Auch in diesen Versen sind die gerechten Regierungswege Jehovas [oder Jahwe oder HERR] klar zu sehen. Jakob wurde von Laban schweres Unrecht zugefügt in einer Angelegenheit, die das Herz eines Mannes auf das Tiefste treffen musste; und ohne jeden Zweifel willigte Lea in den betrügerischen Bruch des Ehevertrages in Hinsicht auf Rahel ein. Wahrscheinlich war sie es, welche Jakob von dem würdelosen Winkelzug ihres Vaters, indem er sie benutzte, berichtete. Aber Gott wollte Seinen Knecht Jakob durch dessen eigene verwundeten Gefühle noch eingehender über die Bosheit einer sich selbst suchenden Betrügerei belehren. So ließ er das zu, was er letztlich zur Züchtigung und zum Guten ausschlagen lassen wollte.

 „Und als Jehova [oder Jahwe; HERR] sah, dass Lea gehasst war, da öffnete er ihren Mutterleib; Rahel aber war unfruchtbar. Und Lea ward schwanger und gebar einen Sohn, und sie gab ihm den Namen Ruben[1], denn sie sprach: Weil Jehova [oder Jahwe, HERR] mein Elend angesehen hat; denn nun wird mein Mann mich lieben. Und sie ward wiederum schwanger und gebar einen Sohn; und sie sprach: Weil Jehova [Jahwe/HERR] gehört hat, dass ich gehasst bin, so hat er mir auch diesen gegeben. Und sie gab ihm den Namen Simeon[2]. Und sie ward wiederum schwanger und gebar einen Sohn; und sie sprach: Nun, diesmal wird sich mein Mann an mich anschließen, denn ich habe ihm drei Söhne geboren! Darum gab man ihm den Namen Levi[3]. Und sie ward wiederum schwanger und gebar einen Sohn; und sie sprach: Diesmal will ich Jehova preisen! Darum gab sie ihm den Namen Juda[4]. Und sie hörte auf zu gebären“ (V. 31–35).

Wir können bemerken, dass hier nicht von Elohim (Gott), sondern von Jehova Jahwe/HERR] gesprochen wird – von Gott in Seiner besonderen Beziehung und sittlichen Handlungsweise. Er blickte auf die bekümmerte und verachtete Frau und gab nicht Rahel, sondern Lea, der vergleichsweise „gehassten“, den Trost eines Sohnes. Die in der Liebe ihres Gatten glückliche Rahel blieb unfruchtbar!

Wir stellen fest, wie der Erstgeborene in den Augen der Mutter Hoffnungen erweckte und wie sehr sie damit rechnete, dass er zum Herzen seines Vaters reden würde. Aber Jakob vermochte nur schwer zu vergessen, welches Unrecht ihm in der Sache mit Rahel zugefügt worden war, und fühlte nur wenig sein eigenes Unrecht an Lea. Nicht nur daß Jehova [HERR, Jahwe] voller Zartgefühl Leas betrübtes Herz ansah, sondern wir lesen auch, dass sie das Mitgefühl Jehovas [Jahwes] in dieser Angelegenheit anerkannte. „Jehova [Jahwe] hat“, sagte sie, „mein Elend angesehen; denn nun wird mein Mann mich lieben.“

Das war bestimmt voreilig; wir hören nämlich keinen Ton davon von Jakobs Seite. Indessen bekommt sie wieder einen Sohn und sagt: „Jehova [Jahwe] hat gehört, dass ich gehasst bin;darum hat Er mir auch diesen gegeben.“ Der noch stärkere Ausdruck der Entfremdung ihres Gatten schwächt nicht das Gefühl von der Gunst, welche Jehova [Jahwe] ihr erweist. Er erneuert es sogar; und so wie bei Ruben verrät die Namensgebung ihres zweiten Sohnes diese Wahrheit: Jehova [Jahwe] sieht nicht nur, Er hört auch. Wir erfahren nichts von irgendeinem Nachlassen des Grolls seitens des verletzten Mannes; er hatte seine Rahel. Und wiederum gebar sie ihm einen dritten Sohn und sagte:„Diesmal wird sich mein Mann an mich anschließen, denn ich habe ihm drei Söhne geboren!“ Darum wurde ihm der Name Levi gegeben. Hier wird nicht wie früher gesagt, dass sie den Namen vergab. Alles erscheint jetzt unbestimmter und in einer herabgesetzten Tonlage. Jehova [der HERR] wird nicht erwähnt. Doch Er lässt niemals nach; und wieder gebar sie einen Sohn und sprach: „Diesmal will ich Jehova [Jahwe] preisen! Darum gab sie ihm den Namen Juda.“

Nirgendwo sonst hören wir davon, dass ihre Seele sich so hoch erhob. Die von Kummer heimgesuchte Frau bricht in einen Lobpreis an Jehova [Jahwe] aus; und ihr vierter Sohn trägt diesen in seinem Namen, welche sie ihm an jenem Tag gab. Ja, aus Juda kam nach dem Fleisch der Christus, „welcher über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen“ (Röm 9,5). [Lea bekam später noch weitere Söhne, doch die behandelt Kelly in diesem Artikel nicht.]

[...]

Rahel steht für Israel – der erste Gegenstand der Liebe des Messias auf der Erde. Doch dieses versagte, ohne dass es von Seiner Seite irgendein Versagen gab; und Er besaß Lea, welche auf diese Weise den Ruf an die Nichtjuden in der Zwischenzeit während Jakobs Knechtsstellung und seiner großen Leiden versinnbildlicht; „denn der Kinder der Vereinsamten sind mehr als der Kinder der Vermählten, spricht Jehova [Jahwe]“ (Jes 54,1; Gal 4,27).

[Erschienen in „Neues und Altes aus der biblischen Schatzkammer“, Heft Nr. 56. Übersetzt aus: Bible Treasury N4 (1902) 49–50]


Fußnoten:

  1. Sehet, ein Sohn!
  2. Erhörung
  3. Anschließung; Anhänglichkeit
  4. Gegenstand des Preises