„Zweierlei erbitte ich von dir; verweigere es mir nicht, ehe ich sterbe: … Armut und Reichtum gib mir nicht, speise mich mit dem mir beschiedenen Brot; damit ich nicht satt werde und dich verleugne und spreche: Wer ist der HERR? Und damit ich nicht verarme und stehle und mich vergreife an dem Namen meines Gottes“ (Sprüche 30,8.9).

Diese beiden zitierten Verse sind Worte Agurs. Er spricht ein Gebet aus, das sicher schon Millionen auf ihren Lippen gehabt haben: „Armut gib mir nicht“. Aber er bittet nicht nur darum, sondern er möchte von noch etwas verschont bleiben: von Reichtum. Wie viele wohl dafür gebetet haben?

Wenn er begründet, warum er das eine und das andere nicht haben will, beginnt er bei dem Reichtum. Ja, das möchte man auch zuerst wissen – warum kein Reichtum? Nach menschlichen Maßstäben klingt das ziemlich unvernünftig (vgl. Vers 2 und 3). Ist es aber nicht. Denn Reichtum führt sehr schnell dahin, dass man Gott verleugnet, dass man meint, ihn nicht mehr zu brauchen. Die Hoffnung wird auf den Besitz und nicht mehr auf Gott gesetzt (1. Timotheus 6,17). Es muss natürlich nicht so sein. Aber Agur sieht die Gefahr und möchte nicht in Versuchung geführt werden.

Vor Armut hat er auch Respekt. Agur ist kein unnüchterner Fanatiker, der in der Armut die reinste Seligkeit erblickt. Sicher hat der Wohlstand seine Tücken; aber echte Notzeiten sind nicht zwangsläufig Segenszeiten. Sie bergen die Gefahr in sich, dass man sich an fremdem Eigentum vergreift. Und solche, die gehungert haben, bestätigen, dass es rasch zu  „erzwungener Nächstenliebe“ gekommen ist.

Das Einfachste und Sicherste für unser geistliches Leben ist, wenn wir nicht am Hungertuch nagen und wenn wir nicht wie die Made im Speck sitzen. „Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben“, schreibt der Apostel Paulus, „so wollen wir uns daran genügen lassen“ (1. Timotheus 6,8).