Wir können sicherlich sagen, dass in der gegenwärtigen Christenheit keine Gefahr besteht, die Frage des Geldes unterzubewerten. Der Ruf nach Geld ist so laut und häufig, und die Methoden es zu erlangen oft so fragwürdig, wenn nicht sogar total weltlich, dass die ganze Sache zu einem Skandal geworden ist. Schon vor 30 Jahren gab es eine antireligiöse Karikatur, die den Zank und Streit zwischen den verschiedenen christlichen Sekten aufs Korn nahm. Darunter standen die Worte: „In einem sind sie sich alle einig: ‚Was aber die Sammlung betrifft' (1. Kor 16,1).“ Wegen der gehörigen Portion Wahrheit in diesen Worten, war dies der heftigste Seitenhieb der Satire.

Was in Gefahr steht übersehen zu werden, ist der Geist und die Einstellung und die Handlungsweise der Heiligen Gottes, wenn es um das Geben in Verbindung mit den Interessen des Herrn geht. Der unaufhörliche Ruf nach Geld kann leicht eine Reaktion in unseren Gedanken hervorrufen und uns zu einer leichtfertigen Einstellung zu dem Thema führen, sodass die eigentlichen Ansprüche des Herrn vernachlässigt werden. Es ist bemerkenswert, dass es dem Geist Gottes gefallen hat, uns zwei ganze Kapitel zu diesem Thema zu überlassen, neben den Hinweisen an zahlreichen anderen Stellen. Gemeint sind  2. Korinther 8 und 9.

In diesen  Kapiteln beschäftigt sich der Apostel Paulus mit dem speziellen Thema der Sammlung für die bedürftigen Gläubigen in Jerusalem, auf die er schon im ersten Brief und auch im Brief an die Römer hingewiesen hatte. Somit berührt er nicht die Gaben an die Diener des Herrn zur Verbreitung des Evangeliums oder für den Dienst im Allgemeinen. Davon sprechen andere Stellen, besonders der Brief an die Philipper, die vom Apostel für ihre „Teilnahme an dem Evangelium vom ersten Tag an bis jetzt“ gelobt wurden. Er benutzt dieses spezielle Thema jedoch als Aufhänger, um den generellen Grundsatz zu entfalten, der alles christliche Geben regieren sollte, und deshalb haben wir hier Belehrungen von bleibender Bedeutung.

Der erste und wichtigste Punkt ist

Der Beweggrund

Denn wenn das Motiv falsch ist, ist alles falsch, egal wie viel gegeben wird. Das Geben muss der richtigen Quelle entspringen, es muss seine Motivation aus einer würdigen Richtung beziehen. Welche Richtung das ist, sagt der Apostel in 2. Korinther 8,9: „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“ Die Gnade des Herrn Jesus wirkt an unseren Herzen und bringt ihre eigenen Wirkungen in Bezug auf die Gnade des Gebens und jede andere christliche Gnade hervor. Er wird für uns zur Quelle dieser Dinge.

Auf den ersten Blick sind wir geneigt zu sagen: „Welch großer Hebel für ein scheinbar kleines Ergebnis!“ Ist das nicht immer so in der Schrift? Die gewichtigsten Betrachtungen werden über die einfachsten Dinge des christlichen Alltags angestellt. Bei näherer Betrachtung erkennen wir jedoch, dass das Ergebnis doch nicht so gering ist. Nichts ist in der gefallenen Natur des Menschen so tief verwurzelt wie die Selbstsucht, und sie war die Ursache für die Schwerfälligkeit der Korinther. Als die Sammlung für die bedürftigen Heiligen erstmals zur Sprache kam, erklärten sie sich willig bereit zu geben. Der Apostel spricht von ihrer „Geneigtheit“ (2. Kor 9,2), und konnte sich ihrer deshalb vor anderen rühmen, „dass Achaja seit vorigem Jahr bereit gewesen ist.“ Doch während es an der Willigkeit des Herzens und in Worten nicht fehlte, gab es doch ein Zögern im Handeln, und so war die Sache bis jetzt ausgeblieben. Es gab eine „Geneigtheit des Wollens“, aber sie vollbrachten nicht das Tun, nach dem was sie hatten (2. Kor 8,11). Was könnte ihre trägen Herzen – und unsere -  mehr anregen als das frische Bewusstsein der Gnade des Herrn Jesus Christus?