Vorbereitet sein zu leiden

Das Sprichwort lautet: Wer das Beten lernen will, soll zur See gehen, doch ich denke, es würde besser heißen: Wer zur See gehen will (ich meine jetzt die See der Leiden), soll das Beten lernen, bevor er dorthin geht.

Lieber Christ, Leiden können dich plötzlich überkommen; sei deshalb gut gewappnet. Soldaten bekommen manchmal Befehle für einen sofortigen Abmarsch; sobald die Trommel schlägt, muss es losgehen. So magst auch du, ehe du dich's versiehst, auserkoren sein, für Gott oder von Gott zu leiden. Abraham hatte nur noch wenig Zeit, in sich zu gehen und sein Herz in Übereinstimmung mit Gott zu bringen, als er seinen Sohn Isaak opfern sollte. Eine große Prüfung mit einer kurzen Warnung: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den Isaak“ (1. Mo 22,2). Nicht in einem Jahr, in einem Monat, in einer Woche, sondern jetzt! Das war nachts, und frühmorgens zog Abraham los.

Wie würdest du, der du dich voller Kraft und Gesundheit erfreust, es auffassen, wenn du die Nachricht bekämst, bald sterben zu müssen, und Gott dir, ohne dass du dich durch ein langes Siechtum schon mal auf den Tod vorbereiten könntest, nichts weiter sagen würde als: „Du wirst sterben“, wie er es bei Mose tat? Bist du bereit für eine solche Reise? Kannst du auch sagen: „Das Wort des Herrn ist gut“?

 „Die Söhne Ephraims, gerüstete Bogenschützen, wandten um am Tag des Kampfes“ (Ps 78,9). Warum? Was war los? So gut gerüstet und doch so feige? Das ist doch seltsam. Lies den vorhergehenden Vers, und du wirst des Rätsels Lösung finden: sie werden dort „ein Geschlecht“ genannt, „das sein Herz nicht befestigte, und dessen Geist nicht treu war gegen Gott.“

Stelle sicher, dass du das Schwert des Geistes nimmst, bevor dein Leben durch das Schwert des Verfolgers bedroht wird. Kannst du freiwillig dein Leben für Christus geben, und doch einen Feind im Inneren haben, der Christus das Leben nehmen will? Verfolger können sowohl versuchen als auch foltern. Es ist möglich, dass jemand wegen Christus stirbt und doch nicht sein Märtyrer ist. Dein Herz, womit du leidest, muss so heilig sein wie der Grund, für den du leidest. Nur der ist Christi Märtyrer, der auch für Christus leidet. „Wenn ihr aber ausharrt, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist wohlgefällig bei Gott. Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt; ... der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte“ (1. Pet 2,20–23).

Es ist zwar hart, wenn man im Feuer ist, einen kühlen und von Zorn und Rache freien Geist zu bewahren. Aber es macht den, der es durch die Gnade tun kann, zu einem herrlichen Überwinder. Fleisch und Blut würden einem Menschen raten, Feuer vom Himmel und nicht Barmherzigkeit für solche zu erbeten, die ihn so brutal behandeln. Wer seinem Feind vergeben kann, überwindet ihn, denn die Schläge des Feindes können ihn nicht verletzen, aber die Wunden, die die Liebe zufügt, stechen das Gewissen.

Viele, die durch Argumente nicht von der Wahrheit abgebracht werden konnten, sind durch das Feuer der Verfolgung weggezwungen worden. Orthodoxie befähigt niemanden, für die Wahrheit am Marterpfahl zu leiden.