Mutig und mitfühlend (Jeremia 38,1–13)

Ebedmelech tritt während der Herrschaft Zedekias auf, kurz vor der Zerstörung Jerusalems im Jahr 586 v. Chr.: Gott hat die Babylonier als Strafe zu seinem untreuen Volk gesandt. Die Juden sollen das anerkennen, sich dem König von Babel unterwerfen und nicht gegen ihn kämpfen, wie sie das bei anderen Feinden getan hatten. Jeremia wird nicht müde, diese unbequeme Botschaft zu verkünden. Die Fürsten sind erbost, weil sie die Demoralisierung ihrer Truppen fürchten. Sie wollen Jeremia töten. Der charakterlose König Zedekia ist einverstanden! Jeremia wird mit Stricken in eine Grube ohne Wasser hinabgelassen, wo er jämmerlich verhungern soll.

Kein Israelit kümmert sich um den Propheten. Doch da ist der Äthiopier Ebedmelech, der Mut und Mitgefühl zeigt. Er geht zum König Zedekia und bittet kühn darum, Jeremia retten zu dürfen. Gott bewirkt, dass Zedekia zustimmt (vgl. Spr 21,1). Ebedmelech erhält dreißig Mann zur Unterstützung für seine Aktion. Um Jeremia zu bergen, benötigt er nicht so viele Männer, aber zur Abschreckung von Störenfrieden ist die Truppe sicher nützlich. Beachtlich ist, wie mitfühlend und umsichtig Ebedmelech zu Werke geht. Er zieht Jeremia nicht einfach an Stricken herauf (wie er herabgelassen worden war), sondern versorgt ihn mit abgetragenen Lumpen und zerrissenen Lappen, die er unter die Stricke legen kann (vgl. Jer 38,6.12–13). Damit kann Jeremia verhindern, dass die Seile in seine Achseln schneiden. So wird er hinaufgezogen und gerettet.

Stehen wir mutig für solche ein, die auf unsere Hilfe angewiesen sind? Haben wir Mitgefühl mit denen, die in der „Grube der Verzweiflung“ liegen? Die Lumpen und Lappen, die Ebedmelech benutzte, waren an sich wertlos, aber sie zeigen deutlich seine Freundlichkeit. Auch heute gibt es oft sehr einfache und dennoch wirkungsvolle Möglichkeiten, Barmherzigkeit zu zeigen und effektiv zu helfen. Nutzen wir sie aus!

Zaghaft und zuversichtlich (Jeremia 39,15–18)

Die Einnahme Jerusalems steht jetzt unmittelbar bevor. Ebedmelech fürchtet sich vor den grausamen Soldaten der babylonischen Truppen. Er bekommt eine Botschaft von Jeremia, der noch im Gefängnishof verhaftet ist: Jerusalem wird fallen, aber er soll mit dem Leben davonkommen, weil er auf Gott vertraut hat. Diese Verheißung, die an die Verheißung für Baruch erinnert, richtet den zaghaften Ebedmelech zweifellos auf und macht ihn zuversichtlich.

Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Dass unsere Überfahrt ans himmlische Ziel glatt läuft, ist uns jedenfalls nicht verheißen. Aber wir wissen ganz sicher, dass wir am Ziel ankommen werden. Denn nichts kann uns von Gott und seiner Liebe trennen (Röm 8,29–39). Diese Zusage geht viel weiter als das, was Ebedmelech versprochen war, und sie sollte uns froh und zuversichtlich machen. „Der Herr wird mich retten“, schreibt Paulus, „von jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich; dem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (2. Tim 4,18).