In der Geschichte der christlichen Kirche hat es viel Versagen gegeben. Dazu gehört sicherlich auch, dass wir Christen es nach 2000 Jahren noch nicht geschafft haben, die „Fackel des Evangeliums“ in jeden Winkel der Erde zu tragen. Es gibt bis heute viele Volksgruppen, die vom Evangelium noch nicht erreicht worden sind.

Diese „Unerreichten“ lassen sich in zwei Gruppen gliedern:

1. Unter manchen Volksgruppen gibt es vereinzelte evangelistische Bemühungen von Missionaren, und hier und da erfährt man auch von Bekehrungen. Aber insgesamt gesehen hat das Christentum unter diesen Völkern nicht Fuß gefasst.
2. Bei einigen Volksgruppen sind das Evangelium der Gnade und der Name Jesus gänzlich unbekannt. Unter ihnen ist kein einziger Christ bekannt.
Das sind Tatsachen, die uns nicht unberührt lassen. Dabei vergessen wir natürlich nicht, dass etliche Menschen in den so genannten „christlichen Ländern“ das Evangelium auch nicht kennen, und viele nur dem Namen nach Christen sind.

Die Botschaft ist für alle

Obwohl viele Menschen den Rettungsplan Gottes nicht kennen, ist es doch der Wille Gottes, dass alle Menschen errettet werden (1. Tim 2,3.4). Christus Jesus hat sein Leben als Lösegeld gegeben für alle (1. Tim 2,6). Die Gnade Gottes ist in Jesus Christus erschienen für alle Menschen (Tit 2,11). Alle können und sollen errettet werden!
Nach seinem Tod und seiner Auferstehung gab der Herr Jesus seinen Jüngern den Auftrag, die gute Botschaft in die Welt hinauszutragen. Dieser Missionsbefehl ist so wichtig, dass wir ihn in jedem der Evangelien und in der Apostelgeschichte finden. Der Herr machte klar, dass die Jünger die engen Grenzen Israels verlassen und sich an alle Menschen wenden sollen:
„Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu bewahren, was ich euch geboten habe“ (Mt 28,19–20).

„Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium“ (Mk 16,15).

„So steht geschrieben, dass der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen sollte aus den Toten und in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden sollten allen Nationen, angefangen von Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen hiervon“ (Lk 24,46–48).

„Jesus sprach nun wieder zu ihnen: Friede euch! Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende auch ich euch. Und als er dies gesagt hatte, hauchte er in sie und spricht zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Welchen irgend ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben, welchen irgend ihr sie behaltet, sind sie behalten“ (Joh 20,21–23).

„Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8).

Grundsätzlich gilt dieser Missionsbefehl bis heute. Natürlich ist nicht jeder Christ dazu berufen, in fremden Ländern das Evangelium zu verbreiten. Hier muss der Einzelne vom Herrn gerufen und geführt werden. Dennoch bleibt der Missionsbefehl bestehen. Den Unerreichten muss das Evangelium gebracht werden!

Der Chinamissionar Hudson Taylor sagte einmal: „Niemand hat das Recht, das Evangelium zweimal zu hören, bevor es nicht jeder einmal gehört hat.“ Wenn das auch zugespitzt formuliert ist, so wird doch klar, wie notwendig, dringend und folgerichtig die Evangelisierung der Unerreichten ist.

So schrieb der Apostel Paulus an die Römer, dass er sich beeifere, „das Evangelium zu predigen, nicht da, wo Christus genannt worden ist, damit ich nicht auf fremden Grund baue; sondern wie geschrieben steht: ‚Denen nicht von ihm verkündigt wurde, die sollen sehen, und die nicht gehört haben, sollen verstehen‘“ (Röm 15,20.21).

Einige unerreichte Völker

Im Folgenden schauen wir uns drei unerreichte Volksgruppen etwas näher an.

Die Taklimakan-Uiguren

Im Herzen der besonders heißen und trockenen Wüste Taklimakan in China leben die Taklimakan-Uiguren. Dieser Stamm wurde erst vor ungefähr 20 Jahren in der Nähe einer Oase entdeckt. Forscher haben herausgefunden, dass diese extrem isoliert wohnende Völkergruppe 350 Jahre lang keinen Kontakt zur Außenwelt hatte und dementsprechend schlecht informiert ist. Auch wenn die Sprache dieser Leute dem Uigurisch zugeordnet wurde, so verstehen sie das Standard-Uigurisch nicht. Ihre Sprache war bis dato unbekannt und wurde noch nicht klassifiziert. Unter den Taklimakan-Uiguren ist bisher kein Christ bekannt. Evangelistisches Material ist auch nicht vorhanden. Die Taklimakan-Uiguren sind eine Gruppe von rund 300 Personen. Sollten nicht auch diese Menschen eine Chance bekommen, etwas von dem Sohn des Menschen zu hören, der gekommen ist, um zu suchen und zu erretten, was verloren ist?

