„Er suchte einen Samen Gottes“ (Mal 2,15)

Während 4.000 Jahren hat Gott aus dem Himmel auf die Menschenkinder niedergeblickt, um zu sehen, ob es einen gab, der gut war (vgl. Röm 3,9–18). Gott hatte die Menschen „in seinem Bild“ gemacht, als seine Repräsentanten und Bildträger in der Schöpfung. Und „nach seinem Gleichnis“: in Übereinstimmung mit seinem Wesen und seiner Natur. Gott hatte den Menschen „aufrichtig“ geschaffen, sie aber haben viele Ränke gesucht (Pred 7,29). Immer wieder hat Gott den Menschen getestet, um zu sehen, ob etwas Gutes in ihm zu finden war. Gott hat ihm gewaltige Möglichkeiten gegeben (1. Mo 1 und 2), doch der Mensch hat vollständig versagt.

Das Versagen des Menschen

Es ist nicht meine Absicht, in diesem Rahmen ausführlich bei allen Phasen und Facetten der „Suche“ Gottes nach dem Menschen in dieser Hinsicht zu verweilen. Ich nenne nur einige Namen und „Haushaltungen“, um dieses „Suchen“ Gottes zu zeigen. Adam und Eva vor dem Sündenfall (1. Mo 4 – 6), Noah nach der Sintflut, die Einführung des Götzendienstes (1. Mo 10.11), Abrahams Berufung und sein Versagen (1. Mo 12 ff.). Wir überschlagen viele Details bei Isaak, Jakob, Mose und anderen, um zu sehen, wie das Volk Israel versagt (2. Mo 32; vgl. Apg 7), die Priesterschaft (die beiden Söhne Aarons; Eli und seine Söhne), die Propheten, die Könige (Saul, aber später auch das Haus Davids). Nebukadnezar, das durch Gott eingesetzte Haupt der Nationen während der Verwerfung seines Volkes. Der Überrest der Juden, der nach Jerusalem zurückgekehrt ist (ihr Zustand und Versagen wird klar in Maleachi beschrieben, aus dem der Titel dieses Artikels entnommen ist). Wenn Gott schließlich den wahren Mann nach seinem Herzen sendet, wird Er durch seine eigenen Geschöpfe verworfen, durch sein eigenes Volk (Joh 1,1–11). Immer wenn Gott etwas Neues einführt, sehen wir, wie der Mensch versagt. Dasselbe gilt für die Kirche und ihre Geschichte (s. u.a. Off 2 – 3). Und was ist zu sagen über uns selbst in persönlicher Hinsicht, im Blick auf unsere Familien-Verantwortung oder im Hinblick auf das kollektive Zeugnis für den Herrn hier auf dieser Erde?

Sogar im Friedensreich

Selbst wenn Satan gebunden sein wird, wird die Bosheit des menschlichen Herzens offenbar werden, in und am Ende dieser gewaltigen Zeit des Segens, die unter der direkten Regierung des Sohnes des Menschen sein wird (Off 20). Alles scheint hoffnungslos. Würde Gott denn jemanden finden, der seinen Wünschen entsprechen würde und in dem Er sich selbst wiedererkennen würde? Einen Samen Gottes?

„Gottes Sohn“ (Lk 1,35)

Mit welcher Genauigkeit zeigt uns Gottes Wort, dass ein Mensch gekommen ist, geboren aus einer Frau (Gal 4,4), der vollkommen den Wünschen Gottes nach einem Samen Gottes entspricht. Die Details in Matthäus 1, Markus 1, Lukas 1 und Johannes 1 bilden ein gewaltiges Zeugnis im Hinblick auf diesen „Samen Gottes“, ohne über Hebräer 1, Kolosser 1 und andere Textstellen zu reden. Es ist sicher der Mühe wert, diese Kapitel wieder zu lesen und zu überdenken, bevor dieses Studium fortgesetzt wird.

Ein siebenfaches Zeugnis

Dann gibt es noch das siebenfache Zeugnis im Neuen Testament, dass Gott sein Wohlgefallen an diesem Menschen gefunden hat, so wie Er auf der Erde war, als ein vollkommener Mensch mit einem menschlichen Geist, einer menschlichen Seele und einem menschlichen Körper. Und dass Er dieses Wohlgefallen an Ihm hat, wie er nun im Himmel ist und auch in Ihm haben wird, wenn Er bei seiner öffentlichen Regierung über das Weltall gesehen werden wird.

