Frage: Wird nicht der Gehorsam zu sehr vergessen, wenn man auf der Rechtfertigung aus Glauben besteht? Fordert Paulus uns nicht auf „Fleiß“ anzuwenden, „in jene Ruhe einzugehen“ (Heb 4,11)?

Die Schrift besteht auf Gehorsam und Praxis an ihrer Stelle, d.h. gute Werke machen keinen Christen, sondern sie geziemen sich für einen Christen und weisen ihn als solchen aus. Es kann sie nicht geben, bevor ein Mensch wiedergeboren ist, auch wenn sie bis zu einem gewissen Maß da sein mögen, bevor er den Frieden mit Gott und das Bewusstsein seiner Annahme bei Gott genießt.

Wer kein Gläubiger ist, ist von Natur aus ein Kind des Zorns, und tut zwangsläufig den Willen des Fleisches und der Gedanken (vgl. Eph 2,3). „Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3,22–23). Sie reisen in dieselbe Richtung, jeder zwar seinen eigenen Weg, aber alle haben Gott den Rücken zugewandt. Manche sind lange und schnell gereist, andere eine vergleichsweise kurze Zeit und Strecke; der eine mag den anderen überflügeln in selbstzerstörerischem Wahn und Rebellion, aber beide gleichen sich in ihrem schrecklichem Zustand von Sünde, Ruin und Tod.

Zu solchen von Gehorsam als einem Mittel zur Errettung zu sprechen, zeigt nur völlige Unwissenheit über uns selbst und Gott – zeigt, dass wir, wie Israel am Sinai, Verantwortlichkeit mit Kraft verwechseln. Ohne Zweifel sollten Menschen gehorchen – aber können sie es? Unbestritten, Gott schenkt dem Christen den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Deshalb sollen wir Teilhaber der Trübsale des Evangeliums sein, „nach der Kraft Gottes; der uns errettet hat und berufen mit heiligem Rufe, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade“ (2. Tim 1,7–9). Das ist die göttliche Beschreibung des Christen der bei Gott angenommen, aber noch nicht verherrlicht ist. Der Apostel spricht eindeutig von Gläubigen auf der Erde, nicht im Himmel, wo es keine Trübsale des Evangeliums gibt und keine Versuchungen, unsere himmlische Berufung zu vergessen.

Was die Ruhe in Hebräer 4 angeht, das ist eine zukünftige Ruhe – die Ruhe, die dem Volk Gottes übrig bleibt. Wir werden da als solche gesehen, die durch die Wüste reisen, und die in Gefahr stehen unachtsam und bequem zu sein und uns dort niederzulassen. Deshalb fordert der Apostel auf, Fleiß anzuwenden. Wäre es eine Frage der Rechtfertigung, dann hätte er gesagt: „Wendet keinen Fleiß an“, denn dem, „der wirkt, wird der Lohn nicht nach Gnade zugerechnet, sondern nach Schuldigkeit. Dem aber, der nicht wirkt, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet“ (Röm 4,4–5).

[Aus „Bible Treasury“]