Stammelndes Gebet. Manchmal hörst du jemanden mit sehr bewegter Stimme beten, verstehst aber kaum ein Wort, und doch klagst du dich an und bewunderst jenen. Man kann mit einem vergoldeten Schlüssel eine Tür nicht besser aufschließen. „Elias war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir; und er betete“ (Jak 5,17). Eine schwache Hand mit einem aufrichtigen Herzen ist fähig, den Schlüssel im Gebet zu drehen.

Stoßgebet. Das Stoßgebet zu Gott ist der kurze Dolch, den du zur Verteidigung gegen Versuchungen gebrauchen solltest, wenn du keine Zeit hast, das lange Schwert des ernsten Gebets zu ziehen. So kannst du an jedem Ort, in jeder Gesellschaft und bei jeder Beschäftigung beten.

Öffentliches Gebet. Wenn du vor anderen betest, dann beachte, worauf es dir am meisten ankommt, auf das Äußerliche oder das Innerliche des Gebets; das, was sich den Augen und Ohren der Menschen darstellt, oder das, was für das Auge und Ohr Gottes bestimmt ist; die andächtige Haltung deines Körpers, oder die innere Andacht deiner Seele; der Glanz deiner Worte, oder die Kraft deines Glaubens; die äußere Erregung in der Vehemenz deiner Stimme, oder die Feurigkeit deines Geistes in tiefer Zuneigung. Die inneren Wirkungen sind die wahre Seele des Gebets. Der Aufrichtige, wagt es nicht, in der äußerlichen Haltung ungesittet zu sein, er wählt sorgsam seine Worte, damit sie ernst und angemessen sind, und betet nicht die Mitbetenden in den Schlaf durch eine kalte Art des Betens. Und doch ist es die innere Haltung des Herzens, auf die er grundsätzlich achtet, weil er sehr wohl weiß, dass man ein warmes Gebet sprechen kann, wohltuend für andere, und zur gleichen Zeit im Herzen kalt und träge sein kann. Deswegen wird er nichts beten, was nicht seine eigenen Empfindungen zum Ausdruck bringt.

[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]