Viele Christen in der ganzen Welt wissen, dass es momentan eine große Erweckung in China gibt. Es gibt Schätzungen, die besagen, dass in China ungefähr 30.000 Menschen pro Tag zum Glauben an Jesus Christus kommen. Doch was nur wenige Menschen verstehen, ist, dass der Same für die derzeitige Erweckung durch das Blut von Tausenden von Christen gesät worden ist. Der Preis war hoch, um das Licht des Evangeliums in die Dunkelheit dieses großen, am meist bevölkerten Landes zu bringen.

Über hundert Jahre ist es nun schon her, dass im Jahr 1900, in einem schrecklichen Sommer, 188 ausländische Missionare und über 32.000 treue chinesische Gläubige ermordet wurden – aus dem einfachen Grund, weil sie Christen waren. Die folgende Geschichte soll nicht nur über Grausamkeit und Tod berichten, sondern mehr ein Zeugnis davon sein, wie Gottes Leute immer treu zu ihm gestanden haben, egal in welch schrecklichen Umständen sie sich auch befanden.

Die Chinesen sehen das 19. Jahrhundert als die erniedrigenste und beschämenste Zeit in der gesamten chinesischen Geschichte. Die Japaner, Briten, Niederländer, Spanier, Franzosen, Portugiesen, Russen und viele andere Länder waren mit militärischen Streitkräften in China eingefallen und hatten es seines Reichtums und Rohstoffvorräten beraubt. Genau diese Zeit war die Geburtsstunde einer geheimen chinesischen Bewegung, deren Mitglieder später als „Die Boxer“ bekannt werden sollten. Ein anderer Name lautete – ironischerweise – „Fäuste der Gerechtigkeit und Harmonie“. Ihre Botschaft an die chinesische Bevölkerung lautete, sich gemeinsam gegen die ausländische Eindringlinge in China zu stellen und sie aus dem Land zu vertreiben. Da sie verdeckt arbeiteten, erlangten die Boxer schnell großen Einfluss und hatten bald in jedem Teil des Landes ihre Mitglieder. In den letzten Jahren der 1890er wurde der Einsatz von Missionaren aus anderen Ländern immer schwieriger. Chinesische Christen wurden verfolgt und angeklagt, sogenannte „Kettenhunde“ – also Handlanger – der westlichen Imperialisten zu sein. Die Atmosphäre war am Brodeln. Im Juni 1900 notierte jemand Folgendes:

Aufgewühlte Menschenmassen wüteten durch die Städte im Norden Chinas, sie plünderten die Kirchen und Häuser der Missionare und der chinesischen Christen und brannten sie nieder. Angeführt wurden sie von fanatischen Männern, die sich selbst „Boxer“ nannten, die mit freiem Oberkörper durch die Straßen liefen, lange gebogene Schwerter schwangen und nach den Köpfen und Herzen der Christen und Missionare brüllten.

George Ernest Morrison, ein Reporter der Tageszeitung London Times, übermittelte diesen Bericht aus Peking:

„Als die Dunkelheit herein brach, waren in der Stadt die schlimmsten Schreie zu hören, dämonisch und unvergesslich, es waren die Schreie der Boxer. ,Sha kuei-tzu' (tötet die Teufel) forderten sie, und ihr Gebrüll vermischte sich mit den Angstschreien der sterbenden Opfer, denn die Boxer überschwemmten die Stadt, massakrierten die einheimischen Christen und ließen sie bei lebendigen Leib in ihren Häusern verbrennen.“

Unter den aufs Schlimmste verfolgten Christen gab es einige, die den ultimativen Preis zahlten, weil sie damals, vor über 100 Jahren, treu zu ihrem Herrn standen. Ihre Erlebnisse sind ein Zeugnis für uns heute. Das folgende Beispiel zeigt etwas von dem Gottvertrauen dieser Leute.

Massaker in Shanxi

Die schlimmste Christenverfolgung fand in der nördlichen Provinz Shanxi statt, in der der Gouverneur der Provinz, Yu Xian, als ein Sympathisant der Boxer bekannt war. Nur in Fenzhou, im Norden Shanxis, gab es einige Personen der Öffentlichkeit, die nicht so feindselig mit den Missionaren umgingen, wie es andernorts der Fall war. So kamen die Missionare auf Einladung einiger Arbeiter in Scharen nach Fenzhou, alle in dem Glauben, dass sie dort erst einmal sicher sein würden, bis die erste Aufregung vorbei wäre. Doch kurz nachdem sie in der Stadt angekommen waren, bestellte der bösartige Gouverneur einen neuen Richter über Fenzhou, der seinerseits sofort bewaffnete Wächter über die Fremden wachen ließ. Die Missionare wussten nun, dass sie in eine Falle getappt waren, und befürchteten das Schlimmste.

Lizzie Atwater, eine junge schwangere Frau, schrieb ihren Eltern am 3. August 1900 einen letzten Brief:

„Meine Lieben, ich sehne mich danach euch zu sehen, aber ich befürchte, dass wir uns auf dieser Erde nicht mehr treffen werden... Ich bereite mich sehr ruhig und in aller Stille auf das Ende vor. Der Herr ist mir in wunderbarer Weise nah und er wird mich nicht verlassen. Ich war vor kurzem noch sehr ruhelos und aufgeregt, als die Chance auf ein Leben in Freiheit bestand, doch Gott hat mir dieses Gefühl genommen. Nun bete ich einfach um Gnade, dass ich dem schrecklichen Ende mutig gegenüber treten kann. Die Qual und Pein wird bald zu Ende sein, und oh wie süß erscheint mir der Gedanke an das, was mich droben erwartet!

Mein kleines Baby wird mit mir gehen. Ich glaube daran, dass Gott es mir im Himmel zurück geben wird. Auch wird meine liebe Mutter sich sehr freuen, uns wiederzusehen. Wie unser Heiland uns willkommen heißen wird, vermag ich mir kaum vorzustellen. Oh, welch ein Ausgleich das für die Tage der Ungewissheit sein wird. Meine Lieben, lebt euer Leben nahe beim Herrn und hängt euch nicht so an Irdisches. Es gibt keinen anderen Weg, um den Frieden zu erlangen, der den Verstand übersteigt ... Mir bleibt einfach nichts anderes übrig als diese letzten Stunden in Ruhe und Stille zu verbringen. Ich bereue es nicht, nach China gegangen zu sein, doch ich bedaure, dass ich nur so wenig tun konnte. Mein Leben als Ehefrau, zwei wertvolle Jahre lang, war ein Leben voller Freude. Wir werden zusammen sterben, mein geliebter Mann und ich.

Einstmals fürchtete ich mich davor, getrennt zu werden. Wenn wir doch entkommen sollten, wird das ein Wunder sein. Meine ganze Liebe gilt euch und all den Freunden, die sich an mich erinnern können. „

Zwölf Tage nachdem der Brief geschrieben worden ist, wurden Lizzie Atwater, ihr ungeborenes Baby und sechs andere Missionare von den Wächtern zu Tode geschlagen.

Einige Zeit später, als Lizzies Eltern aus Oberlin, Ohio, die schreckliche Botschaft vom Tod ihrer Tochter, ihres Schwiegersohns und ihres ungeborenen Enkelkindes hörten, sagten sie unter Tränen: „Wir nehmen es ihnen nicht übel – wir haben sie in dieses bedürftige Land ziehen lassen; China wird trotz allem die Wahrheit kennen lernen.“

Und viele haben heute in China die Wahrheit kennen gelernt. Aber noch viel mehr müssen die Wahrheit kennen lernen.