„Und er sprach zu ihnen: Als ich euch ohne Geldbeutel und Tasche und Sandalen sandte, fehlte es euch wohl an etwas? Sie aber sagten: An nichts. Er sprach aber zu ihnen: Aber jetzt, wer einen Geldbeutel hat, der nehme ihn, und ebenso eine Tasche, und wer keins hat, verkaufe sein Oberkleid und kaufe ein Schwert; denn ich sage euch, dass noch dieses, was geschrieben steht, an mir erfüllt werden muss: Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden; denn auch das, was mich betrifft, hat eine Vollendung. Sie aber sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug.“ (Lukas 22,35–38)

Die Aussage, dass die Jünger sich ein Schwert kaufen sollen, wird gern wie folgt erklärt und auf uns angewendet: „Wir sehen hier, dass Jünger des Herrn das ‚Schwert des Geistes' – das Wort Gottes – allezeit bei sich haben sollen.“

Doch das kann mit dieser Aussage des Herrn nicht gemeint sein. Denn

  • Sollten denn die Jünger vorher das Wort Gottes nicht auch schon in Herz und Mund haben? Ist das nicht etwas, was Nachfolger des Herrn immer kennzeichnen sollte?
  • Wenn man das Schwert symbolisch deutet, was ist dann unter dem Geldbeutel, der Tasche und dem Oberkleid zu verstehen?
  • Kann man sich das Schwert des Geistes (Eph 6,17) überhaupt kaufen?

Was ist dann gemeint? Nun, der Herr hat, als er seine Jünger als Messias ausgesandt hatte, eine übernatürliche Versorgung versprochen (Lk 10,3–5). Doch jetzt war diese Zeit vorbei. Der Herr sagt „aber jetzt“ – und spricht von seiner Verwerfung und Kreuzigung sowie von der Zeit, die darauf folgt. Die Jünger würden nicht mehr durch einen auf der Erde weilenden Messias unmittelbar versorgt und beschützt werden. Auch wenn der Herr sie nicht im Stich lassen würde, so sollten sie doch natürliche Versorgungs- und Schutzmaßnahmen ergreifen. Für diese Schutzmaßnahmen steht das Schwert.

Der Herr hat damit nicht gemeint, dass seine Jünger sich mit Schwertern buchstäblich verteidigen sollen. Das wird im Garten Gethsemane sehr deutlich, als Jesus das Ohr von Malchus heilte, das der übereifrige Petrus abgehauen hatte, und er zu Petrus sagte: „Stecke dein Schwert an seinen Platz; denn alle, die das Schwert nehmen, werden durch das Schwert umkommen.“ Und zu Pilatus sagte der Herr: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde; jetzt aber ist mein Reich nicht von hier.“

Die Jünger hatten eine Einzelheit aus den Belehrungen herausgepickt und dachten, sie sollten sich mit Schwertern verteidigen. Das war nicht korrekt. Doch war mit Schwert auch nicht das Schwert des Geistes gemeint. Vielmehr wollte der Herr sagen, dass wir, während seiner Abwesenheit, auf natürliche Schutz- und Versorgungsmaßnahmen in dieser Welt nicht verzichten sollen.