Wir neigen dazu, zu vergessen, dass eine Sache mehrere Bedeutungen haben kann und dass sie möglicherweise in mehrere Richtungen verstanden werden kann.

Die Auferstehung Christi ist eine große und herrliche Tatsache, die unumstößlich ist. Menschen haben ihren ganzen Verstand und ihre Kraft dagegen geschleudert, aber es war wie Wellen, die gegen einen Felsen schlagen, und die dann gebrochen auf sie zurückprallen. Die Tatsache blieb immer stehen und wird immer stehen bleiben. Ihre Bedeutung hinsichtlich unserer Rechtfertigung und unseres Friedens mit Gott haben wir gesehen. Aber es ginge uns viel verloren, wenn wir uns zwar daran erfreuen, unterdessen aber ihren Wert und ihre Bedeutung für Gott übersehen.

Römer 4,23 bis 5,2 stellt uns das eine vor und 1. Korinther 15 behandelt den anderen Aspekt dieses großen Themas.

Einige der angeblichen Jünger in Korinth hatten intellektuelle Zweifel und Schwierigkeiten bezüglich der Auferstehung des Leibes und fragten: „Wie werden die Toten auferweckt? und mit was für einem Leib kommen sie?“ (1. Kor 15,35). Die Vorstellung war ihnen offensichtlich zu groß und materialistisch, und sie gaben sich als Pioniere einer geistigeren Auffassung dieses Themas aus. In Wirklichkeit waren sie Toren (1. Kor 15,36).

Doch der Apostel Paulus gab sich nicht damit zufrieden, nur ihre törichten Fragen zu beantworten. Er widerlegte alle ihre Ansichten, indem er die große Wahrheit von der Auferstehung Christi zweifelsfrei entfaltete (vgl. 1. Kor 15,3–11) und dann zeigte, welche Bedeutung diese Wahrheit in jede Richtung hat: nicht nur für unsere Sicherheit und unser Glück, sondern auch für Gottes Absichten und seine Herrlichkeit (1. Kor 15,12–28).

Unsere Seelen sind uns kostbar. Wenn wir sie verlieren, verlieren wir unser Alles. Ihre Sicherheit in der Zukunft und ihr Glück heute ist für uns deshalb von großem Interesse. Solange nicht alles geklärt und selbst das letzte Aufflackern des Zweifels erstorben ist, haben wir weder Ohren noch Sinn für irgendetwas anderes. Doch wenn wir einmal die Bedeutung der Auferstehung des Herrn Jesus für uns durch Glauben verstanden haben, und erkennen, dass wir so frei vom Gericht sind wie Er, dann sollten wir uns auch daran erinnern, dass Gottes Rechte durch die Sünde grob verletzt wurden. Er hat seinen souveränen Willen und Vorsatz in Bezug auf die Abschaffung der Sünde und das Einführen des Friedens, des Segens und der Herrlichkeit auf dieser fluchbeladenen Erde. Sein Plan beinhaltet einen himmlischen Bereich des Glücks, und Er wollte sich so offenbaren, dass Menschen zu Ihm zurückgebracht und in die Stellung von Söhnen versetzt werden könnten, um Ihn zu erkennen und zu genießen und Ihm in Liebe für immer und ewig den höchsten Platz einzuräumen.

Die ganze Gewalt der Finsternis wurde gegen die Vollendung dieser Dinge mobilisiert. Im Tod Jesu sehen wir den Kampf der göttlichen Liebe gegen die Macht des Bösen. In seiner Auferstehung sehen wir ihren Sieg.

Wenn wir die Größe dieses Sieges erfassen wollen, hilft es uns vielleicht, eine gewisse Vorstellung davon zu bekommen, was der Tod und die Auferstehung Christi für Gott war, indem wir Gottes Gedanken und Absichten erkennen. Wir können in 1. Korinther 15 bleiben, auch wenn andere Stellen diese Absichten völliger entfalten.

Die Auferstehung der Gläubigen war ein großer Gedanke, den Gott vor sich hatte (1. Kor 15,20–23). Sein Wesen und seine Herrlichkeit standen unmittelbar damit in Verbindung. Durch alle Zeiten hindurch hatte das Licht des Glaubens hier und dort – oft genug in den Geringsten dieser Welt – geschienen. Bevor Christus kam, als es nur das Sternenlicht der Vorbilder und Verheißungen gab, die den Beobachter ermunterten, lebten, litten und starben viele Gläubige, deren die Welt nicht würdig war. Aus dem Schauplatz ihrer Leiden blickten sie in die Bereiche des Ratschlusses Gottes.

„Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht empfangen, sondern sahen sie von ferne und begrüßten sie und bekannten, dass sie Fremdlinge und ohne Bürgerschaft auf der Erde seien“ (Heb 11,13).

Und dann? Sie stiegen, scheinbar genau wie die Gottlosen, in die Stille des Grabes hinab.

