„Denn zuerst einmal, wenn ihr als Versammlung zusammenkommt, höre ich, es seien Spaltungen unter euch, und zum Teil glaube ich es. Denn es müssen auch Parteiungen unter euch sein, damit die Bewährten unter euch offenbar werden“ (1. Kor 11,17–18).

Ist „Spaltung“ und „Parteiung“ dasselbe? Handelt es sich um dieselbe Sache, die nur mit zwei verschiedenen Worten belegt wird?

Das ist sicher nicht der Fall. Das Wort für Spaltung (gr. schisma) kann man auch mit „Riss“ wiedergeben. Das Wort kommt besipielsweise in Matthäus 9,16 und Johannes 9,16 vor. Es sind Risse innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen. Die Korinther kamen an einem Ort zusammen (1. Kor 14,23), aber sie waren nicht mehr ein Herz und eine Seele. So gab es Spaltungen zwischen Arm und Reich (1. Kor 11), und die einen bevorzugten Petrus, andere Paulus und wieder andere Apollos (1. Kor 1 und 3).

Das Wort für Parteiung (gr. hairesis) wird in einigen Bibelübersetzungen auch mit „Sekte“ angegeben. Es geht um eine äußere Trennung – es geht darum, dass Paulus befürchtete, dass die Risse sich ausweiten würden und einige von ihnen die Grundlage des Zusammenkommens verlassen könnten. Wenn sie nicht Buße tun würden, dann musste das zwangsläufig die Folge sein. Dann aber würden die Bewährten offenbar werden, also die, die mit dem Parteigeist nichts zu tun hatten. Solange es nur Risse innerhalb der Gemeinschaft gab, war das naturgemäß noch nicht so deutlich.

Willam Kelly erklärte das vor vielen Jahren in seinen Ausführungen über den 1. Korintherbrief so: „Eine Spaltung ist eine Teilung innerhalb der Versammlung, während alle noch in der gleichen Verbindung wie vorher bleiben, wenn auch im Denken und Fühlen getrennt durch fleischliche Parteilichkeit oder Abneigung. Eine Parteiung (Sekte) – in der herkömmlichen schriftgemäßen Bedeutung wie hier – ist eine Vereinigung unter den Heiligen, die sich von den übrigen trennt, weil der eigene Wille noch stärker befolgt wird. Eine Spaltung im Innern führt, wenn sie ungerichtet bleibt, zu einer Sekte oder Parteiung nach außen hin. Auf der einen Seite werden die Bewährten, die diese engen und selbstsüchtigen Wege verwerfen, offenbar, auf der anderen Seite ist der Sektierer durch sich selbst verurteilt, indem er seine eigenen besonderen Ansichten der Gemeinschaft aller Heiligen in der Wahrheit vorzieht.“