Heiligung (Joh 17) – (3) Einsgemacht mit Christus

Wie ist nun die Heiligung beschaffen, die damit verbunden ist?

Bei Israel war sie ein wenig anders. Gott war unter ihnen als sie ein befreites Volk waren. Er sagte zu ihnen: „Seid heilig, denn ich bin heilig.“ Ich will euch nicht ohne Heiligkeit in meinem Lager haben. Gott war dort. Gewiss war er innerhalb des Vorhangs, dennoch bestand er darauf, dass sie ein Volk seien, das er zu sich gebracht hatte, und dass sie sich als ein solches betragen sollten. Der Vorhang war noch nicht zerrissen, „wodurch der Heilige Geist dieses anzeigt, dass der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbart ist“ (Heb 9,8). Das beschreibt den Charakter des Handelns Gottes mit dem Menschen damals, was die Offenbarung seiner selbst betrifft. Er thronte innerhalb des Vorhangs und dass bedeutete für jeden Menschen, der dort eintrat, den Tod. Selbst das Tier, das den Berg berührte, sollte gesteinigt werden. Gott sagte: Ich bin heilig. Ich bin so heilig, dass ich es nicht zulassen kann, dass jemand mir naht. Ich werde euch Gesetze und Verheißungen geben, aber ihr könnt nicht in meine Gegenwart kommen.

Jetzt ist das anders. Als Christus starb zerriss der Vorhang und wir haben „Freimütigkeit zum Eintritt ins Heiligtum“ (Heb 10,19). Einst war es so, dass Gott nicht zum Menschen herauskam und der Mensch nicht zu Gott eingehen konnte. Sie sollten das Gesetz halten und menschliche Gerechtigkeit besitzen, aber dennoch ihm nicht nahen. Dies alles fand bei Christi Verwerfung den Abschluss. Jetzt ist der Vorhang zerrissen, von oben an bis unten. Und der einzige Platz, an dem ich leben soll, ist im Licht, wie Gott im Licht ist. Und wenn ich nicht im Licht leben kann, kann ich überhaupt nicht mit Gott leben. Ein Christ soll nicht nur, sondern er muss im Licht leben wie Gott im Licht ist. Anders kann er überhaupt nicht mit ihm oder in Beziehung zu ihm wandeln, denn jetzt gibt es keinen Vorhang. Wir haben ein Anrecht im Allerheiligsten zu sein durch das Blut, das uns dorthin brachte. Und wir sind dazu passend, da wir von aller Sünde gereinigt sind. Es gibt keinen anderen Platz an dem wir mit Gott leben können. Aber wir halten uns auch der Sünde für tot, allem, was außerhalb von uns liegt. Gerade das gibt uns Befreiung. Ich bin überhaupt nicht im Fleisch, daher kann ich mit Freimütigkeit eintreten.

Dann kommen wir zum Positiven der Heiligung. Gott hat den Menschen persönlich in Christus angenommen. Der Sohn Gottes ist in Herrlichkeit. Von unserem eigentlichen Zustand wird nur in Verbindung mit dem zweiten Menschen in Herrlichkeit gesprochen. Unsere Verbindung zu Gott besteht allein in Christus. Wir sind „zuvorbestimmt dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29). Hier geht es nicht um die Frage unserer Verantwortung. Alles hängt von dem vollendeten Werk des zweiten Menschen ab. Es beruht auf dem geschehenen. Christus war gehorsam selbst bis zum Tod und er ist verherrlicht. Sein Werk hat das Ergebnis, das wir wiedergeboren sind durch das Wort der Wahrheit. Wir sind zu Gottes Kindern gemacht worden durch den Glauben an Christus Jesus. Und so haben wir eine neue Natur. Wir sind Erben Gottes und Miterben Christi.

Nun muss diese neue Natur ein Ziel und einen Gegenstand haben und Gott hat ihr einen gegeben, der überhaupt nicht in dieser Welt ist. Es gibt keine einzige Sache in dieser Welt, die uns nicht unheilig machen würde, wenn wir ihr nachgingen. Die Heiligung ist gänzlich mit Christus in Herrlichkeit verbunden. Das Ganze ist neu. Durch den Heiligen Geist werden wir geheiligt durch eine Natur, einen Charakter und ein Objekt, die völlig außerhalb von dieser Welt liegen. Da das Werk völlig geschehen ist, kommt der Heilige Geist herab und sagt: Jetzt ist es um die Welt geschehen und wenn du auch nicht mit deinem Leib aus ihr herauskommen kannst, so sei doch im Geist außerhalb von ihr ihr im Himmel. Ich bin mit dem Vorsatz herabgekommen dich mit dem Einen zu verbinden, der außerhalb ist. Der Gegenstand, den wir vor Augen haben, ist ein verherrlichter Christus. Er ist unser Leben. Wir sind geschaffen in Christus Jesus. Der Gläubige hat hier Pflichten. Er ist nicht aus der Welt weggenommen, aber sein Leben ist völlig mit Christus zur Rechten Gottes verbunden und alles, was uns hindert ihn dort wahrzunehmen, verringert hier praktisch unsere Heiligung.

Der Mensch, den die Welt verwarf, ist zur Rechten Gottes. Das ist unser Zeugnis. Das Evangelium beginnt damit, dass Christus aus der Welt weggetan wurde und nicht damit, dass er hierhin kam, so groß auch die Gnade und die Liebe ist, die uns dadurch erwiesen wurde, damit das Menschenherz gewonnen werde. Und dahin wendet sich der Errettete auch, um sich mit Freude davon zu nähren. Doch die Welt verwarf ihn und Gott nahm ihn in den Himmel auf und machte ihn dort zum Haupt der neuen Schöpfung und wir sollen hier gleichgestaltet werden. „Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart wird, Freimütigkeit haben und nicht beschämt werden bei seiner Ankunft. Wenn ihr wisst, dass er gerecht ist, so erkennt, dass jeder, der die Gerechtigkeit tut, aus ihm geboren ist. Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen. Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat“ (1. Joh 2,28 – 3,1). Kinder oder Söhne Gottes, wir haben Christi Anrecht. „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott“ (Joh 20,17). Dies wurde vor der Erlösung nie gesagt.

Und nun achtet darauf, wie der Apostel uns mit Christus einsmacht: „Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat“ (1. Joh 3,1). Er verbindet uns hier auf der Erde vollständig mit einem verworfenen Christus. „Jetzt sind wir Kinder Gottes und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden“ (1. Joh 3,2). Wir haben den Schatz jetzt in armen, irdenen Gefäßen, aber wir wissen, wir sind so mit Christus einsgemacht, dass, „wenn es offenbar werden wird, wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist“, droben in Herrlichkeit. Wir werden ihn nie so sehen wie er hier in seiner Erniedrigung war, aber in Herrlichkeit werden wir ihn sehen wie er ist.