In Johannes 14,2 sagt der Herr Jesus: „In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen“. Davon verstehen wir nur wenig. Wie viel werden wohl die Jünger davon verstanden haben? Wir finden den Ausdruck „Haus meines Vaters“ nur ein weiteres Mal in der Schrift: in Johannes 2,16, bei der ersten Tempelreinigung. In Jerusalem stand der Tempel, dem Tempel Salomos nachgebildet, unter anderem durch König Herodes. Gott hatte dort früher gewohnt, inmitten seines Volkes. Es war das Gebäude, in dem der Herr Jesus als zwölfjähriger Junge die Gegenwart seines Vaters suchte (Lk 2). Die Jünger waren mit dem Gedanken vertraut, dass der Tempel viele Wohnungen hatte.

Nahen

In der Stiftshütte waren keine Wohnungen. Darin stand kein Stuhl oder Bett. Mit der Stiftshütte war der Gedanke des Nahens zu Gottverbunden, kein Wohnen von Menschen in der Stiftshütte. In dem Brief an die Hebräer, wo nur über die Stiftshütte gesprochen wird, kommt dieses Nahen dann auch stark zum Ausdruck.

Wohnen

Mit dem Tempel Salomos war das anders. Dort war, unter anderem, die Bundeslade zur Ruhe gekommen, was für uns im Hinblick auf das geistliche Vaterhaus von Bedeutung ist. Die Ruhe ist durch das Werk des Herrn Jesus gekommen. Ruhe ist nur deswegen möglich. „Ich habe das Werk vollbracht“, sagte Er auf der Erde (Joh 17,4). Ferner gab es unter König David Abteilungen von Sängern, die in Verbindung mit dem Tempel standen, jedoch nicht bei der Stiftshütte genannt werden. Der Tempel ist also auch ein Ort des Gesangs, der Gemeinschaft und Anbetung. Es ist der Ort, an dem das ewige Loblied erklinkt, wo Anbetung des Vaters und des Sohnes ist. Schließlich ist es der Ort der vielen Wohnungen, wo in Johannes 14 die Betonung drauf gelegt wird.

Nahen oder Wohnen?

Es gibt auch einen Unterschied in der Beschreibung des Tempels im Buch der Chronika und im Buch der Könige. In Chronika ist der Tempel die Vorschattung des Tempels des 1000-jährigen Reiches, mit Altar und einem Vorhang, wobei das Nahen zu Gott hervorgehoben wird. In Johannes geht es um das Wohnen, genau wie in 1. Könige 6, wo der eherne Altar und der Vorhang nicht genannt werden. Kleine Hinweise, die viel Licht geben, finden wir in den Psalmen. Da sehen wir das Verlangen des Pilgers, um in die Gegenwart des Herrn zu kommen und dort zu wohnen. Er will immer im  Haus des Herrn bleiben (Psalm 84). Und dort ist nur die Rede von Vorhöfen. „Eins habe ich von dem Herrn erbeten, danach will ich trachten: zu wohnen im Haus des Herrn alle Tage meines Lebens“ (Ps 27,4).

Wohnen und anbeten

In Johannes 14 gehen wir von dem irdischen Haus des Vaters zu dem himmlischen über. Der Herr Jesus richtet unsere Herzen darauf, um sie zu erwärmen. Wir erhalten in der Wohnung einen Platz, weil der Herr dort hineingegangen ist. Wir nahen nicht nur, sondern wohnen dort. Um die Lieblichkeiten des Vaters und des Sohnes anzuschauen und um anzubeten. Manche Dinge können wir anhand des Alten Testaments verstehen. Es ist auch schwierig, uns eine Vorstellung von dem Vaterhaus zu machen.

Das Vaterhaus und die Auferstehung

Es ist wichtig zu sehen, wo im Neuen Testament über das Vaterhaus gesprochen wird. Nicht bei Paulus oder bei Petrus. Nur bei Johannes. Er spricht nicht über die Gemeinde, nicht einmal in Offenbarung 1,5 (wohl über sieben örtliche Gemeinden, jedoch in ihrer eigenen Verantwortung gesehen, Offenbarung 2 und 3). Er spricht über die Familie Gottes. Das macht das Vaterhaus so anziehend. Die Gemeinde ist vollständig eins mit dem Herrn Jesus; Er ist das Haupt, die Gemeinde sein Leib. Aber in Johannes geht es nicht um die Gemeinde, sondern um die Einheit von Leben. Das ewige Leben, das der Herr Jesus ist (1. Joh 5). Man gehört dazu, wenn man das neue Leben hat, wenn man DAS Leben hat. Die Familie Gottes hat ihren Anfang am Auferstehungstag: „Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater“. Das war das erste Mal, dass der Herr Jesus seine Jünger seine Brüder nannte und über ihren Vater sprach. Er hatte vorher zwar schon über den Vater gesprochen und den Namen des Vaters bekannt gemacht. Aber Er hat einen Platz bereitet, nachdem Er gestorben und auferstanden ist. Er bewies, Gottes Sohn zu sein, in Kraft, durch Totenauferstehung (Röm 1,4). Er stand auf aus dem Tod, Er, der Schöpfer. Er ist Gott und Er ist das ewige Leben.

Auferstehungsleben

Nach seiner Auferstehung blies Er in die Seinen und sagte: „Empfangt Heiligen Geist“. Das bedeutet (Joh 3): empfangt neues Leben (die neue Geburt). Das, was Er selbst ist. Leben in Überfluss (Joh 10,10). Dies Blasen weist auf das Blasen Gottes in Adam zurück. Seinen Lebensatem. Nun ist es der Atem des Herrn Jesus, der durch den Tod gegangen und auferstanden ist. Es ist Auferstehungsleben. In Epheser 2: lebendig gemacht, in Christus auferstanden. Letzteres ist mehr. Und erst nach seiner Auferstehung sagt der Herr: „Sag es meinen Brüdern“. Da entstand die Familie Gottes. Zu der Zeit keine Offenbarung als Herr, obwohl Er es ist; nicht als Haupt der Gemeinde, obwohl Er es ist. Nein, es ging dort um die Familie Gottes. Er ist das Leben der Seinen. Deshalb nennt Er sie seine Brüder. Sein Vater ist ihr Vater. Und darum lesen wir gerade im Johannesevangelium über das Vaterhaus.

Nur im Johannesevangelium

Wir dürfen die Dinge, die über das Vaterhaus gesagt werden, nicht mit dem verbinden, was in anderen Bibelbüchern gesagt wird. Auch nicht mit dem, was in Offenbarung steht. Dieses Buch beschäftigt sich mit der Schöpfung. Dort ist der Vater nur der Vater des Herrn Jesus. Im Evangelium von Johannes finden wir das Höchste. Wir werden in dem ewigen Himmel leben, wo der Vater, der Sohn und der Heilige Geist von Ewigkeit her wohnen. Wo der Sohn von Ewigkeit her im Schoß des Vaters war. Er, der in Ewigkeit Gottes Wohlgefallen war, ist dort. Dort gibt es keinerlei Finsternis. Dort wird der Vater als Vater gekannt.

[Aus: Uit het woord der waarheid, 1988]