Du bist mein Gott (Ps 63,2).

Hier spricht jemand, der es nicht vom Hörensagen kennt, sondern alles selbst erlebt hat. Die Wüstenerfahrungen Davids sind zahlreich. Er kennt die Gefahren wie kein anderer, kennt Hitze und Kälte aus Erfahrung, ebenso Hunger und Durst, Verlassenwerden und Nähe sowie Bedrängnis und Befreiung. Er ist durch viele Tiefen gegangen und aus diesen Tiefen heraus stieg seine Seele auf zu großen Höhen. Jemand, der unten in der Grube angekommen ist, tut gut daran, nach oben zu schauen. Nur von dort kann Licht und Hilfe kommen.

Die ersten acht Verse beginnen mit einer dürstenden, schmachtenden und suchenden Seele, die sich in der herbergslosen Wüste Judas verborgen hält und enden mit einem Jubellied, das David aus dem erquicklichen Schatten der Flügel des Allmächtigen anstimmt. Hierunter weiß er sich vollkommen sicher und geborgen, trotz allem, was ihm überkommen ist, als sein Sohn Absalom ihm nach dem Leben trachtete und vertrieb.

Woher diese plötzliche Umkehr? Das Geheimnis dieser Veränderung enthüllt Vers 2: „Gott, du bist mein Gott! Ich suche dich“. Als ihn das Gefühl, von Gott verlassen zu sein, überkam, kehrte Er seine Augen von dem dürren, trockenen Wüstenboden ab und hob seine Augen auf zu Gottes Heiligtum. Das Ergebnis der Erinnerung an Gott und des Sehens auf Ihn war, dass seine dürstende Seele mit der allerbesten geistlichen Nahrung gesättigt wurde: Fett und Mark. Danach war es nur noch eine Sache von Mund öffnen, und die jubelnden Töne schwangen aus dem Herzen hervor.