Herr, zögere nicht! (Psalm 70,6)

Wann David diesen Psalm gedichtet hat, wissen wir nicht. Wir finden den Psalm fast wörtlich in Psalm 40 wieder (V. 14–18). Es ist möglich, dass David einen Teil dieses Psalms zum Gebrauch im Gottesdienst ausgewählt hat. An sich ist das nicht befremdend. Während der einen Zusammenkunft singen wir alle Strophen eines geistlichen Liedes und ein anderes Mal singen wir nur ein oder zwei Strophen daraus.

David hat das möglicherweise zum Ende seines Lebens hin so zusammengestellt, als er viele Vorbereitungen für den Bau des Tempels und der Einrichtung des Gottesdienstes getroffen hat. Es ist ein Psalm für den Vorsänger.

In Psalm 40 sehen wir den Herrn Jesus als das Brandopfer: „Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.“ Er kam, um Gott zu verherrlichen. In diesem Psalm sehen wir Christus als das Sündopfer. In der Überschrift zu diesem Psalm steht: „Zum Gedächtnis [Gedächtnisopfer]“.

Damit ist zweifellos das Sündopfer gemeint, bei dem ein Israelit seiner Sünden gedachte. Dabei hatte er das Wissen: Gott gedenkt meiner Sünde, dieser Sünde, nicht mehr. Hieran gab es kein Ende. Immer wieder musste es geopfert werden.

Daher musste eine andere Lösung kommen. Ein Lösung, die ein für alle Mal hieran ein Ende setzen würde. Ein Opfer mit ewiger Gültigkeit. Das hat Gott Eva und vielen nach ihr versprochen. Davon hat auch David gewusst. Danach hat er verlangt. Deswegen ruft er aus: Herr, zögere nicht; komm doch bald. Nach ihm haben viele diesen Augenblick herbeigesehnt, dass diese Verheißung erfüllt würde. Als Simeon in Lukas 2 den Herrn Jesus in den Armen hält, ruft er das aus: „Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht in Frieden, denn meine Augen haben dein Heil gesehen.“ Gottes Verheißung ist erfüllt.