Davids Fehlurteil (2. Sam 16,1–4)

Auf seiner Flucht begegnet David Ziba, dem Diener Mephiboseths. Ziba versorgt David, nicht ganz uneigennützig, in der Wüste. Als David fragt, wo Mephiboseth ist, verleumdet Ziba seinen Herrn. David fällt auf diese Lüge rein und überträgt das Besitztum Mephiboseths kurzerhand an Ziba. Auffällig ist, dass Ziba David nicht nachfolgt.

David hat hier wichtige Prinzipien missachtet. Erstens hat er nicht ein Zeugnis aus dem Mund von zwei oder drei Zeugen gehabt. Zweitens hat er Mephiboseth nicht die Gelegenheit gegeben, sich zu äußern. Zu Recht ist gesagt worden: „Gott uns zwei Ohren gegeben, damit wir beide Seiten anhören.“

Wie oft haben wir schon ähnlich vorschnell und unüberlegt gehandelt? Wie oft haben wir schlechte Reden über andere einfach angenommen? Wie oft haben wir wohl ein Urteil nach dem äußeren Schein gefällt (vgl. Joh 7,24)?

Noch etwas können wir hier lernen: Wenn wir gerade Enttäuschungen erlebt haben (und David musste herbe Enttäuschungen hinnehmen), dann sind wir leicht geneigt, schnell davon auszugehen,  dass wir wieder hintergangen und betrogen worden sind. Wenn Ahitophel untreu war – dann wird es wohl Mephiboseth auch sein. Schnell kommen wir dahin, ähnlich zu denken und zu reden.