Mein ist die Rache und die Vergeltung. (5. Mo 32,35)

Israels Untreue war der Grund dafür, dass Gott Nebukadnezar mit einem mächtigen Heer aus Babel gesandt hatte, um Jerusalem dem Erdboden gleichzumachen und ihre Einwohner als Verbannte nach Babel zu deportieren. Die Lust am Singen vergeht den Juden, als die Babylonier, die sie gefangen halten, sie bitten, ein Lied über die Herrlichkeit von Zion zu singen. Sie hängen ihre Lauten lieber in die Weiden. Sie finden keine Freude mehr an diesem Lied. Für sie scheint alles hoffnungslos und dunkel. Darüber hinaus ist ihnen klar, dass es in den ersten 70 Jahren keine Chance der Rückkehr geben wird, aber auch, dass Gott Rache an ihren Feinden üben wird (Jer 25,11f).

Anstelle zu singen, bitten sie Gott um Rache. Die Aussagen ihrer Bitte um Rache lassen uns Christen erschaudern. Als die Jünger einmal den Vorschlag machten, Feuer vom Himmel regnen zu lassen, um die Samariter zu treffen, die sich weigerten, Jesus zu empfangen, strafte der Herr sie: „Ihr wisst nicht, wes Geistes Kind ihr seid“ (Lk 9,55). Er war nicht gekommen, um die Menschen zu verderben, sondern um sie zu erretten. Mit seinem Kommen brach eine neue Zeit an. Diese Zeit war noch nicht da, als die Juden als Verbannte in Babel saßen. Sie wussten, dass die Kinder ihrer Bedränger in 70 Jahren wegen ihrer Missetaten, die sie an ihnen begingen, durch ein anderes Volk überrannt werden würden. Daher ihre Bitte um Rache.

Hieraus können wir lernen, dass der Gerichtstag sich unentkommbar nähert. Christus kommt, um zu richten. Für den Sünder gibt es daran kein Entkommen. Das abfällige Namenschristentum (in Offenbarung 17 und 18 durch ‚Babylon’ angedeutet) erhält eine doppelte Vergeltung.

Heute kann ein Sünder noch Gnade bekommen. Wer hiervon Gebrauch macht, braucht seine Laute nicht in die Weide zu hängen. Er kann bis in Ewigkeit von Gottes Güte singen.