Freude für Gott

Was für eine Freude für das Herz Gottes hier auf der Erde, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, einen Menschen zu finden, mit dem Er sich ganz identifizieren kann und mit dem Er vollkommen Gemeinschaft haben kann. Ein Mensch, der dem Verlangen seines Herzens vollkommen entspricht. Was für eine Freude für das Herz des Vaters, den Sohn hier zu sehen (der immer vollkommen war – Sprüche 8, der immer sein Schoßkind war – Johannes 1,18) und nun als Mensch, der vollkommen ausführt und erfüllt, was der Vater Ihm aufgetragen hat (Joh 17,1–5). Es ist ein unergründliches Geheimnis, dass dieser vollkommene Mensch gleichzeitig der Sohn Gottes ist; dass Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist in diesem Menschen wohnen und dass der Vater in Ihm gesehen und erkannt wird. Der Glaube erfasst es und betet an!

Er entspricht all den Plänen und Gedanken Gottes

Es ist meine entschiedene Überzeugung, dass der Herr Jesus auch immer vollkommen den Plänen und Gedanken, die Gott mit dem Menschen hatte und worin der Mensch versagte, entsprochen hat und entsprechen wird. Mit anderen Worten: Jeder Test Gottes war und ist für den Menschen auch eine Möglichkeit, zu versagen, bildet jedoch für den Herrn Jesus eine Gelegenheit, um zu zeigen, wer Er ist und wie Er Gottes heiligen Forderungen entspricht. In allem entspricht Er Gottes gerechten Wünschen. Ich denke hierbei nicht nur an die Versuchung in der Wüste, wo Gott zeigt, mit was für einem vollkommenen Menschen Er sich identifiziert hat, sondern auch an alle Gelegenheiten in der Vergangenheit und in der Zukunft, bei denen der Mensch versagt und bei denen der Herr Jesus als der „Same Gottes“ vollkommen ausdrückt und ausführt, was nach Gottes Gedanken ist. Wir können hierbei an den Platz Adams über die Schöpfung denken, an Noah über eine gereinigte Erde, an Israel (dem Weinstock, dem Knecht des Herrn), an den Priester, den König, den wahren Propheten, dem Haupt über die Nationen usw. Kurzum, in jeder Eigenschaft, Funktion, Aufgabe und Verantwortlichkeit und dergleichen, in dem der Mensch in dem ersten Adam versagt, führt Gott den Mann nach seinem Herzen ein, den wahren Samen Gottes, der in allen Qualitäten und Aufgaben Gottes vollständige Billigung davontragen kann.

„Ein Same Gottes“ (Mal 2,15)

Vor dem Hintergrund des Versagens des von Babel nach Jerusalem zurückgekehrten Überrestes, führt Gott in Maleachi 2 einen Samen Gottes ein, der seinen Gedanken entspricht und der in der Beziehung zu Gott selbst sowie in der Beziehung zu dem Nächsten Gottes Rechte aufrechterhält. Hiermit sind wir an einem wichtigen Punkt angelangt, denn wir sehen, dass Gott einerseits immer klarmacht, worin der Mensch versagt hat und andrerseits ebenfalls den vollkommenen Menschen vor Augen hat, der gleichzeitig durch Ihn vorgestellt wird.

Priesterschaft und Levitendienst

In Maleachi 2,4 spricht Gott über Levi, der in der Geschichte persönlich und kollektiv (denn Levi steht für die Priesterschaft und den Levitendienst) versagt hat. In diesem Textabschnitt lesen wir darüber jedoch nichts. Denn Gott hat hier vor Augen, was er mit dieser Priesterschaft und diesem Levitendienst vorhatte, so wie Er es sich gedacht hatte. Wir finden wir hier also ein wichtiges Prinzip: Gott stellt die Dinge hier so vor, wie Er gewollt hatte, dass sie sein sollten und, so können wir ergänzen, wie sie durch den Herrn realisiert wurden und werden.

Gott findet etwas, das für Ihn wertvoll ist

In Hebräer 11 und im Allgemeinen im Neuen Testament werden nicht die Tatsachen und das Versagen derjenigen vorgestellt, die im Alten Testament beschrieben werden. Das ist, denke ich,  so, weil Gott in diesen Personen etwas darstellen wollte von dem, was Er in vollkommener Weise in dem Herrn Jesus gefunden hat und findet. Mit anderen Worten: Wir sehen in diesen Personen etwas von dem, was Gott für sich selbst in ihnen gebildet hatte: einen Samen Gottes! Das ist meines Erachtens zweifellos die zweite Anwendung, die wir in Verbindung mit diesem Ausdruck machen können.

Der Same Gottes im Lauf der Geschichte

Es ist nun meine Absicht, anhand einiger Schriftstellen zu zeigen, wie Gott im Lauf der Geschichte diesen „Samen Gottes“ gebildet und beschützt hat und wie Er in diesen Menschen etwas ausdrückt und findet, was für Ihn wertvoll ist und was uns (im Licht des Neuen Testaments) an unseren geliebten Herrn Jesus erinnert.

[Aus: „Uit het woord der waarheid“, 1988]