Die Shaikh

Bei den „Unerreichten“ darf man jedoch nicht nur an kleine Völker denken, die fernab der Zivilisation irgendwo isoliert wohnen. Die Shaikh sind ein riesiges Volk mit 220 Millionen Menschen, die vorwiegend in Bangladesch, Indien und Pakistan leben. Sie gelten als das größte unerreichte Volk auf der Erde. Unter den Shaikh sind weniger als 0,1 % Christen zu finden. Es gibt zwar die Bibel und evangelistische Schriften in bengalischer Sprache – doch wer bringt dieses Material zu den 128 Millionen Shaikh in Bangladesch? Das Reisen in Bangladesch ist mühsam und gefährlich, die Straßen sind in einem schlechten Zustand, Brücken kaum vorhanden und der Fährverkehr desolat. Welche Füße sind bereit, diese schwierigen Wege zu gehen? „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße dessen, der frohe Botschaft bringt, der Frieden verkündigt, der Botschaft des Guten bringt, der Rettung verkündigt“ (Jes 52,7).


Die Türken

Unter den unerreichten Völkern wird auch das Volk der Türken gezählt, das mehr als 56 Millionen Menschen umfasst. Natürlich wurden gerade Türken, die im Ausland leben, verschiedentlich mit dem Wort Gottes konfrontiert. Dennoch können nur weniger als 0,1 % der ethnischen Türken Christen genannt werden. Bei anderen ethnischen Gruppen, die in der Türkei leben, sieht es nicht viel besser aus. So wurde unter den Yörüken zum Beispiel bis jetzt noch nicht einer ausgemacht, der sich zu Jesus Christus bekehrt hat.
Das Gebiet der heutigen Türkei war früher eine Hochburg des Christentums. Das in der Bibel erwähnte „Kleinasien“ entspricht dem westlichen Teil der heutigen Türkei. Dort gab es viele blühende Versammlungen: in Ephesus, in Smyrna (heute Izmir), in Philadelphia (unter osmanischer Herrschaft in Alaşehir umbenannt, d. h. „Stadt Allahs“) und viele andere mehr. Noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts lebten verhältnismäßig viele Christen in der Türkei. Aber durch Vertreibung, Abwanderung und besonders durch den Völkermord an den Armeniern wurde das christliche Zeugnis fast ausgelöscht.

Wer bringt das Licht des Evangeliums heute in dieses Land? Das kann durch Boten vor Ort geschehen, aber auch dadurch, dass neue Medien ausgenutzt werden. Am besten könnten das jedenfalls die Türken tun, die in Deutschland oder anderen „christlichen“ Ländern den Heiland der Welt kennengelernt haben. Aber damit das wahr werden kann, müssen wir Christen den Türken in unserem Land das Evangelium auch weitersagen ...

Was können wir tun?

Das Schicksal der Menschen „ohne Evangelium“ kann uns nicht unberührt lassen. Doch was können wir tun? Ich nenne drei Punkte:

Gebet: Wir sollten die unerreichten Menschen im Gebet vor den Herrn bringen, damit Er ihre Herzen für das Evangelium öffnet. Auch können wir den Herrn der Ernte bitten, Arbeiter in seine Ernte auszusenden; denn die Ernte ist groß, aber die Arbeiter sind wenige (Mt 9,37.38). Wir dürfen ferner für die Christen beten, welche die schwere Pionierarbeit leisten und die ersten Samenkörner des Wortes Gottes in einer Gegend ausstreuen.

Geben: Wir verfügen generell über mehr finanzielle Möglichkeiten als Menschen in den meisten anderen Ländern. Diese Mittel sollten wir zur Förderung des Evangeliums einsetzen, mit fröhlichem Herzen und freigebiger Hand. „Dies aber sage ich: Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten. Ein jeder, wie er es sich im Herzen vorgenommen hat: nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott“ (2. Kor 9,6.7).

Gehen: Erst forderte der Herr Jesus seine Jünger auf, ihn zu bitten, Arbeiter auszusenden. Direkt danach sagte Er zu seinen Jüngern: „Geht aber hin“ (Lk 10,2.3). Wer für die Aussendung von Arbeitern betet, sollte also auch bereit sein, selbst zu gehen. Die Menschen in den unerreichten Gebieten werden nur glauben können, wenn Christen mit einer Botschaft zu ihnen kommen, die der Herr gesandt hat (Röm 10,14.15). Warum solltest du nicht einer von ihnen sein? „Hier bin ich, sende mich“ (Jes 6,8).