In Deutschland schon seit vielen Jahren sehr bekannt: Nathan der Weise und die Ringparabel. Die Schlussfolgerung aus Lessings bekanntem Werk lautet: Jeder sei von seiner Religion überzeugt, aber keiner dränge sich dem anderen auf.

Eine Religion ist das Bemühen, Gott zufriedenzustellen. Der eine versucht es so und der andere so. Wo soll der prinzipielle Unterschied sein? Warum soll man sich mit seiner Überzeugung aufdrängen?

Richtig, so gesehen, hat Nathan recht. Aber beim Evangelium geht es um etwas anderes. Da geht nicht darum, dass der Mensch Gott durch Werke zufriedenstellt, sondern darum, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu erretten.

Eine Religion ist die ausgestreckte Hand des Menschen zu Gott. Da gibt es viele Varianten, die alle zum Scheitern verurteilt sind – auch wenn die Religion eine christliche ist.

Das Evangelium ist aber die ausgestreckte Hand Gottes zu dem Menschen. Wer sie im Glauben ergreift, wird von Gott angenommen.

Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man sich selbst erlösen will oder man die Erlösung dem Gekreuzigten zu verdanken hat, ob man auf eigene Werke zählt oder auf das Werk von Golgatha. Das auf eine Stufe zu stellen ist nicht Weisheit, sondern Torheit. „Das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft“ (1. Kor 1,18).