Es gibt eine Fülle von Bibelstellen, die vom Beten des Herrn Jesus sprechen. Die meisten beziehen sich natürlich auf die Zeit, als der Herr Jesus auf der Erde war. Dabei verwendete Er sich im Gebet auch für seine Jünger (z. B. Lk 22,32). Und wie ist es jetzt im Himmel? Verwendet Er sich dort auch noch für mich?

Der Herr Jesus hat nach seiner Himmelfahrt nicht aufgehört, sich für seine Jünger, für sein Volk, einzusetzen. So gibt es mindestens vier Stellen, die direkt davon reden: Römer 8,34 spricht von Christus, „der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet.“ In Hebräer 7,25 lesen wir, dass „er immerdar lebt, um sich für sie [die Gläubigen] zu verwenden“. In Hebräer 9,24 heißt es, dass Christus in den Himmel eingegangen ist, „um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“. Die vierte Stelle (1. Joh 2,1) zeigt, dass der Herr auch im Blick auf unser Sündigen nicht untätig bleibt.

Haben wir es denn nötig, dass der Herr Jesus im Himmel für uns eintritt, sich für uns verwendet?

Er interessiert sich für mich!

Es beeindruckt mich immer wieder, wenn ich darüber nachdenke, wie viel dem Herrn Jesus, ja Gott selbst an mir liegt, wie Er sich für mich interessiert und sich um mich bemüht. Schon vor Erschaffung der Erde beschäftigte sich Gott mit mir. Er hat mich auserwählt, ein Kind Gottes zu werden, und mich zuvorbestimmt zur Sohnschaft (vgl. Eph 1,4.5). Als der Herr Jesus am Kreuz starb, dachte Er auch an mich. Aus Liebe zumir gab Er sich selbst hin. Auch mit meinen Sünden war Er beladen, Er musste sie alle kennen und vor Gott bekennen. Obwohl ich noch gar nicht lebte, musste Er mein ganzes Leben kennen. Dann kam der Zeitpunkt, als ich erschaffen wurde. Psalm 139 gibt hier eine eindrucksvolle Beschreibung. Er wob mich im Leib meiner Mutter (V.13), Er sah meinen Keim (V.16), Er wirkte mich wie ein Stickwerk (V.15), Er machte mich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise (V.14). Seitdem ich lebe, erforscht Er mich, Er kennt mich völlig – mein Sitzen und Aufstehen, meine Gedanken, mein Wandeln und Liegen, alle meine Wege und Worte (V.1–4). Ist das nicht erstaunlich, wie sehr Er sich für mich interessiert?

Doch ich war verloren und sollte gerettet werden. Da machte Er sich selbst auf und suchte mich, bis Er mich fand, wie der Hirte in Lukas 15,4–7, der sein verlorenes Schaf suchte. Und als Er mich fand, nahm Ermich mit Freuden auf seine Schultern, und seitdem trägt Er mich „nach Hause“. Seine Gnade wird auch dafür sorgen, dass ich das Ziel erreiche. Trotzdem gleiche ich, was meine Verantwortung betrifft, oft dem eigenwilligen Schaf, das nicht selten gefährlichen und schwierigen Situationen ausgesetzt ist, in die es sich entweder selbst gebracht hat oder in die es der Hirte in seiner liebevollen Erziehung geführt hat. Der Herr kann mir diese Erfahrungen nicht immer ersparen, aber gerade deshalb verwendet Er sich für mich.

Er verwendet sich für mich in Not!

Auch für seine Jünger hat der Herr Jesus gebetet. Und weil Er heute noch dasselbe Interesse an den Seinen hat, können wir auch aus den Berichten in den Evangelien Grundsätzliches über den „Einsatz“ des Herrn für uns heute entnehmen.. Zunächst möchte ich auf die Begebenheit hinweisen, die uns in Matthäus 14,22 ff. beschrieben wird. Hier finden wir die Jünger auf einem von dem Herrn befohlenen Weg. Trotzdem geraten sie in Not. Kennst du auch solche Situationen? Ich meine, auf dem Weg des Herrn unterwegs zu sein und trotzdem
plötzlich den Gegenwind und das Auf und Ab eines stürmischen Seegangs zu spüren bekommen? Der Herr schickt mich in eine Glaubensprobe, was ich aber meistens erst im Nachhinein feststelle. Lässt Er mich dann hilflos untergehen? Nein, aber Er kommt auch nicht immer sofort zu Hilfe, sondern vielleicht erst um die vierte Nachtwache, also genau dann, wenn ich meine, meine Kräfte seien vollständig verbraucht. Dennoch kann ich sicher sein: Der Herr sieht mich Not leiden (Mk 6,48), und Er verwendet sich für mich (Mt 14,23). Und zu seiner Zeit kommt Er dann, um die Not zu beenden.

Ich kann diese Geschichte auch auf mein ganzes Leben mit dem Herrn beziehen. Mein Lebensschiff ist permanent den Gefahren der mich umgebenden Welt ausgesetzt, und der Herr ist ja nicht persönlich anwesend. Aber Er sieht mich und verwendet sich für mich! Und irgendwann wird auch für mich diese vierte Nachtwache kommen, wo der Herr wiederkommt, um alle Not zu beenden.

