Hat Gott vergessen, gnädig zu sein? (Ps 77,10).

Asaph, der diesen Psalm schrieb, lag viele Abende schlaflos auf seinem Bett. Er lag da und dachte nach, was er so alles schon in seinem Leben erlebt hatte und wie er Gott in all diese Ereignisse eingliedern konnte. Doch das gelang ihm nicht. Es schien, als wenn all diese Dinge in seinem Leben ohne Sinn und Bedeutung gewesen waren. Wo war Gottes Hand nun? Selbst wenn Asaph davon nichts begreift, eine Sache weiß er: Würde Gott je vergessen, gnädig zu sein? Nein, sicher nicht! Gott ist und bleibt gnädig. Das weiß Asaph. Nicht, weil er das verdienen würde, sondern weil Gottes Wesen Gnade ist.

Es überkommt jeden Menschen, dass er sich die Frage stellt, was nun wohl der tiefere Sinn all dessen ist, was er erlebt. Manchmal sind unsere Mitmenschen sehr schnell damit, uns die konkreten Absichten, die Gott mit den Ereignissen hat, aufzuzeigen. Sie sagen dann: „Daraus gehst Du geistlich gestärkt hervor“, oder: „Gott benutzt das, um dir geistliche Lektionen zu erteilen.“ Zweifellos ist das oft wahr, doch es klingt manchmal auch etwas oberflächlich.

Asaph ist nüchterner. Er verweist nicht auf das „Ziel“ dessen, was geschieht. Er lässt das Geheimnis des Handelns Gottes ein Geheimnis bleiben. „Im Meer ist dein Weg“, sagt er treffend, „und deine Fußstapfen sind nicht bekannt.“ Wer auch immer etwas erraten will, die wirkliche Bedeutung des Handelns Gottes bleibt nur Ihm bekannt. Mehr ist für Asaph auch nicht nötig. Seine Kraft und sein Trost liegen nicht in der Bedeutung der Ereignisse, sondern in der Tatsache, dass Gott selbst sie in der Hand hatte. Dass Gott gnädig ist und bleibt. Auf dieselbe Art und Weise dürfen wir auch vertrauen. „Gott, dein Weg ist im Heiligtum! Wer ist ein großer Gott wie Gott?“