Zwei starke Schachspieler analysieren eine spannende Schachpartie und werden dabei von einem beobachtet, der sich bisher nur mit einigen Grundlegeln des Spiels befasst hat. Als die beiden Schachspieler zu einer Variante kommen, wo Weiß einfach seine Dame stehen lässt, um forciert zu einem Grundlinienmatt zu gelangen, schaltet sich der Zuschauer ein: „Warum ist das schlecht für Schwarz?  Schwarz bekommt doch die Dame!“ – „Aber beim Schach geht es zuerst um etwas anderes“, lautet die Antwort. Was nützt es, die Dame zu erobern, wenn man ein paar Züge später mattgesetzt wird? Das ist eine elementare Einsicht, wenn es um das „königliche Spiel“ geht.

Im „Spiel des Lebens“ geht es vielen darum,  viel zu gewinnen. Es geht um Macht und Ehre und Reichtum. Doch um die unsterbliche Seele – um die kümmert man sich nicht. Die Heilige Schrift fragt: „Was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber seine Seele einbüßt?“ (Mt 16,26). Und darauf antwortet man: „Aber ich bekomme doch das Geld!“ Wer so spricht, beweist, dass er elementare Grundregeln des menschlichen Lebens nicht verstanden hat. Was nützt das Geld, wenn man es doch einmal aus der Hand geben muss? Ist die Frage nach der Ewigkeit, nach Himmel und Hölle, nicht viel wichtiger?

Wer nicht berücksichtigt, dass der Mensch ein „Geschöpf der Ewigkeit“ ist, und sich nur um materielle und sichtbare Dinge kümmert, der ist wie ein Schachspieler, der begierig die Figuren des Gegners verschlingt und am Ende erkennen muss, dass er aufs falsche Pferd gesetzt hat. Wer das Entscheidende, den König, missachtet, wird mattgesetzt und verliert die Partie.

Eine verlorene Schachpartie ist natürlich kein Drama. Man stellt die Figuren zurück und beginnt nochmal von vorn.  Doch wer seine Seele einbüßt, wer seine Seele verliert, der ist für immer verloren.