Er verwendet sich für mich in Gefahr!

Nun gibt es auch Situationen, in die ich mich durch meinen Eigenwillen selbst befördert habe. Auch hierfür gibt uns Gottes Wort ein treffendes Beispiel: Die Verleugnung des Herrn durch Petrus. Wir wollen unsere Aufmerksamkeit auf Lukas 22,32 richten, wo der Herr Jesus zu Petrus sagt: „Ich habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht aufhöre.“ Dies geschah, bevor Petrus Ihn verleugnete. Der Herr kannte seinen Jünger durch und durch. Er wusste, was auf diesen zukam. Er wusste, dass dieser sich selbst überschätzen und tief fallen würde, dass er lernen musste, wie abgrundtief verdorben sein natürliches Herz war. Und diese bittere Selbsterkenntnis würde das Glaubensvertrauen des Petrus auf eine harte Zerreißprobe stellen. Wie groß war die Gefahr, dass Petrus an sich selbst verzweifeln würde. Satan selbst stand bereit, zu sichten (V.31). Er wartete nur auf die Gelegenheit, seine feurigen Pfeile des Zweifels abzuschießen (vgl. Eph 6,16). Musste ich nicht vielleicht schon öfter durch bittere Erfahrungen die Schlechtigkeit meines Herzens kennenlernen? Und dann kamen Zweifel, ob ich überhaupt bekehrt bin. Aber auch für mich war der Herr Jesus schon vorher tätig, damit auch mein Glaube nicht aufhört und damit ich zum aufrichtigen Bekenntnis der Sünde komme. Wollen wir Ihm nicht danken, dass Er in dieser Weise auch schon oft für uns tätig war?

Er ist mein Verteidiger!

Die Verleugnung des Herrn war eine  schlimme Sünde. Auch in meinem Leben kommen leider immer wieder Sünden vor. Daher ist die bereits erwähnte Stelle in 1. Johannes 2,1 so wertvoll. „Und wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter [oder Fürsprecher, Vertreter] bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“ Jede Sünde ist eine Beleidigung Gottes.

Wie froh darf ich sein, dass es diesen Fürsprecher, diesen Verteidiger gibt, der (bildlich gesprochen) den Vater immer wieder, wenn ich gesündigt habe, daran erinnert, dass Er ja einmal bereits für diese Sünde gelitten hat, der Gerechte für die Ungerechten (1. Pet 3,18). Mein Verteidiger plädiert sozusagen immer auf Freispruch. Nicht, weil die Sünde etwa nicht so schlimm ist, sondern weil die Strafe bereits jemand anderes, nämlich Christus selbst, getragen hat. Wie viel mehr wird der, der sogar für seine Feinde um Vergebung bat (Lk 23,34) auch für uns, die Er seine Freunde nennt, Fürsprache bei dem Vater einlegen. Und zugleich bewirkt Er als mein Anwalt auch, dass wir die Sünde als solche erkennen (zum Beispiel durch einen Bibeltext) und empfinden, sie Gott bekennen und so wieder froh im Genießen der Gemeinschaft mit Ihm den Weg gehen können.

Merken wir, in wie vielen Situationen unseres Lebens wir die Fürsprache des Herrn Jesus nötig haben. Wie gut, dass Er seine ständig für mich erhobenen Hände nicht sinken lässt. Moses Hände wurden schwer und mussten von Aaron und Hur unterstützt werden, damit das Volk im Kampf gegen den Feind Amalek die Oberhand behielt (2. Mo 17,12). Die Hände des Herrn Jesus werden niemals müde, damit auch ich im Kampf keine Niederlage einstecken muss. So wie Er, als Er auf der Erde lebte, frühmorgens (Mk 1,35), abends (Mt 14,23) und die ganze Nacht (Lk 6,12) betete, so unermüdlich verwendet Er sich auch jetzt für mich, davon bin ich überzeugt.

Höre den Herrn Jesus beten!

Schlage einmal das Johannes-Evangelium in Kapitel 17 auf. Du wirst beeindruckt werden, was das Gesprächsthema zwischen Vater und Sohn ist. Der Herr Jesus bittet für die Seinen! Es sind die letzten Augenblicke vor seinem Tod am Kreuz, und Er widmet sie einem Gebet für die Seinen. Er bittet den Vater um Bewahrung vor dem Bösen für die, die der Vater Ihm gegeben hat. Er bittet darum, dass sie geheiligt, d.h. getrennt von der Welt, und eins seien. Und Er drückt seine Sehnsucht aus, „dass die, die du mir gegeben hast auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast.“ Liebe, Fürsorge und Sehnsucht sprechen aus diesem Gebet. So verwendet der Herr sich für die Seinen. Und nicht nur die Jünger sind in dieses Gebet eingeschlossen, sondern auch die, die durch ihr Wort an Ihn glauben würden (V.20), dazu gehören auch wir. Lasst uns Ihm täglich für seine Liebe und Fürsorge danken, damit wir wieder neu von seiner Liebe für Ihn erwärmt werden!