Gefühle können mich täuschen, aber der Glaube nie. Wenn ich einen Gegenstand betrachte, ist es bloß mein Auge, das sieht. Wenn ich eine Wahrheit auf Gottes Wort hin glaube – weil Er es sagt –, betrachte ich sie gewissermaßen mit den Augen Gottes.

Die Welt meint, daß Glauben bedeute, auf etwas zu vertrauen, was nicht sicher sei. Aber das ist nicht die Bedeutung des Begriffes „Glauben“ in den göttlichen Dingen. Mit unserem eigenen Sehen erfassen wir nur einen sehr begrenzten Gesichtskreis; es kommt darauf an, wie Gott eine Sache sieht.

Der Gläubige steht auf dem höchsten Grund; er ruht auf der Sicherheit dessen, was Gott sagt. Und so ist Freude das Ergebnis; denn wenn jemand glaubt, wird er auch bald beginnen zu fühlen. Wenn du glaubst, daß Gott deine Sünden ausgetilgt hat, dann wirst du nicht lange danach – wenn nicht schon sofort – beginnen, dich darüber zu freuen. Aber wenn ich auf mich selbst schaue, werde ich immer etwas Schlechtes entdecken. Wie kommt das?

Meine Sünden sind hinweggetan; und doch, wenn ich in mich schaue, sehe ich so vieles, was schmerzlich, verabscheuenswert und demütigend ist.

Das Hinwegtun der Sünde ist nicht eine Sache, die in meinem Herzen vor sich geht, sondern ein mächtiges Werk, das Gott in dem Kreuz Seines geliebten Sohnes gewirkt hat. Und nun fordert Er mich auf, auf dieser Grundlage zu ruhen, weil Er darauf ruht.

Sollte ich da noch nach einem Zeichen oder einer Bestätigung in mir selbst suchen? Dann würde ich niemals Gewißheit auf der richtigen Grundlage erhalten. Wenn ich denken würde, meine Sünden seien vergeben, weil sich mein Charakter verbessert hat (wie die Menschen sagen), könnte ich dann auch nur für eine Stunde wahren Frieden haben? Das Ergebnis würde zwangsläufig sein, daß wir um so weniger glücklich wären, je mehr wir uns selbst beurteilten.

Doch Gott stellt Seinen Kindern vor, daß sie vollkommen glücklich sein sollen in der Gewißheit, daß Ihre Sünden weggetan sind durch das Blut des Herrn Jesus. Zugleich sollten sie aber auch das, was sie an Bösem in sich rinden, nicht nachsichtig behandeln, sondern ein tägliches Selbstgericht üben, weil Christus für sie gerichtet worden ist und Gott ihre Sünden ausgetilgt hat und sie nun nicht ertragen können, mit dem zu tändeln, was das Blut Seines Sohnes gekostet hat . . .

Dem Gläubigen kann nicht mehr vergeben werden, als ihm jetzt schon vergeben ist, auch kann Gott die Sünde nicht noch mehr hinwegtun, als Er es bereits getan hat.

Er hat Seinen Sohn gegeben, das Blut Seines Sohnes ist geflossen, und es ist unmöglich, daß Gott selbst noch mehr tun könnte, um die Sünde vor Seinem Angesicht auszutilgen.

Welch ein Trost für unsere Seelen! Wenn wir an unsere Sünden denken, dürfen wir zugleich die tröstende Gewißheit haben, daß unsere ganze Schuld vor Gott weggetan ist. Wir mögen in Sünde fallen, denn sie ist noch da, aber das bleibt ein Anlaß zum Selbstgericht und nicht zu einem furchtvollen Erwarten eines künftigen Gerichts.

Gerade darin liegt der Unterschied. Wenn es um das göttliche Gericht geht, ist die Sünde durch Christus weggetan; wenn es um das Selbstgericht geht, müssen wir stets bekennen, wenn wir in Sünde fallen. Aber auch Selbstgericht ist niemals vollständig, bevor wir wissen, das Gottes Gericht über die Sünde für uns am Kreuz beendet ist.

[Entnommen aus der Monatszeitschrift „Ermunterung & Ermahnung“ / www.csv-verlag.de]