Bibelverse sollten möglichst im Zusammenhang des Textes untersucht werden. Trotzdem stolpert man immer wieder über auf den ersten Blick überraschende „Gegensätze“ zwischen einzelnen Bibelstellen. Diese Kontraste fordern zum Nachdenken auf – und dazu soll diese kleine Reihe beitragen. Die hier vorgelegte Gegenüberstellung wurde von einem Leser von Folge mir nach eingereicht.

„…dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast“ (Mt 11,25)

Die Weisen und Verständigen zurzeit des Herrn Jesus hatten Ihn als ihren Messias abgelehnt, verworfen, und damit auch die große Rettung durch Ihn. Nach vieler Geduld und überdeutlichen Wundern, die den Herrn Jesus als Messias bestätigten, war ihre „Uhr abgelaufen“. Gott spricht zwei- oder dreimal zu jedem Menschen (Hiob 33,29.30), aber nicht unendlich oft. Gott gab diesen „Weisen“ damals schließlich Unverstand ins Herz, weil sie nicht glauben wollten (vgl. Mt 13,14).

Auch heute ist Gott langmütig und will nicht, dass irgendwelche verloren gehen (2. Pet 3,9). Zudem sollten wir nie aufhören, für die Errettung von Menschen zu beten oder zu wirken. Nicht wir verbergen etwas vor Menschen, sondern Gott – und wir wissen nicht, ob Gott sein Wirken an einem Menschen beendet hat. Aber der Mensch selbst kann nicht auf unendlich viele Möglichkeiten rechnen – spätestens mit dem Tod endet jede Chance zur Bekehrung, und er soll „heute“, wenn er Gottes Stimme hört, sein Herz nicht verhärten (vgl. Heb 4,7).

„… Heiland-Gott, der will, dass alle Menschen errettet werden“ (1. Tim 2,4)

Das ist ein großartiges Wort, das uns in das Herz unseres Retter-Gottes schauen lässt: Jeder kann kommen und Erlösung durch das Werk von Golgatha erfahren. Gott hat seinen eingeborenen Sohn gegeben, um jeden Menschen zu retten, ja sogar, um ihm ewiges Leben zu geben (Joh 3,16). Sein Wunsch war und ist es, zu retten. Er hat Gefallen an Güte (Mich 7,18), und Gericht ist für Ihn „befremdend“ (Jes 28,21).

Deshalb werden die Leser dieses Textes ja auch aufgefordert, für alle Menschen zu beten, damit sie sich bekehren. Sollten wir nicht in diesem besonderen Sinn alle Evangelisten sein – und außerdem eine Lebenspraxis und Worte an den Tag legen, um die, die draußen sind (ein ernster Ausdruck!), zu gewinnen (Kol 4,5.6)?! Von uns soll der Lichtglanz des Evangeliums „ausstrahlen“ (vgl. 2. Kor 4,1 ff.).

Gott spricht zu den Menschen, um sie zu retten, aber wer sich Gottes werben dauerhaft verschließt, dessen Herz verschließt Er und verbirgt so Gottes Botschaft vor ihm. Andererseits ist es Gottes Wunsch, dass alle Menschen errettet werden, und deshalb sendet Er Boten aus, die sein Evangelium allen Menschen offenbaren, verkündigen dürfen.