Wie bei allen anderen Zusammenkünften gibt es bestimmte Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, wenn die Stunden gesegnet sein sollen. Auch hier gibt es Dinge, die den Segen verhindern und die Zusammenkunft ihrer Frische und Fruchtbarkeit berauben können. Wenn es auch jedem Bruder freigestellt wird aktiv teilzunehmen, sollte diese Freiheit jedoch nicht als Freizügigkeit missverstanden werden. Die Wortbetrachtung ist nicht der Ort, wo jemand einfach etwas sagen könnte, um gehört zu werden oder um eigenartige Ideen öffentlich vorzustellen und über dies und jenes zu plaudern.

Diejenigen, die sich bei der Wortbetrachtung beteiligen, sollten es in Abhängigkeit vom Heiligen Geist zur Erbauung der Versammlung (1. Kor 14,12). In diesen Stunden müssen individuelle, extravagante Ansichten und Spitzfindigkeiten über Schriftstellen in einer demütigen und ruhigen Weise richtig gestellt werden, verbunden mit der Willigkeit von einander zu lernen.

Es ist auch wichtig, die Ermahnung von Jakobus 3,1 zu beachten: „Brüder, seid nicht viele Lehrer“, denn es kann bei einigen Brüdern die Tendenz geben, sich als kompetente Lehrer darzustellen. Das kann dazu führen, dass der Unwissenheit eine dominierende Stimme verliehen wird. Der Herr stellt selbst ein wunderbares Beispiel davon vor, was es heißt, den Platz der Demut einzunehmen, denn als er noch jung war und sich mitten unter Gelehrten befand, hörte er ihnen zu und stellte Fragen. Als die Umstände es dann erforderlich machten zeigte sich seine göttliche Kenntnis unzweideutig, denn sie gerieten außer sich über sein Verständnis und seine Antworten (Lk 2,47).

Manchmal ist es so, dass diejenigen schweigen, die sprechen und verteilen sollten, weil sie wirklich etwas Nützliches empfangen haben. Für solche gilt das Wort: „Und wer mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit!“ (Jer 23,28). Ein glücklicher, betender und demütiger Geist der Unterordnung gegenüber dem anderen, verbunden mit der Bereitschaft, das Wort Gottes mit Sanftmut aufzunehmen, sollte in den Zusammenkünften vorherrschen. Darüber hinaus sollte alle ein Geist wahrer Abhängigkeit vom Herrn kennzeichnen, der den Segen allein von ihm erwartet und nicht auf die Gefäße schauen, die er möglicherweise zur Erbauung benutzt.

Wenn auch Abschweifungen von dem gerade betrachteten Abschnitt durchaus hilfreich und nützlich sein können, wenn sie auf andere Stellen Bezug nehmen und zu einem erweiterten Verständnis des Themas führen, sollte doch darauf geachtet werden, dass die Besprechungen während der Wortbetrachtung bei dem Thema bzw. Abschnitt bleiben. Es besteht immer die Neigung vom Thema abzudriften, wenn sich mehrere beteiligen. Das Ergebnis davon kann Unordnung und entgangener Segen sein. Lange Diskussionen über kontroverse Punkte sollten ebenfalls vermieden werden. Stellen, die zu schwer sind oder über die keine Einigkeit besteht, sollten ebenfalls solange beiseite gelassen werden, bis weiteres Licht empfangen wird.

Diejenigen, die sich beteiligen, sollten sich immer vor Augen halten, dass sie zum Nutzen aller Anwesenden sprechen sollten. Wenn sie Bemerkungen abgeben, dann richten sie diese an alle und nicht nur an den Bruder bzw. die Brüder, die vor ihnen gesprochen haben. Um das zu erreichen, sollte man laut genug und zu allen sprechen, sodass es von allen gut verstanden werden kann, denn es sollen verständliche Worte geäußert werden (1. Kor 14,9). Was wir jetzt vor uns gehabt haben, sind einige notwendige Voraussetzungen für nützliche Wortbetrachtungen. Möchten wir alle mehr von den geistlichen Segnungen erleben, die ihre Basis in einer geistgeleiteten Wortbetrachtung haben.

Oft werden die Gebetsstunden und Wortbetrachtungen auch segensreich zu einer Zusammenkunft vereinigt, wo getrennte Zusammenkommen nicht für jeden möglich oder praktisch wären.

[Übersetzt von Stephan Keune]