Im Hohenlied vergleicht der Bräutigam seine Braut mit einer Stute am Prachtwagen des Pharao. Nun muss man wissen, dass die Kunst des Pferdetrainings und Wagenfahrens in Ägypten sehr ausgeprägt war. Ein Pferd war Statussymbol und Inbegriff von Schönheit und Ästhetik.

Darüber hinaus galt im alten Ägypten der etwas, der es verstand, das Pferd ganz und gar seinem Willen zu unterwerfen. Von einigen Pharaonen ist bekannt, dass sie ausgesprochene Pferdekenner waren, und man kann sich vorstellen, dass für den Prachtwagen des Pharao nur die besten, schönsten und willigsten Pferde ausgewählt wurden.

Erkennen wir darin nicht etwas von der Schönheit und dem Wert jedes einzelnen Gläubigen für seinen Herrn? Er ist ein echter Kenner, und wenn Er uns diese Schönheit und diesen Wert beimisst, dann haben wir sie auch. Nicht aus uns selbst. Er beurteilt das, was seine Gnade aus uns gemacht hat.

Und um für Ihn brauchbar zu sein, musste Er uns zunächst zähmen und bändigen, denn wir waren wilde Rosse, die alles andere als seinen Willen tun wollten. Bei unserer Bekehrung haben wir uns grundsätzlich seinem Willen unterworfen. Seitdem dürfen wir sozusagen seinen Prachtwagen durch diese Welt ziehen. Während wir den Anweisungen des göttlichen „Wagenlenkers“ folgen, dürfen wir von Ihm zeugen und dazu beitragen, dass Er bewundert wird.

Leider fällt ein gebändigtes Pferd jedoch manchmal noch in alte Gewohnheiten zurück. Dann gebärdet es sich wieder wie ein wildes Ross, das mit Zaum und Zügel gebändigt werden muss (Ps 32,9). Wenn unser Eigenwille sich durchsetzen will, dann sorgt unser „Wagenlenker“ – manchmal auch durch schmerzhaftes Eingreifen – dafür, dass wir uns wieder seinem Willen beugen.

Sei kein wildes Ross, sondern eine Prachtstute!