Dann waren da die ersten Jünger. Sie waren, sogar zu der Zeit als Paulus schrieb, das Ziel erbitterter Verfolgung seitens der feindlichen Welt. Lücken entstanden in ihren Reihen, als einer nachdem anderen ergriffen wurde. Und doch traten für jeden Getöteten zwei andere in die Reihen, die bereit waren, für die Toten getauft zu werden und selbst ein Ziel des Feindes zu werden (1. Kor 15,29). Warum? Weil sie auf eine herrliche Belohnung in der Zukunft schauten.

Und sie hatten Recht, denn Gottes Gedanke für sie war Auferstehung. Doch wenn das jemals möglich sein sollte, musste die Macht des Todes gebrochen und die Riegel des Grabes, die Tore und alles (wir erinnern uns an die Geschichte Simsons) weggetragen werden.

Ein weiterer Vorsatz Gottes war die Einführung eines Reiches in dieser Welt (1. Kor 15,24–25+50). Man denkt vielleicht, dies wäre eine einfache Sache, etwas, das leicht durch die Ausübung göttlicher Macht erreicht werden könnte. Es war nicht so. Der Mensch war in Auflehnung und mit der Macht Satans verbündet. Es gab gegnerische Herrschaft, Gewalt und Macht, und es gab Feinde, die unterworfen werden mussten (1. Kor 15,24–25). Es ist wahr, dass, wenn Gott seinen Arm entblößt, jeder Feind weggefegt wird wie Spreu vor dem Sturm, aber was ist mit der Feindschaft und Sünde, die alles ruiniert hatten? Ihnen musste begegnet werden. Ihnen wurde begegnet, als einmal in der Vollendung der Zeitalter Christus offenbart wurde „zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer“ (Heb 9,26). Sein Tod und seine Auferstehung zerschmetterten die Grundlagen des satanischen Imperiums, und in dem auferstandenen Christus haben wir nicht nur die Erstlingsfrucht der großen Auferstehungsernte der Gläubigen (1. Kor 15,23), sondern auch das Pfand für die Einführung des Willens und der Herrschaft Gottes auf der Erde, „weil er einen Tag gesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn auferweckt hat aus den Toten“ (Apg 17,31).

Und dann am Ende der Mittlerherrschaft Christi ist es der Vorsatz Gottes, alles wieder übergeben zu bekommen und dann alles in allem zu sein (1. Kor 15,28). Er wird „in allem“ sein, weil er den ganzen Bereich des Lichts und alles und jeden, der darin wohnt, ob im Himmel oder auf der Erde, erfüllen wird. Er wird „alles“ sein, weil Er der höchste und einzige Gegenstand jedes Herzens sein wird, das Er erfüllt. Auch dies alles gründet sich auf die Auferstehung Christi. Mit dieser Grundlage ist alles beständig, ohne sie würde alles vergehen.

Im Epheserbrief finden wir die vollständigste Entfaltung der Gedanken und Ratschlüsse Gottes, besonders in Bezug auf die Gläubigen dieser Haushaltung: Ihm sei die Herrlichkeit in der Versammlung in Christus Jesus auf alle Geschlechter des Zeitalter der Zeitalter hin (Eph 3,21). Auch hier ist die Auferstehung Christi die große Hauptsache (Eph 1,19–23). Aber wir wollen uns auf 1. Korinther 15 beschränken und sehen, wie uns der Herr Jesus dort in dieser Hinsicht vorgestellt wird.

Denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten“ (1. Kor 15,21).

Der Sieg wurde durch den Menschen errungen, in der Person des Herrn Jesus, so wie auch der Ruin durch den Menschen gekommen ist, in der Person Adams. Statt den Kampf auf ein völlig neues Feld zu verlegen und alles einfach durch einen göttlichen Schlag zu erledigen, ist Gott – wenn wir so sagen dürfen – dem Feind auf dem alten, von Satan auserwählten Schlachtfeld begegnet, und hat dort alles umgekehrt. Der Mensch geht in Auferstehung aus dem Kampf hervor, mit Herrlichkeit bekleidet und nicht mit der Schmach einer Niederlage.

Doch dieser Mensch ist von vollständig anderer Art oder Ordnung. „’Der erste Mensch, Adam, wurde eine lebendige Seele’; der letzte Adam ein lebendig machender Geist . . . Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub; der zweite Mensch vom Himmel“ (1. Kor 15,45+47).

Und noch etwas. Obwohl es Gottes Sieg ist, gibt Er ihn uns, den Glaubenden, wie geschrieben steht: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“

„Daher meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werke des Herrn, da ihr wisset, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn“ (1. Kor 15,57–58).

Wenn wir mit dem Licht des auferstandenen Christus in unseren Herzen durch dieses Tal des Todesschattens gehen, werden wir das tiefe Bewusstsein erlangen, dass die in Ihm aufgerichtete Auferstehungswelt ewig bestehen wird, und dass keine Mühe im Hinblick auf jene Welt vergeblich ist. Auch sie wird bestehen bleiben und am Tag der Auferstehung offenbar werden. Das wird unseren Herzen und unserem christlichen Charakter Festigkeit geben und ein beständiger Ansporn sein, uns selbst im Dienst für den Herrn aufzuopfern. Der Schatten der Niederlage liegt nicht mehr auf uns, denn Christus ist auferstanden und der Sieg ist Gottes.

[Übersetzt von Marco Leßmann]