Die Zeichen bestätigten die Predigt 

Nach Apostelgeschichte 2,22 ist das Auftreten Jesu Christi inmitten des Volkes Israel bestätigt durch „mächtige Taten und Wunder und Zeichen“, die Gott durch ihn unter ihnen getan hat. Dieses göttliche Zeugnis wurde durch das Werk der Apostel fortgesetzt, durch ihr Predigen und die Zeichen und Wunder, die damit einhergingen (Apg 4,30). Das Neue Testament sagt, dass „Gott mitzeugte sowohl durch Zeichen als durch Wunder und mancherlei Wunderwerke [o. Kräfte]“ (Heb 2,4). Die überzeugenden Beweise der Apostelschaft bestanden dann auch aus „Zeichen, Wundern und mächtigen Taten“ (2. Kor 12,12; vgl. Mk 16,17.18).

Das Auftreten von Stephanus als Gottes Zeuge und seine Märtyrerschaft leiteten das Ende des öffentlichen Zeugnisses adressiert an das Volk Israel ein (Apg 7,51–53; 13,46.47; 22,20.21; 28,28). Gott richtete sich nach der apostolischen Zeit vor allem an die Völker, obwohl das Evangelium Gottes Kraft zum Heil für jeden ist, der glaubt, „dem Juden zuerst und auch dem Griechen“ (Röm 1,16). Paulus tat dann auch Zeichen und Wunder unter den Nationen – das gehörte ebenfalls zu der Anfangsphase des Christentums (vgl. Röm 15,16–21). Für die ganze christliche Haushaltung gilt jedoch der Grundsatz, dass wir glücklich gepriesen werden, wenn wir nicht sehen und doch glauben (Joh 20,29).

Zeichen in der Endzeit 

Um die Linie nun kurz in die Endzeit durchzuziehen: Der Antichrist wird sein Auftreten mit allerlei „Macht und Zeichen und Wundern der Lüge“ (2. Thes 2,9; vgl. Off 13,13.14) erhärten. In der Zukunft wird die Masse des jüdischen Volkes irregeleitet durch Zeichen, Wunder und Kräfte satanischen Ursprungs, so wie der Herr auch angekündigt hat. Falsche Christi und falsche Propheten werden aufstehen und Zeichen und Wunder tun (Mk 13,22). Das „Tier aus der Erde“ ist davon der große Vertreter (Off 13,11). Der falsche Messias, der in seinem eigenen Namen kommt, den wird man annehmen (Joh 5,43). Für den, der gut schaut und hört, ist der Unterschied jedoch deutlich zu merken: Das Tier aus der Erde sieht zwar aus wie das Lamm, aber es spricht wie der Drache, das ist der Teufel und der Satan (Off 12,9).

Zeichen, Wunder und Kräfte 

Was ist nun der Unterschied zwischen Zeichen, Wundern und Kräften? Um mit dem letzten Ausdruck zu beginnen: das Wort Kraft (gr. dunamis) deutet auf ein mächtiges Werk, eine Manifestation von Kraft. Es kommt 38-mal in den Evangelien vor, aber kein einziges Mal im Evangelium nach Johannes. Das Wort Wunder (gr. teras) kommt im Neuen Testament nur in der Mehrzahl vor und außerdem immer zusammen mit dem Plural von Zeichen (gr. semeion). Es wird nur einmal von Johannes gebraucht, und zwar in Kapitel 4,48 („Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht“). Das Wort Zeichen kommt jedoch 17-mal im vierten Evangelium vor.

Alle Zeichen sind gleichzeitig auch Wunder, das heißt übernatürliche Wirkungen von Gottes Macht. Es geht hierbei um den aufsehenerregenden Effekt, den Wunder auf diejenigen haben, die sie wahrnehmen. Aber nicht alle Wunder sind zugleich auch Zeichen, denn die Bibel koppelt besondere Lektionen an die Zeichen. Zeichen enthalten eine spezielle Unterweisung, es werden geistliche Lektionen durch sie mitgeteilt. Bei den Zeichen, die im Evangelium nach Johannes beschrieben werden, ist das deutlich der Fall und es ist neben dem übernatürlichen Charakter und der Wirkung von Gottes Macht immer eine spezielle Bedeutung („Be-zeich-nung“) darauf zu bemerken. 

