„Der Same (Nachkomme)“ und das Leiden von Christus und seine Auferstehung

Wer in einer Konkordanz nachschlägt, wird zweifellos beeindruckt sein von der Ausgedehntheit dieses Themas. Nach der Hebräischen Konkordanz von Even-Shoshan kommt das Wort sera' (säen, Samen) 65 Mal im Alten Testament als Verb vor und 229 Mal als selbstständiges Substantiv. Ganz zu schweigen von dem Griechischen Neuen Testament, wo wir eine tiefergehende Auslegung der geistlichen Bedeutung finden, respektive 52 und 43 Mal. Deswegen können wir auch nicht jeden Vers, in dem wir diese Worte finden, in diese Studie einbeziehen, sondern werden uns auf verschiedene „große Linien“ beschränken.

Grundlage

Wir haben uns in den vorigen Artikeln mit dem Verlangen Gottes beschäftigt, hier auf der Erde einen „Samen Gottes“ (Nachkommen Gottes) zu haben. Und wir haben etwas von der Art und Weise gesehen, auf welche Er seine Gedanken praktisch an uns verwirklicht. Aber was ist die Grundlage, auf welche Gott das tut? Davon finden wir etwas in Jesaja 53. Ohne dem sühnenden Leiden von Christus, seinem Tod und seine Auferstehung und, was die Gemeinde betrifft, seine Verherrlichung, würde kein „Samen Gottes“ in dieser Welt zu finden sein.

Moralische Reinheit

Die moralische Reinheit von Christus finden wir in Jesaja 53 auf eine zutreffende Weise vorgestellt, so wie wir sie auch in den Psalmen und in verschiedenen Bildern finden (in der Stiftshütte und in den Opfern).

Die Wirklichkeit finden wir im Neuen Testament (s. z.B. Joh 1,14). Darüber hinaus werden verschiedene Aspekte seiner Leiden und seines Werkes vor Gott (Brand-, Speis-, Sünd/Schuld- und Trankopfer) in Jesaja 53 vorgestellt.

Die Gläubigen – ein Same Gottes

Doch worauf es jetzt drauf ankommt, ist, zu sehen, dass auf der Grundlage all dessen ein Same Gottes existiert. In erster Linie ist das Christus selbst, so wie wir Ihn schon gesehen haben. Aber zweitens sind das die Gläubigen, die Frucht seines Leidenswerkes, ein neues Geschlecht, das mit Ihm in seiner Auferstehung verbunden ist (siehe lehrmäßig u.a. Röm 6,4–5 und Eph 2,5–6). Diesen Gedanken finden wir in Apostelgeschichte 8,33 wieder, wo Jesaja 53,7.8 aus der Septuaginta zitiert wird. Laut Anmerkung: „Herkunft oder (geistlich) Nachkommen oder Generation (= Zeitgenossen)“. In dieser moralisch dürren Welt wurde ein neues Geschlecht eingesetzt, das dort dieselben Eigenschaften zur Schau stellt, wie es Christus in seinem getan hat. Ich sage nicht, dass dieses neue Geschlecht dies auf dieselbe vollkommene Weise tut, sondern dass in allen Gliedern des Leibes von Christus gemeinsam eine Reflektion von Ihm gefunden wird. Auf diese Weise findet Gott das, was dem „Samen Gottes“ entspricht. In Verbindung mit Jesaja 53 denke ich, dass wir sagen dürfen, dass dies auch der Fall sein wird im Hinblick auf den zukünftigen gläubigen Überrest: Diese gläubigen Juden werden als Jünger von Christus seine moralischen Charakterzüge in einer Welt zeigen, wo der König der Juden verworfen ist (s. u.a. Mt 1 – 12).

Triumph für Christus

Auch für Christus selbst ist es von Belang, dieses „neue Geschlecht“ zu haben (so wie wir das in der Apostelgeschichte bei z.B. dem Kämmerer, Saulus und Cornelius sehen), mit dem Er sich verbinden kann, mit dem Er die Ergebnisse seines Werkes teilen kann (Er wird die Beute mit Mächtigen teilen, V. 12). Was für ein Triumph für Ihn! In Abel finden wir ein (schwaches) Bild von Christus als Mensch auf der Erde, verworfen und getötet durch die Seinen (in 1. Mo 4 vorgestellt durch Kain, Abels Bruder). Das Bild spricht auch von seinen Leiden und ist in gewisser Hinsicht ein Gegenbild von Christus (s. Heb 12,24). Abels Tod ist der Anlass für die Einführung eines anderen: Seth, und zwar durch Gott selbst eingesetzt an die Stelle von Abel. „Ein anderer Same“: Ich denke, dass wir hierbei an einen Menschen der neuen Ordnung denken dürfen, der in der Auferstehung durch Gott eingesetzt ist. Den Samen, den wir in Abel finden, der aber zur Seite gesetzt ist, wird sozusagen in Seth fortgesetzt. Seth spricht damit von Christus in seiner Auferstehung, als Haupt eines neuen Geschlechts (Röm 5,19; 1. Kor 15,20. 42–49): ein Geschlecht, das in sich selbst schwach ist, sterblich (Enos), aber das hier auf der Erde die moralische Fortsetzung von „Abel“ bildet: sie rufen den Namen des Herrn an. Darin sehen wir eine gleiche Abhängigkeit von Gott und ein Vertrauen auf Gott.

Psalm 22

In diesem Psalm finden wir das Leiden unseres Herrn als Sündopfer und Gottes Antwort in der Tatsache seiner Auferweckung (V. 22b). In seinem Leiden ist Er einzigartig und allein. In seiner Auferstehung verbindet er sich unmittelbar mit „seinen Brüdern“, mit „der Versammlung“, mit „dem Samen von Jakob und Israel“, mit „einer großen Versammlung“, „dem Samen“ und „einem Volk, das geboren wird“. Einerseits sehen wir hier sein Leiden (speziell in den drei Stunden der Finsternis) und andererseits die herrlichen Folgen seines Werkes. Aufgrund seines Werkes, seines Todes und seiner Auferstehung gibt es dieses neue Geschlecht, einen Samen Gottes, das wir auf verschiedene Weisen mit Ihm verbunden sehen:

1) Die Gemeinde (damals verborgen, aber jetzt geoffenbart, Epheser 3)

2) Den zukünftigen gläubigen Überrest

3) Das zukünftige Volk Israel

4) Die künftigen Völker der Erde. Alle gesehen als das Resultat seines Werkes: „dass er es getan hat“.

(Alle diese Gruppen als Folge von Gottes Werk betrachtet und nicht aus der Sicht der menschlichen Verantwortung gesehen.)

Moralische Kennzeichen

Es ist auffallend, dass in Psalm 22 einige moralische Kennzeichen genannt werden, die wir an anderen Stellen in Verbindung mit dem „Samen Gottes“, dieser neuen Generation sehen.

„Ihr, die ihr den Herrn fürchtet“ (V. 24); „die Sanftmütigen“, „die ihn suchen“ (V. 27). Einen anderen Hinweis auf dieses neue Geschlecht finden wir schon im Titel von Psalm 22 (Es kommt recht häufig vor, dass wir im Titel eines Psalms oder im ersten Vers das Ergebnis dessen finden, was in dem Psalm beschrieben wird): „Hirschkuh der Morgenröte“. In der „Hirschkuh“ finden wir eine gleichartige Hingabe wie die von Christus und auch eine Antwort auf seine Liebe; in Verbindung mit der Morgenröte: den neuen Beginn, den neuen Morgen seiner Auferstehung.