dieser Stelle an meinen Gott und Vater wenden und sagen: „Es ist nötig, sonst wäre es nicht so.“ Es gibt keine Versuchungen, keine Betrübnis in den Herzen der Kinder Gottes, es sei denn, es ist nötig. Es ist vielleicht schwierig zu sagen, worin diese Notwendigkeit in meinem Fall besteht. Die Stelle in Römer 8 ist sehr ähnlich, wo es heißt, dass wir nicht wissen, was wir bitten sollen, wie sich’s gebührt. Doch dann folgt ein „aber“. „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind.“ Es ist nötig, lasst uns das bedenken.

Eine allgemeine Erklärung, worin diese Notwendigkeit besteht, finden wir in 1. Petrus 1,7: „die Bewährung eures Glaubens, viel köstlicher als die des Goldes.“ Der Glaube ist viel köstlicher als Gold, auch wenn er durch Feuer erprobt wird, was die intensivste Form der Erprobung andeutet. Der Glaube ist nie verloren. Wie oft ist es schon geschehen, dass ein hingebungsvoller Missionar ausgegangen ist, voller Liebe zu Christus und zu den Seelen. Er war für eine kurze Zeit wie eine scheinende Lampe und wurde dann heimgerufen. Wie jener hingegebene Mann, der nach China ging und gerade angefangen hatte, die Sprache zu beherrschen; es sah so aus, als könnte Gott ihn sehr zum Segen gebrauchen, und dann starb er. Alles war verloren.

Nein, nicht verloren, es wird gefunden werden! Es heißt, dass es „erfunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi.“ Das, was verloren erschien, wird gefunden werden. Welch ein Finden wird das sein, wenn diese Stunde gekommen ist! Es wird zu Lob und Ehre und Herrlichkeit erfunden werden. Für wen? Für unseren Herrn Jesus Christus. Wenn Er in Herrlichkeit erscheinen wird, wird Er Seine eigene Herrlichkeit haben und die Herrlichkeit Seines Vaters und die Herrlichkeit der heiligen Engel und sich doch nicht zu groß sein, auch die kleine Herrlichkeit zu tragen, die Ihm durch diese Dinge zukommen wird, die wir verloren glaubten.

Ich hoffe, dass jeder von uns ein Herz hat, was mit heiligem Ehrgeiz darauf brennt, dazu beizutragen. Ich denke, wenn wir das Neue Testament lesen, sehen wir sehr deutlich, dass Dienst an jenem Tag belohnt werden wird, und zwar bis zu der kleinsten Tat, wenn sie wirklich für Christus getan wurde. Der Becher kalten Wassers wird nicht vergessen. Doch wir sehen auch, dass Wesenszüge belohnt werden. Wir lesen in 2. Petrus 1, dass wir unserem Glauben die Tugend hinzufügen sollen. Das ist Wachstum, die Entwicklung christlicher Wesenszüge. Die schönsten Eigenschaften sind alle vollkommen in unserem Herrn Jesus zu sehen, und du und ich werden angewiesen, uns zu befleißigen, diese Dinge mehr zu zeigen, und wenn wir das tun, werden wir einen reichlichen Eingang in das kommende Reich haben. Mit anderen Worten können wir, wenn wir auch keinen großen Dienst ausüben, doch die Wesenszüge an den Tag legen, die uns an dieser Stelle gezeigt werden. Ein Gläubiger mag auf dem Leidensbett liegen. Was kann er tun? Er kann nicht den Heiden in 3000 Kilometern Entfernung das Evangelium verkündigen. Er kann sogar nicht einmal in unserem Land zu den Heiden sprechen. Aber er kann durch Ausharren im Leiden Christus ähnlich werden und das ist in Gottes Augen überaus kostbar. Es wird „an jenem Tag“ belohnt werden. In 2. Petrus 1 geht es um die Entwicklung christlicher Wesenszüge und nicht so sehr um die Erfüllung irgendeines großen christlichen Dienstes.

Doch es gibt noch eine weitere Sache. Wenn es irgendetwas gibt, dass bei der Zuerkennung von Belohnungen im Reich ausschlaggebend ist, dann ist das nicht bloß der Dienst, nicht einmal sind es Wesenszüge; es sind die, die gelitten haben, die herrschen werden. Wir sollten keinen Profit aus der Gnade schlagen. Gnade ist Gnade – Gott sei Dank – sonst würden wir nie im Himmel ankommen. Obwohl wir uns dessen bewusst sind, wollen wir doch bedenken, dass es das Reich gibt und die Erscheinung Jesu Christi und den Richterstuhl, der alle Dinge der Prüfung unterziehen wird. Wenn wir in prüfenden Umständen sind und wenn mancherlei Versuchungen und Betrübnisse unseren Geist bedrücken, dann wollen wir bedenken, dass es nötig ist. Lasst uns auf die Knie gehen, um die Absicht Gottes darin zu erkennen. Es ist nur für eine kleine Zeit, aber es ist dazu gedacht, ein gesegnetes Werk in uns zu tun, damit alles zu Lob und Ehre und Herrlichkeit bei der Erscheinung Christi ausschlage. Gebe Gott, dass unsere Herzen dazu bewegt werden, unser kleines Teil dazu beizutragen, als solche, die den Herrn Jesus fürchten und lieben, in Tagen, von denen wir allen Grund haben anzunehmen, dass es die letzten sind.

[Übersetzt von Marco Leßmann]