Der Zweck der Zeichen

Die beschränkte Auswahl von Zeichen, die in diesem Evangelium beschrieben sind (acht insgesamt), haben als Ziel, dass wir glauben sollen, „dass Jesus der Christus ist, und dass wir glaubend Leben haben in seinem Namen (Joh 20,30.31). Es geht immer um Wunderwerke, die

(1) die Gottheit Christi unterstreichen

(2) und seine Herrlichkeit offenbaren, damit wir

(3) durch den Glauben an ihn und sein Werk das ewige Leben empfangen. 

Dies geht bereits aus der ersten Wundertat hervor, die in Kapitel 2 beschrieben wird: das Wasser, das in Wein verwandelt wird. Der Evangelist zeichnet hierbei auf: „Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus in Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn“ (Joh 2,11). Das erste Zeichen ist also kennzeichnend für sein ganzes Auftreten und es zeigt seine messianische Herrlichkeit. Dieses Zeichen schildert ebenfalls das Endziel der Wege Gottes: Christus wird das Volk in die Freude des Friedensreiches einführen. Er ist der wahre Bräutigam und er hat den guten Wein aufbewahrt für die Zukunft.

Dass es um eine spezifische Aufzählung geht, wird durch das bekräftigt, was wir in Kapitel 4 lesen: „Dies aber tat Jesus wiederum als zweites Zeichen, als er aus Judäa nach Galiläa gekommen war“ (Joh 4,54). Alle diese Zeichen zeigen primär die Not des Volkes Israel, aber auch unsere eigene Not als Sünder: die Kraftlosigkeit und den Todeszustand, worin wir uns von Natur befinden. Aber wir sehen hier auch, dass Gott mächtig ist, hierin vorzusehen und Veränderung in unseren verlorenen Zustand zu bringen. Die Zeichen, die der Herr tat, kommen von Gott, sie weisen uns auf Gott und führen uns zum Glauben an den Sohn Gottes.

Beim ersten Zeichen wurde Wasser in Wein verwandelt (Joh 2,1–11); beim achten fand ein wunderbarer Fischfang statt (Joh 21,1–14). Es gibt eine auffallende Parallele zwischen beiden Zeichen: beim ersten gab es keinen Wein und somit keine Freude; beim letzten gab es keine Nahrung und somit keinen Lebensunterhalt. Menschliche Mittel scheinen unzureichend zu sein, aber der Herr versah in allen Nöten und Bedürfnissen. In beiden Situationen hing der Segen allerdings vom Gehorsam seinem Wort gegenüber ab! Dies ist auch eine bedeutungsvolle Lektion. Alles, was er uns gebietet, müssen wir tun! Die Gefäße mussten mit Wasser gefüllt werden und das Netz musste an der rechten Seite des Schiffes ausgeworfen werden (Joh 2,5ff.; 21,6ff.).

Übersicht der Zeichen im Evangelium nach Johannes

Zeichen

Bedeutung

1.

Das Wasser in Wein verwandelt.

Joh 2,1–11

Überfluss von Freude für Israel nach der Wiederherstellung der Beziehung mit Jahwe in der Endzeit.

2.

Die Genesung des Sohnes eines königlichen Beamten.

Joh 4,46–54

Errettung eines gläubigen Restes aus dem Volk: das Leben aus den Toten.

3.

Die Genesung eines Mannes, der 38 Jahre lang krank gewesen war.

Joh 5,1–18

Die Macht des Sohnes, lebendig zu machen, wen Er will, gegenüber der Machtlosigkeit des Gesetzes.

4.

Die Speisung der fünftausend.

Joh 6,1–15

Christus, das wahre Manna, ist das Brot aus dem Himmel, das ewiges Leben jedem, der glaubt, gibt. Er ist der Messias, der die Armen des Volkes mit Brot sättigt (Ps 132,15).

5.

Jesus läuft auf dem See.

Joh 6,16–21

Christus ist Meister der Stürme der Endzeit und Er bringt die Seinen sicher an Land.

6.

Die Genesung des Blindgeborenen.

Joh 9

Der Messias öffnet die Augen des blinden Volkes, so dass sie Seine Herrlichkeit sehen und Ihn anbeten (Jes 35,5).

7.

Die Auferweckung von Lazarus.

Joh 11,1–44

Die Auferstehung und Wieder-herstellung von ganz Israel in der Endzeit (Hes 37; Dan 12; Röm 11,25ff).

8.

Zweiter wunderbarer Fischfang.

Joh 21,1–14

Eine große Menge aus dem Völkersee wird gerettet und in das Friedensreich eingeführt.

[Übersetzt aus dem Holländischen von Karsten Boerstoel]