Die Geschichte von dem reichen Mann und Lazarus wird oft als Gleichnis bezeichnet (Lukas 16,19–31). Aber das ist nicht ganz präzise. Sicher ist es eine Geschichte, die gleichnishafte Züge trägt – so kann beispielsweise der dort erwähnte Schoß Abrahams nicht buchstäblich aufgefasst werden. Aber, und das ist der Punkt, die Geschichte als solche ist kein Vergleich. Es ist einfach nichts zum Vergleichen da. Was der Herr Jesus hier vor seinen Zuhörern entfaltet, beschreibt die „nackte Realität.“ Der Herr lüftet den Schleier der Ewigkeit und lässt uns Blicke in eine Szene tun, die vor dem natürlichen Auge völlig verborgen ist. Wir blicken in das Totenreich hinein, dort wo die Gestorbenen sind.

Der Herr macht deutlich, dass der reiche Mann – gemessen an der Ewigkeit – der wirklich Arme ist und dass der arme Lazarus der wirklich Reiche ist. Auf der Erde würde niemand mit Lazarus getauscht haben wollen, in der Ewigkeit aber niemand mit dem reichen Mann.

Was für ein Bild des Jammers gibt der reiche Mann ab! Er kann hören, sehen, fühlen und auch schmecken. Aber nichts Angenehmes, nichts Erleichterndes erreicht ihn. Er kann sich auch an das erinnern, was auf der Erde gewesen war (was ihm wiederum nur Pein bereitet). Er würde so gern seine Lage und die Lage seiner Brüder ändern, aber das ist nicht möglich. Sein Los ist gefallen – und das seiner Brüder liegt in ihrer eigenen Hand. Ganz anders ist es bei Lazarus. Seine Lage wird sich zwar auch nicht ändern (wenn man einmal von der Auferstehung des Leibes absieht) – aber er wird es auch sicher niemals wollen!