Lange Zeit war der Aal für die Wissenschaft ein Rätsel. Man fand ihn in vielen Flüssen, Seen und Tümpeln, konnte aber nie Eier oder Jungtiere entdecken – bis Biologen im Atlantischen Ozean seltsame, durchsichtige Fische von nur etwa zweieinhalb Zentimetern Länge entdeckten.

Kurze Zeit später stellte man fest, dass sie überall im Atlantik auftraten. Dabei waren sie eigenartigerweise umso so größer je näher man sie am Festland traf. Schließlich beobachteten Wissenschaftler, wie die Fische in die Flüsse schwammen und weiter ihr Aussehen veränderten, sie wurden immer aalartiger.

Zwei weitere Entdeckungen lösten das Rätsel endgültig. Ausgewachsene Aale zogen aus den Flüssen und Seen überall auf der Welt ins Saragossa-Meer östlich von Kuba. Hier verschwanden sie spurlos. Dann tauchten ebenfalls im Saragossa-Meer kleinste Aal-Larven auf. Jetzt war es klar: Hier legen Aale kurz vor ihrem Tod Millionen Eier ab.

Bevor ein Aal auf die Reise ins Saragossa-Meer geht, frisst er sich fünf Jahre lang so fett, dass er während der Wanderung keine Nahrung mehr braucht. Im Saragossa-Meer schlüpfen dann die Jungen aus dem abgelegten Rogen (= Fischeier). Von hier aus treten sie ihre Reise in die Gewässer an, aus denen ihre Eltern stammen. Drei Jahre kann die Reise dauern.

Alle Aale auf dieser Erde wurden also im Saragossa-Meer geboren. Warum diese jahrelangen Reisen der Aale? Dieses Geheimnis konnte bisher noch keiner lüften. Allein Gott, der Schöpfer, kennt dieses Geheimnis.

Der Aal ändert während seines Lebens mehrmals sein Aussehen. Die den Eiern entschlüpften Aallarven gleichen den Eltern überhaupt nicht. Sie sehen aus wie ein Weidenblatt und sind fast durchsichtig. Das ist eine perfekte Tarnung, denn durchsichtige Fische sind – eben durchsichtig. Auch für ihre Feinde. Drei Jahre benötigen diese Tiere vom Saragossa-Meer bis nach Europa. Dort verwandeln sie sich dann in die schlanken Jungaale. Sie heißen in diesem Stadium auch Glasaale, da sie immer noch durchsichtig sind.

Am Ziel ihrer Reise, in Seen oder oberen Flussläufen, sinkt ein Aal auf den Boden des Gewässers und lebt dort als räuberischer Grundfisch. Er ändert seine Färbung und wird zum Grün und anschließend zum Gelbaal. Wieder eine perfekte Überlebens-Tarnung!

Nach ungefähr 10 Jahren geht es auf die Rückreise zum Saragossa-Meer. Wieder verwandelt er sein Aussehen. Sein Bauch färbt sich hell und sein Rücken dunkel. Warum das denn? Blickt ein Fressfeind von oben im Wasser auf unseren Aal, verschmilzt er dunkel mit seinem Untergrund. Befindet sich der Feind im Dunkel der Tiefe unter dem Heimkehrer, schimmert er hell wie das Licht höherer Wasserschichten. Eine Super-Tarnung für jeden Lebensabschnitt!

Sich vor Feinden zu schützen, ist auch für einen Christen wichtig. Sich immer seiner Umgebung anzupassen, ist aber etwas, was für Jünger des Herrn Jesus nicht in Frage kommen darf. Christen bekennen Farbe und sind bereit aufzufallen, auch wenn es für sie dann etwas ungemütlich wird.

Auf seinem Weg in die Aal-Kinderstube im Saragossa-Meer trägt der Aal 100.000 Eier in sich. Dafür hat er genug Platz, weil jetzt seine Verdauungsorgane verkümmern! Die sind überflüssig geworden. Unser Aal frisst nie wieder! Bis zum Tod in Saragossa lebt er von seinem Fett.

[Auszug aus dem Kalender Kompass 2011. Dieser Kalender für junge Leute bietet neben biblische Geschichten, interessanten Berichten auch immer wieder naturwissenschaftliche Schlaglichter.]