Bete fleißig! Gott hat das Gebet als Hilfe für unseren Fleiß bestimmt, nicht als Deckmantel für unsere Faulheit. Faule Bettler sind weder an Gottes Tür noch an der Tür der Menschen willkommen. Was denn, willst du deine Hände im Gebet zu Gott erheben, um sie dann in die Hosentaschen zu stecken? Betest du gegen eine Leidenschaft? Und du sitzt da und siehst zu, ob sie wohl von allein verschwindet? Wird das Gebet auch nur eine Begierde erschlagen, das eine andere (nämlich deine Faulheit) leben lässt? Denkst du, du könntest den ganzen Tag leichtfertig leben, zu deinem eigenen Nutzen, und die Herrlichkeit Gottes in die Hände deiner Begierde überliefern, und dann alles mit einem Abendgebet wiedergutmachen?

Lieber Christ, musst du dich nicht schämen, wenn du siehst, wie die ganze Welt um dich herum, fleißig wie Bienen im Garten, der eine in diese Richtung, der andere in jene fliegt, nur um ein wenig des schnöden Mammons dieser Welt in ihren Bienenstock zu bringen, aus dem der Tod sie früher oder später vertreiben und sie zwingen wird, alles zurückzulassen, was sie mit so vielen Schmerzen für andere gesammelt haben; und du verschläfst deine kostbare Zeit, obwohl du sicher bist, dass du deine Erträge in die andere Welt mitnehmen kannst, um dort die Früchte deiner kurzen Arbeit in ewiger Herrlichkeit zu genießen!

Bete und wache! Wer betet, aber nicht wacht, ist wie einer, der ein Feld mit kostbarer Saat besät, und dann das Tor offen lässt, sodass die Schweine kommen und alles zerwühlen. … „Wachet und betet“, sagte Christus zu Seinen Jüngern. Er wusste, dass sie das Werk nicht schlafend tun konnten. Doch es reicht nicht, das Auge wach zu halten, wenn du gestattest, dass es umherschweift: „Wende meine Augen ab, dass sie Eitles nicht sehen! belebe mich in deinen Wegen!“ (Ps 119,37). Zu beten und dann nicht zu wachen, was aus dem Gebet wird, ist eine große Torheit und keine kleine Sünde. Was ist es anderes als den Namen Gottes zu missbrauchen? Und doch klopfen so viele an Gottes Tür und rennen dann weg in die Welt und denken nicht mehr an ihre Gebete.

Bete anhaltend! Der Ausdruck „allezeit betend” fordert uns zur täglichen und ständigen Ausübung des Gebets auf, der Ausdruck „im Gebet haltet an“ ermahnt uns, gegen Entmutigungen standzuhalten, bei jeder einzelnen Bitte, die wir zum Thron der Gnade bringen, und nicht aufzugeben, auch wenn die Antwort auf sich warten lässt. Das erste richtet sich gegen eine Vernachlässigung des regelmäßigen Gebets, das letzte gegen ein Ermatten in unserem Geist in Bezug auf besondere Bitten, die wir vorbringen.

[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]